Die Lebensgeschichte des Georg Kulzer


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geschrieben von ihm selbst.

Aus dem Deutschen ins Englische übersetzt von Mary Obermiller Kulzer.

Rückübertragung aus dem englischen Konzept in die deutsche Sprache von Bezirkstagspräsident und Landrat Johann Pösl unter Mitarbeit von Dipl.-Hdl. Finemarie Brusch.

Digitalisiert und nach Markdown/HTML übertragen von Andreas Heiduk.

Als ich geboren wurde, schrieb man den 22. April 1831. Mein Vater, Johann Adam Kulzer, und meine Mutter, Margaritha Rauch mit Namen, waren beide in einem Dorf namens “Saubersrieth” in der Nähe von “Moosbach” im Königreich Bayern in der “Oberpfalz” geboren worden. Meine Eltern waren Bauern. Ich war das 2. Kind in der Familie. Mein älterer Bruder war 1829 zur Welt gekommen, also 2 Jahre älter. Meine Eltern lebten in schlechten finanziellen Verhältnissen. Sie hatten zwar viel Land und ein gutes Haus, aus Steinen gebaut, aber auch viele Schulden. Mein Bruder mußte deshalb, als er erst 7 Jahre alt war, bereits eine Herde von 18 Stück Rindvieh hüten. Das bedeutete, daß er sie von den verschiedenen Nachbarn zusammenholen mußte – er machte dabei die Runde von Haus zu Haus – und sie dann zur Weide, einem schmalen Streifen Landes, zu treiben hatte. In Amerika würde man einen siebenjährigen Jungen als viel zu schwach für eine solch verantwortungsvolle Arbeit, ja sogar als zu jung ansehen, um auch nur die Schule besuchen zu können. Mein Bruder mußte diese Herde viermal am Tag auf einem schmalen Weg treiben, der auf beiden Seiten von bebauten Feldern begrenzt war. Im Herbst, wenn das Wetter zu kalt war, mußte er beim Dreschen helfen. Gedroschen wurde damals, indem man das Getreide auf die Tenne legte und mit einem Flegel durch fortwährendes Schlagen auf das Getreide dasselbe vom Stroh trennte. Das Stroh wurde dann weggenommen, das Getreide gesiebt und für den Winter aufbewahrt.

Auch an den kältesten Morgen mußte mein Bruder aufstehen. Ich hatte oft Mitleid mit ihm. Er mußte den Handpflug führen und wenn er ihn nicht gleichmäßig hielt, wurde er über den Rücken geschlagen. Wenn er beim Kartoffelgraben mit seiner Arbeit nicht mit den anderen mithielt (d.h. wenn er mit seiner Arbeit nicht ebensoweit war, wie die übrigen Leute), so bekam er mit dem Hackenstiel eins hinten drauf. Zu jener Zeit begann ich zu begreifen, was die Zukunft für mich bereithielt, aber es bestand ein Unterschied zwischen meinem Bruder und mir: er war freundlich und geduldig und ich hatte Temperament; er stand still und nahm die Beschimpfung hin, während ich weglief und vielen Bestrafungen, die ich oft verdient hatte, entfloh. Aber diese strenge Zucht half, allmählich die Schulden meines Vaters Heim zu verringern, so daß, als ein weiterer Bruder geboren wurde, die Hälfte der Schulden bezahlt war.

Zwei weitere Kinder wurden geboren und starben wieder. Eine Schwester starb mit 12 Jahren und später wurden dann 4 weitere Kinder geboren: Johann, Johann Adam, Joseph und Schwester Barbara, aber als sie alt genug wurden, um bei der Arbeit helfen zu können, waren die schweren Zeiten so ziemlich vorbei. Zu jener Zeit waren mein Bruder und ich aufgearbeitet. Wir waren alle zusammengebrochen (überarbeitet). Bei all dieser schweren Arbeit war bei meinen Eltern Essen sehr knapp (waren meine Eltern sehr knapp mit Lebensmitteln), aber später, als die Schulden bezahlt waren und meine Brüder bei der Arbeit mithalfen, wurde es besser.

Inzwischen war ich 15 Jahre alt geworden und hatte als Steinhauer (Steinmetz) gelernt. Wir hatten damals 2 Betriebe, Landwirtschaft und Steinhauerei. Das brachte Geld, so wurden die Schulden bezahlt und wir versuchten, Vermögen zu erwerben, um, wenn wir erwachsen sein würden, ein eigenes Heim gründen und heiraten zu können, wie es in diesem Lande Brauch war.

Als ich 16 Jahre alt war, wurde ich sehr krank und mußte 16 Wochen im Bett bleiben. Ich bestand nur mehr aus Haut und Knochen, gerade wie ein Skelett. Einmal dachten alle, ich sei gestorben, und läuteten schon die Kirchenglocke (Sterbeglocke, Totenglocke), wie es üblich war, wenn jemand starb. Ich war tot, vermutlich 3/4 Stunden lang, und überraschte jedermann, als ich wieder erwachte. Nachdem ich wieder zu Leben gekommen war, erholte sich meine Gesundheit sehr schnell und ich wurde rasch ein sehr lebhafter junger Mann. Da jedoch mein Vater mit dem Geld sehr karg war, hielt er mich dadurch vom Eintritt in irgendwelche Geselligkeit ab. So beschloß ich, Geld für mich selbst zu verdienen, und begann mit einem Innendekorateur zu arbeiten; ich verdiente ziemlich gut, aber nachdem ich von zu heiterer Natur war, wurde das Geld in meinen Taschen nicht schimmelig.

Ich war schmal gebaut, ungefähr 5 Fuß 4 Inches (1,63m) groß, da ich aber lebhafter und sonniger Natur war, wurde ich bald allseits bekannt und schätzte das Leben in Gesellschaft. Ich war bei jedermann beliebt und wurde überall, wohin ich kam, gut aufgenommen. Wann immer ich auch an einen fremden Ort kam, an dem mich niemand kannte, und es war gerade Tanz oder eine andere gesellige Veranstaltung in Gang, so war ich in weniger als einer halben Stunde die bekannteste Persönlichkeit dort, denn es war meine Art, ehrlich (aufrichtig), witzig und freundlich zu jedermann zu sein.

Es ist nicht gerade passend, sich selbst zu rühmen, aber ich liebe die Wahrheit und niemand kann mir nachsagen, daß ich jemals jemanden durch Falschheit oder Unwahrheit geschädigt hätte. Zu jener Zeit war ich in meinem 18. Lebensjahr und nahm immer mehr zu an Leben und Schmiß (Übermut).

An einem Sonntag im Mai im Gottesdienst (in der Kirche), der in dem ungefähr eine Stunde von zuhause entfernten Dorfe namens “Moosbach” für die 99 Familien dieser Ortschaft und die Familien von 10 anderen kleinen Dörfern abgehalten wurde, kam eine junge Dame, schlank, nett und klein von Statur, offensichtlich ungefähr 16 Jahre alt, auf mich zu und sprach mit mir. Ich starrte sie an. Ich dachte, daß sie das allerschönste Mädchen sei, das ich je gesehen hatte. Zumindest erschien sie mir so, ganz gleich, ob sie sonst jemand einfach (nicht hübsch, wie alle anderen aussehend) oder schön finden würde. Für mich war sie immer das allerschönste Mädchen der Welt und ich verliebte mich auf den ersten Blick, ohne darnach zu fragen, wie sie heiße oder wo sie lebe. Sie wohnte in “Harmone” (muß “Heumaden” heißen!). Sie wußte meinen Namen nicht und ich nicht den ihren. In jenem Alter konnte ich die menschliche Natur (nicht?) beurteilen und konnte nicht sagen, ob ich sie ebenso beeindruckte, wie sie mich, aber sie fing mich ein (bestrickte mich), wie eine Spinne ein Netz um eine Fliege webt, so daß sie nicht mehr entrinnen oder sich selbst befreien kann.

Dieses junge Mädchen wob ein Netz um mich und ich war gefangen. Alle meine Gedanken und mein Herz gehörten diesem jungen Mädchen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Später wurden wir näher bekannt und ich fragte sie nach ihrem Namen und wo sie wohnte. Sie hieß Margaritha Winter. Es dauerte nicht lange und ich besuchte sie zuhause, in ihrer Mutter Haus – ihr Vater war bereits gestorben. Durch Beobachtung wußte ich, daß sie mich ebenfalls bevorzugte. Ihr Vater starb in seinem 35. Lebensjahr an einer Darmentzündung. Es waren 5 Kinder in der Familie, das älteste ein Mädchen, dann meine Margaritha 3 Jahre jünger, dann drei Knaben, der älteste Johann, dann Michael und Matthias, der geboren worden war, nachdem sein Vater bereits gestorben war. Wir können verstehen, daß die Mutter – da ja die Kinder alle noch klein waren, als der Vater starb, – gezwungen war, wieder zu heiraten. Der Mann, den sie ehelichte, entpuppte sich als ein mürrischer, grober und harter (grausamer) Stiefvater. Bevor die Mutter wieder heiratete, kamen die Kinder und sie gut durch, aber als der Stiefvater hinzukam, ging alles den Krebsgang und die Mutter wurde mißhandelt. Da schritten die beiden ältesten Mädchen ein. Als der Stiefvater die Mutter wieder schlagen wollte, griffen ihn die beiden an und es dauerte nicht lange, da hatten sie ihn von der Mutter getrennt und hinausgeworfen. Von jener Zeit an ging alles wieder besser, aber nicht mehr für lange, denn die Mutter starb mit 45 Jahren.

Nachdem die Mutter gestorben war, mußten verschiedene Regelungen getroffen werden, um den Betrieb zu erhalten. Die Familie schlug vor, Margarith solle die Führung übernehmen, aber sie weigerte sich (lehnte ab) und sagte “nein”. Sie wollte, daß ihre Schwester den Hof übernehme, da dieselbe 3 Jahre älter sei und sie nicht gebunden sein wollte. Sie war damals noch nicht ganz 16 Jahre alt, aber ungewöhnlich hell (klug) für ihr Alter. Margarith wollte die Verantwortung nicht, obwohl harte Zeiten eine gute Schule für junge Leute sind. Sie wollte erst das Leben genießen (sich erst des Lebens erfreuen) bevor sie das Joch des Ehelebens auf sich nehmen würde.

Dies alles geschah vor der Zeit, da ich sie traf (kennenlernte). So übernahm ihre ältere Schwester alles. Als sich das so zutrug und bekannt wurde, da kam ein junger Mann namens Georg Rauch, ein Bruder meiner Mutter, zu dieser Schwester und trug ihr Heirat und Hilfe an. Sie nahm das Angebot bald darauf an und heiratete ihn.

Schnell wurde ich mit meinem “Moiderl” (meinem kleinen Mädchen) besser bekannt und begann sie aufzusuchen (zu besuchen). Sie schien sich über meine Besuche zu freuen und es dauerte nicht lange, bis ich ihr den ersten Kuß stahl. Bald darauf wünschte sie sich als Dienstmädchen zu verdingen, da ja ein neuer Herr im Haus war und ihre Hilfe nun nicht mehr benötigt wurde.

Wir waren damals verlobt, obwohl wir noch sehr jung waren, ich war 18 und sie 16. Wir waren beide sehr glücklich, aber es konnte noch viel geschehen, bevor wir alt genug sein würden, um an eine Heirat denken zu können.

Wie ich schon vorher sagte, verdingte sich mein Moiderl nach auswärts und – ob es nun geplant war oder ob es sich sonst so ergab – sie begann für einen Bauern in meinem Heimatdorf (dem Dorf, in dem ich lebte,) zu arbeiten. Der Name des Bauern war “Matthias Henner” (muß “Kiener” heißen), ein ziemlich grober, unhöflicher Mann, für den schwer zu arbeiten war. Aber es hatte zumindest den Vorteil, daß wir einander sehen konnten. Ich fühlte mich wie im zweiten Himmel, denn “mei kloins Moiderl” (mein kleines Mädchen) auch nur zu sehen, gab mir damals mehr Glückseligkeit, als ich je in Worten auszudrücken könnte. Mein Moiderl hielt es ein ganzes Jahr auf diesem Platz aus, denn sie hatte sich für ein Jahr verdingt. Dann wechselte sie zu einem anderen Bauern im gleichen Dorf. Dessen Name war “Simon Voit” und für ihn war viel besser arbeiten. Bis zu jener Zeit hatte sich mein Himmel nie getrübt, aber das konnte nicht immer so bleiben. Wie in jedem Dorf, so gab es auch hier “Dorftratschen” (Klatschbasen, Stadtklatschen), die es als ihre Aufgabe (ihr Geschäft) ansahen, meine Eltern darüber zu informieren, daß ich sehr oft ein Mädchen traf und daß wir beide sehr verliebt zu sein schienen. Das machte für mich das Leben zu Hause außerordentlich ungemütlich, da ich ja schon erwähnte, daß mein Vater meinem Bruder und mir gegenüber sehr streng war. Mein Bruder lebte immer noch zuhause. Daraufhin war ich es, der am schlechtesten behandelt wurde. Meine Eltern waren mit meinem Moiderl nur deshalb nicht einverstanden (nur aus dem einen Grunde nicht einverstanden), weil es aus einer armen Familie kam und nichts von zuhause erwarten konnte, denn das war das einzige, wonach in meinem Land gefragt wurde: “Hat sie etwas Geld?” oder “Wieviel wird sie von zuhause mitbekommen?” Abgesehen davon konnte ein Mädchen schielen oder bucklig sein, ja sogar blind, solange es nur Geld hatte. Meine Eltern wollten, daß ich unter Eid verspreche, mein Moiderl nie mehr zu treffen. Aber wie konnte ich! Ich hätte mich eher köpfen lassen, als das versprechen. Um jedoch zuhause bleiben zu können, mußte ich vorsichtig sein, so daß mich niemand erwischen konnte, wenn ich mit meinem Moiderl reden würde. Aber das war eine schwierige Aufgabe, denn in unserem Dorf gab es einige arme Frauen, die sich ein Geschäft daraus machten, herumzuschnüffeln (herumzuspionieren) und die Neuigkeiten meiner Mutter zuzutragen, um etwas zum Essen dafür zu bekommen. Das verschlechterte meine Angelegenheit noch (machte die ganze Geschichte für mich noch schlechter), da ich nun jeden Schritt, den ich tat, überwacht wurde. Und um die Situation noch verfahrener werden zu lassen, wurde mein Moiderl immer bekannter und es war niedlich (hübsch, nett) und fesch (smart). Es wurde bald sehr beliebt und hatte viele Anbeter (Bewunderer). Das machte meine Eltern erst recht außerordentlich ärgerlich. Daraufhin sagten sie, es hielt mich zum Narren (zum besten), aber ich fluchte, ich wisse es besser. Der Ärger meiner Eltern wurde jedoch so schlimm (ernsthaft), daß ich ein halbes Jahr von meinem “kloin Moiderl” wegbleiben mußte. Da ich das nicht aushalten konnte, verließ ich meines Vaters Haus und ging an einen anderen Ort namens “Sandorth” (muß sicher “Schwandorf” heißen!), wo ich Arbeit in einem Kohlebergwerk fand. Das war ungefähr 18 Stunden von zuhause entfernt. Ich arbeitete 3 Monate dort und der Chef war erstaunt, daß ich es aushielt, aber ich betrachtete es gar nicht als schwere (harte) Arbeit. Wenn es eine Arbeit gab, die keiner verrichten wollte, so sagte der Chef: “Gut, schicke (beauftrage) Kulzer, der macht’s schon!” Ich erhielt 16 Mark oder Gulden, wie man damals sagte. Alle 2 Wochen erhielt ich meinen Lohn, 16 Mark.

Ich hätte mein ganzes Leben lang dort arbeiten können, wenn ich nur mein “kloins Moiderl” in der Nähe gehabt hätte. Aber so, wie es war, schien es mir eine Ewigkeit! Ich mußte meinen Schatz sehen! So ging ich die 18 Stunden oder 54 englische Meilen an einem Tag, um mein Moiderl zu treffen. Zu jener Zeit war gerade sein Jahr um und es konnte mein Heimatdorf verlassen und ging nach “Moosbach”, um dort für eine reiche Familie als erstes Mädchen und erste Köchin zu arbeiten. Sie blieb 2 Jahre dort und berief sich auf diese Zeit (nannte sie in der Rückerinnerung) stets als die besten (schönsten) 2 Jahre ihres Lebens. Sie wurde wie zur Familie gehörend behandelt. Damals hatte ich mein 20. Jahr erreicht und mein Moiderl sein 18. Es war gut entwickelt, hatte eine feine Figur, war gut gebaut, anziehend und gesund. Nun arbeitete sie in dem Dorf, in das wir an Sonntagen zur Kirche gingen, aber es ist schwer, einen Knoten gegen die Vorsehung zu knüpfen. Gar bald fand ich heraus, daß mein Weg nicht so einfach sein würde, wie ich annahm. Ich fand bald heraus, daß die Eifersucht die Leute versucht, schlecht über anziehende Mädchen zu reden. Doch ich wußte ja, daß sie gut und rein war, daß sie ihre Anbeter (Bewunderer) nur zum Narren hielt, ich wußte ja, daß sich bis zu dieser Zeit kein heiratsfähiger junger Mann um sie beworben hatte (sie besucht hatte). footnote:[Im Konzept steht: “junger verheirateter Mann”, es dürfte sich dabei doch aber um einen Übersetzungsfehler handeln?] Ich wußte nicht, was Eifersucht war, aber ich fand es bald heraus. Ich war zu sicher. Ich war die erste und einzige Liebe.

Während dieser Zeit erkrankte ich an Lungenentzündung. Ich habe nicht erwartet, sie zu überleben und niemand sonst erwartete es. Ich lag 4 Wochen im Delirium und gab die Hoffnung auf, mein “Moiderl” noch einmal zu sehen. Ich war willens zu sterben, wenn ich sie nur noch einmal sehen könnte, aber das stand außer jeder Frage, denn ich lag in meines Vaters Haus und meine Eltern nützten diese Gelegenheit (Tatsache) aus. Ich war hilflos und mußte versprechen, daß ich mein “kloins Moiderl” nie mehr treffen würde. Das machte mich noch versessener darauf (begieriger darauf), mein Moiderl wiederzusehen, denn ich hatte ja alle Hoffnung aufgegeben, je wieder gesund zu werden. Ich wies alle Medizin zurück. Ich wollte sterben. Man sagte mir, ich würde sterben, wenn ich die Medizin nicht nehmen würde. Aber ich wollte ja sterben! Das Leben ohne meinen Schatz bedeutete mir gar nichts. Ich sah mich selbst im Sarg und sah den Priester und den Leichenzug – aber ich starb nicht.

Es dauerte 2 Monate, bis ich meine Gesundheit wieder erlangt hatte. Meine Eltern bestanden immer noch darauf, daß ich nach Geld heiraten sollte, denn ich sollte (wollte?) ein paar hundert Dollar von zuhause mitbekommen und mein Moiderl gar nichts. Das war der einzige Einwand, den meine Eltern gegen mein Moiderl hatten. Sie sagten, sie hielte mich nur zum Narren und sie sollte mehr Rücksicht auf mich nehmen (mehr Respekt vor mir haben) und sich nicht mit anderen unterhalten. Sie betrachteten das als einen Skandal, aber ich wußte das Gegenteil. Meine Eltern meinten es gut mit mir, denn sie dachten, wir würden nie fähig sein, uns einen Hausstand zu gründen (ein Heim für uns selbst aufzubauen), und das ist das Hauptziel der Eltern in jenem Lande. Liebe bedeutet ihnen gar nichts. Da ereignete es sich, daß eine Hochzeit in unserem Dorfe sein sollte und ein Tanz nach beendeter Zeremonie. Ich konnte es nicht länger aushalten. Ich mußte mein Moiderl einfach sehen! Ich konnte nicht selbst gehen, um es zu holen, so sandte ich einen meiner Freunde, um es abzuholen, und es kam auch. Es schien mir eine Ewigkeit vergangen zu sein, seit ich mein Moiderl das letzte Mal gesehen hatte. Ich war so glücklich, daß Worte meine Glückseligkeit nicht ausdrücken konnten; aber dieselbe war nicht von langer Dauer. Als meine Eltern davon hörten, wurden sie so zornig, daß ich zu wählen hatte zwischen meinem Moiderl und meinen Eltern. Ich hatte nicht die Absicht, mein Moiderl aufzugeben, aber ich mußte so tun, als ob, (es vorgeben, heucheln, zum Schein so tun), oder mein Zuhause verlassen. Ich hoffte, es würden in Zukunft bessere Zeiten kommen und alles würde vergessen werden.

Und so kam es, daß ein junger Mann in das Dorf kam, in dem mein Moiderl arbeitete. Er war über alle Maßen schön, groß, dunkles Haar, eine wohlgeformte Stirn, ein perfekt geformtes Kinn, eine tadellos geformte Nase, in der Tat, kein Künstler hätte eine tadellosere Figur malen können. Seine Haut war wie Milch und Blut. Ich konnte nicht anders (ich konnte mir nicht helfen), ich mußte ihn selbst bewundern, obwohl mein Herz schmerzte, als ich herausfand, daß er meinem kleinen Mädchen den Hof machte. Ich muß zugeben, ich konnte es ihr nicht übelnehmen, daß sie seine Gesellschaft annahm, denn so ziemlich jedes Mädchen würde einen so schönen Mann einem anderen gleich mir bevorzugt haben. Im Vergleich zu ihm war ich nur ein Zwerg, aber ich wurde fast wahnsinnig und gab alle Hoffnung auf, so daß ich wegblieb und mein Moiderl fast ein Jahr nicht sah. Zu jener Zeit war gerade in allen Nachbardörfern Tanz. Ich mußte Zerstreuung (Ablenkung) finden, da ich es nicht aushalten konnte, allein zu sein, und versuchte mich mit dem Gedanken vertraut zu machen (mich mit dem Gedanken auszusöhnen, mich an den Gedanken gewöhnen), daß es diesen ansehnlichen (hübschen) Mann mehr liebte als mich, da ich mich ja selbst nicht davon abhalten konnte, ihn zu bewundern. Ich traf viele hübsche und wohlsituierte Mädchen auf diesen Tanzveranstaltungen, aber wenn sich eine an mich hing, nachdem der Tanz vorbei war, so tanzte ich nie mehr mir ihr. Doch hätte ich die ganze Welt abgejagt, ich hätte nirgends das Mädchen finden können, das mir mein Moiderl hätte ersetzen können (das mir hätte Ersatz für mein Moiderl sein können). Das mag verrückt klingen, aber was für eine wunderbare Welt würde das sein, wenn alle mit jener reinen, einfachen Liebe lieben würden, mit der ich jenes kleine Mädchen liebte.

So verging mehr als ein Jahr, bis ich Gelegenheit fand, mein Moiderl wieder zu sprechen. Es fragte mich, warum ich es nie mehr besuchen kam. Ich sagte ihm, es habe bessere und schönere Anbeter als mich und würde sich nichts daraus machen, mich zu sehen. Es antwortete: “Ach, so denkst Du von mir? Du warst meine erste Liebe und bist es noch. Kein anderer kann Deinen Platz in meinem Herzen einnehmen. Du warst es, der mich aufgegeben hat!” Es sagte: “Konntest Du nicht sehen (hast Du nicht gemerkt), daß ich mich über diesen jungen Kerl nur lustig gemacht habe? (?) Ja, ich hätte mir unter allen jungen Männern im weiten Umkreis nur einen auszusuchen brauchen, aber ich war Dir treu, ich gab Dir mein Herz und Du hast mich aufgegeben!” Nur jemand, der jemals eine ähnliche Erfahrung gemacht hat, kann ermessen, wie glücklich ich war. Mein Herz sprang vor Freude. Zu jener Zeit hatte ich mein 22. Jahr erreicht, mein Moiderl ihr 20. Ich begann es öfter zu besuchen, ohne Rücksicht auf meine Eltern (unbekümmert um meine Eltern), und dieser schöne junge Mann – ich vergaß seinen Namen und wünschte, ich könnte mich daran erinnern – ging um das Haus, um nur wenigstens einen Schimmer meines Moiderls zu erhaschen, aber es hatte keine Zeit für ihn und gab ihm zu verstehen, daß er nicht willkommen sei. Es mag komisch (spaßig) erscheinen, daß ich nur diesen gewissen jungen Mann erwähne, denn es hatte viele Bewunderer, aber dies war der einzige, der des Erwähnens wert ist.

So ging es ein paar Monate. Dann kam ein anderer junger Mann, ein Möbelschreiner, ein sehr feiner Mann. Er machte meinem kleinen Mädchen einen Antrag und wünschte, es sollte mit ihm nach Amerika gehen. Das setzte ihm eine Idee in den Kopf. Es hatte nie zuvor an Amerika gedacht, aber Amerika würde der richtige Ort für uns sein. So wurde denn entschieden, daß Amerika unsere zukünftige Heimat sein würde. Das gefiel mir (paßte mir) wunderbar. Ich sah keine bessere Chance, mein Moiderl zu gewinnen. Wenn wir in ein fremdes Land gingen, konnte sich niemand mehr in unsere Pläne einmischen (niemand mehr unsere Pläne stören). So entschlossen wir uns, nach Amerika zu gehen. Wir hatten beide zusammen genügend Geld, unsere Fahrkarten nach Amerika zu kaufen. Wir dachten nicht weiter. Was wir tun würden, wenn wir nach Amerika kommen würden, kam uns niemals in den Sinn. Aber wir würden es wohl schnell genug herausfinden, wenn wir dort ankommen würden. Wir machten unsere Pläne. Sein 2. Dienstjahr würde bald herum sein und es würde frei sein, um fort zu können. Es wollte heim zu ihrer Schwester gehen, die im Dorf “Harmone” (=Heumaden) lebte. Als es jedoch ihre Arbeitgeber davon in Kenntnis setzte, im Frühjahr weggehen zu wollen, versuchten sie alle erdenklichen Wege, ihm das Weggehen auszureden. Sie sagten, sie hatten nie einen Dienstboten, auf den sie sich so verlassen konnten, wie auf mein Moiderl.

Mein Moiderl war so gewissenhaft und tat alles so gut und gerade auf die Art und Weise, wie sie es getan zu haben wünschten. Diese Leute hatten eine Konditorei und verkauften Süßigkeiten wie Plätzchen und Konditorwaren (feines Backwerk). Sie hatten keine Kinder und waren reich (wohlhabend). Sie schauten auf mein Moiderl als wäre es ihr eigenes Kind und wenn es bei ihnen geblieben wäre, solange sie lebten, würden sie ihm all ihr Eigentum vermacht haben. Aber es half alles nichts. Wir mußten nach Amerika gehen. Die Frau (Dienstherrin) sagte: “Du wirst es bereuen! Du wirst es in Amerika nie so schön haben, wie Du es bei uns hattest!” Oh, wie recht die Frau hatte (wie wahr die Frau sprach)! Aber die Menschen sind nicht auf der Welt, um nur gerade eine gute Zeit zu haben, und nicht immer gesegnet mit weltlichen Gütern und vollkommener Glückseligkeit! Das Geld nimmt nicht immer den Platz der Liebe ein (ersetzt nicht immer die Liebe) und so siegte in diesem Fall die Liebe! Ich wußte von nun an, daß ich meinem kleinen Mädchen vertrauen konnte und es wollte mein sein und nur der Tod würde es mir nehmen können. Die Ablehnung eines solch schmeichelhaften Angebots, wie es ihm seine Dienstherrin gemacht hatte, und wie es mein Moiderl abgelehnt hatte, das war Beweis genug, so daß ich wirklich nicht mehr verlangen konnte.

Nun, wie die Neuigkeit meinen Eltern beibringen? Ich ging zu einem Onkel des Schwagers meiner Mutter (zu einem Onkel von meiner Mutters Schwester Mann) namens “Wolfgang Fail”, der in unserem Dorf lebte. Ich erzählte ihm von unseren Plänen und bat ihn, meine Eltern aufzusuchen und sich für mich zu verwenden (Fürsprache für mich einzulegen) und zu sehen, ob sie ihre Einwilligung zu unseren Plänen geben würden oder nicht. Ich wußte bereits, was ich wollte, aber ich wollte fair sein und ihnen eine Chance geben, ihre Einwilligung zu erteilen, und um das Zusammenleben angenehmer zu gestalten. Mein Onkel sprach mit ihnen und erklärte alles und da sie meinen Onkel ziemlich gerne hatten, hörten sie ihm zu und gaben nach. (“Ende gut, alles gut!”) Dann gaben sie zu, daß sie gar nichts gegen mein Moiderl selbst hatten, außer daß es ein armes Mädchen war und sie meinten, es hätte mir gegenüber mehr Respekt haben sollen (mehr Rücksicht auf mich nehmen müssen) und nicht anderen jungen Männern schön tun sollen (?), denn ich würde von zuhause einige hundert Dollar bekommen und würde als ein guter Fang angesehen.

Nun kam die Zeit, in der wir vieles bedenken mußten (uns um vieles kümmern mußten). Bis zu jener Zeit waren wir nur Kinder. Wir kannten einander 4 Jahre und waren praktisch verlobt, aber daß wir uns eines Tages unseren eigenen Herd schaffen müßten, daran zu denken, hatten wir uns nie die Zeit genommen. Wir dachten nur an die Liebe. Nun kam der Wendepunkt von meiner Kindheit zur Wirklichkeit, nachdem ich mein 22. Jahr vollendet hatte. Mein Moiderl war in ihrem 20. Wir begannen zu begreifen, daß wir nun Verantwortung zu tragen haben würden (Verpflichtungen nachzukommen haben würden) und bereiteten uns auf unsere Reise vor. Meine Eltern begannen mein Moiderl zu respektieren, als sie sahen, war für ein guter Organisator (Manager) sie war, und sie glaubten daran, daß es mich liebte, so daß sie alles taten, was in ihrer Macht stand, bis zum Frühjahr genug Geld für mich aufzubringen, so daß keine Verzögerung eintreten würde und wir unsere Reise nach Amerika antreten könnten. So konnten wir uns nichts vorstellen oder denken, das womöglich unsere Reise verzögern könnte. Aber so leicht sollte es nicht sein! Ich hatte daran gedacht, daß ich in dem Alter war, in dem ich zum Militärdienst einberufen werden konnte. Es waren Anordnungen erlassen worden, daß jungen Leuten keinerlei Pässe zum Verlassen des Landes genehmigt werden dürften, da Kriegsgerüchte umliefen. Nun hätte ich vielleicht nie einzurücken brauchen, denn ich war klein von Gestalt, aber das würde nicht als Entschuldigung gelten, da ja niemand einen Paß bekommen konnte und die Anordnung strikte befolgt wurde. Erst kürzlich waren mehrere Familien zurückgeschickt worden, die Söhne in militärpflichtigem Alter hatten. Nun mein Moiderl zu verlieren oder es zu enttäuschen, nachdem es alles für die Reise fertig hatte, das konnte einfach nicht sein! Nachdem ich nun ihres Besitzes so sicher gewesen war, sank mein Herz. Ich ging daran, einen Plan auszuhecken. Endlich entschied ich mich, das Risiko zu wagen und das Land ohne Paß zu verlassen. In der Zwischenzeit brachten meine Eltern 200,– Mark auf, welche die Kosten für meine Überfahrt decken würden. Sie wollten mir nicht mehr geben, denn das Schiff könnte sinken und das Geld wäre verloren. Sie sagten, wenn es notwendig sei, so könnten sie mir Geld schicken, wenn ich in Amerika sei. Mein Moiderl hatte 200,– Mark aus ihrer Mutter Gut und mit dem, was sie selbst erspart hatte, war sie mit ihrer Fahrkarte nicht von mir abhängig.

Früher war mein Vater ein übellauniger (mürrischer) und bösartig (häßlich, garstig) veranlagter Mann und besonders zu meinem Bruder und mir gemein und sehr niederträchtig gegen meine Mutter. Das war schuld, daß ich meinen Vater nicht mochte (nicht leiden konnte), denn ich liebte meine Mutter sehr (mochte sie sehr gerne). So, wann immer mein Vater anfing, nach Mutter zu schlagen, so hielt ich ihn zurück, so daß er sie nicht schlagen konnte, dann ließ ich ihn los und lief davon. Er konnte mich nie erwischen (nie einfangen). Ich wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte, bevor ich zurückkam. Das brachte mich in ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter. Ich pflegte ihr beim Kochen, Backen und Waschen zu helfen und half ihr auch beim Nähen. Einmal schlug mein Vater meinen Bruder so hart, daß er weglief und sich 3 Tage lang versteckte. Das betrübte meine Eltern so sehr, daß sie beinahe rasend (wahnsinnig) wurden. Am 4. Tag stieg mein Großvater auf den Heuboden hinauf, um irgendeine Arbeit zu verrichten, da glaubte er, ein Schluchzen zu vernehmen, und als er suchte, fand er meinen Bruder, der sich selbst so tief ins Heu eingegraben hatte, daß ihn niemand mehr sehen (finden) konnte. Ich kann gar nicht beschreiben, wie erleichtert wir alle waren! Mein Bruder war so schwach, daß er nicht gehen konnte; er mußte vom Heuboden heruntergetragen werden. Aber das brach meines Vaters hitziges Temperament. Er vergaß diesen Vorfall nie. Das war ihm eine Lektion und auch meine Mutter wurde von da an besser behandelt. Mein Bruder war bescheidener (sanfter) Natur und hatte nicht den Mut, Mutter oder sich selbst zu verteidigen, wenn sie Vater schlug. Deshalb waren er und ich so verschiedene Typen. Ich war gerade das Gegenteil von ihm. Ich war lustig und voller Leben. Ich wollte, daß er mit mir zu Tanzveranstaltungen ginge, aber meine Eltern wünschten, daß wir zuhause bleiben sollten. Mein Bruder hörte auf sie und blieb zuhause. Und da er älter war als ich, wollte er mich bevormunden (mir Vorschriften machen), aber das ging bei mir nicht (konnte er mit mir nicht machen). So kam es, daß ich oft im Wirtshaus war und mir eine schöne Zeit machte und er blieb zuhause. Ich war fort, um mir eine schöne Zeit zu machen und hatte keine Schwierigkeiten, sie zu finden (und fand sie auch ohne Schwierigkeiten). Beim Tanz hörten sie häufig auf zu spielen, wenn mein Moiderl und ich zusammen sangen. Wir sangen sehr gut zusammen. Meine größte Freude war (am meisten Spaß machte es mir), wenn ich einem Partner sein Mädchen ausspannen konnte (wegnehmen, abspenstig machen). Das brachte mich oft in einen Zank und manches Mal sogar in eine richtige Rauferei (einen richtigen Kampf); aber ich war schnell (behende) und fürchtete mich vor niemandem, so daß ich immer fähig war, mich selbst zu verteidigen, Mein Moiderl und ich ließen es in der Öffentlichkeit nie merken, daß wir ineinander verliebt waren (daß wir einander liebten) oder daß wir uns sehr gut kannten. Es gefiel mir (freute mich), wenn ich eine ganze Anzahl nett aussehender junger Männer sah, die mein Moiderl umringten und ihm Liebeserklärungen machten (ihr den Hof machten). Waren die Geselligkeiten vorbei, so wußten wir, wo wir einander finden würden.

Nun muß ich zurückkehren zu unserem Plan, wie wir nach Amerika ausreisen und mein Heimatland ohne Paß verlassen wollten. 2 Wochen vor dem Abreisetermin ging ich zu einer wunderbaren Trinkerei (Sauferei). Ich war so betrunken, daß ich eine Woche krank im Bett lag, aber das kurierte mich. Mein ganzes übriges Leben hatte ich keine Lust mehr dazu (hatte ich genug). Dann kam der Zeitpunkt, an dem wir unsere Reise antreten sollten. Es war ungefähr Mitte März 1854. Ich kann mich an das genaue Datum nicht mehr erinnern. Der Rollkutscher kam und holte meines Moiderls Koffer. Ich hatte meinen Koffer bei dem seinigen, mit seiner Anschrift und auch unter seinem Namen. Ich sagte meinem Moiderl kurz Lebewohl, indem ich vorgab, daß ich nicht mit ihm gehen würde. Ich war nicht sicher, ob ich würde fliehen können. Ich wußte, es war eine riskante Angelegenheit (Sache), ohne Paß zur Station zu gehen. Später begleitete ich es zur Station namens “Flob” (muß “Floß” heißen!), 5 Wegstunden entfernt von dem Dorf, in dem ich wohnte. Ich sagte meinem “kloin Moiderl” auf Wiedersehen und ging nach Hause zurück. Von “Flob” (=“Floß”) mußte man per Wagen nach “Bayreith” (=“Bayreuth”), nach “Schavarzunbach” (=“Schwarzenbach a. d. Saale”), von wo man den Zug bis “Haff” (=“Hof a. d. Saale”) nehmen konnte, einer Teilungslinie zwischen “Bayern” und “Sachan” (=“Sachsen”). Wie ich schon vorher sagte, ich kehrte, nachdem ich meinem “kloin Moiderl” Lebewohl gesagt hatte, nach Hause zurück und blieb noch 2 Tage zu Hause. Ich kaufte mir eine feine Brille, einen netten (hübschen, eleganten) Rohrstock (Spazierstock) und einen Zylinder, dann marschierte ich 5 Stunden und nahm mir sodann eine kleine Kutsche (Chaise, im engl. Text “rig”) und fuhr nach “Tripchunreitf” (=“Tirschenreuth”). Von dort nahm ich den Extrapostwagen nach “Waldsachson” (=“Waldsassen”) und “Wansidal” (=“Wunsiedel”), dann nach “Schovarzenbach” (=“Schwarzenbach”). Ich bemerkte auf dem Wege oft, wie mich die Polizisten und Inspektoren beehrten, anstatt mich nach einem Paß zu fragen, denn mit Extrapost zu reisen war etwas besonderes (außerordentliches), nur die Aristokratie reiste so. Die feinste Art Speisen wurden von Bedienungen in Uniform serviert. Das Zeichen (Signal) der Extrapost wurde an jeder Station ausgehändigt, so daß die Extrabedienung sofort gelaufen kam, um mich zu bedienen, denn der Postwagen würde ja nur solange halten, als es brauchte, die Pferde zu wechseln, und schon waren wir wieder davon! Und dann war bereits eine Botschaft vorausgesandt worden, daß wir kommen würden, damit die Pferde schon bereit stünden, wenn wir ankämen. Wir fuhren wie der Wind und kamen schon am 2. Tag nach “Schwarzunbach” (=“Schwarzenbach a. d. Saale”) und noch am gleichen Tag nach “Hoff” (=“Hof a. d. Saale”). Von dort an war es nicht mehr so einfach; Truppen von Polizeioffizieren in Uniform marschierten in der Station auf und ab, aber sie beachteten mich nicht; na, und ich habe sie bestimmt nicht beachtet! Ich benahm mich, als wäre ich ein zu vornehmer (hoher, großer) Aristokrat, um mich um sie zu kümmern. Ich kaufte meine Fahrkarte nach “Leipzuif” (=“Leipzig”) ohne irgendwelche Schwierigkeiten. In weniger als 1/2 Stunde saß ich im Zug auf dem Wege nach “Leipzick” (=“Leipzig”). Doch in “Leipsich” (=“Leipzig”) sollte ich nicht so leicht davonkommen. Ich dachte, ich wäre aufgeweckt (klug, spitzfindig, smart), aber ich fand heraus, daß ich doch nicht so gescheit war, als ich zu sein glaubte. Es war Zeit, die Stadt zu verlassen und mir eine Fahrkarte zur nächsten Station zu kaufen, aber hier waren die Polizisten in gewöhnlicher Kleidung (in Zivil), so daß ich sie nicht erkennen konnte, und ich hatte die Nerven, eine Fahrkarte nach Hamburg zu verlangen. Das machte sie mißtrauisch (argwöhnisch)! Ein Mann an meiner Seite zog seinen Umhang weg, so daß ich seine Uniform erkennen konnte, und fragte mich nach meinem Paß. Glücklicherweise hatte ich so etwas erwartet, bevor ich durchkommen würde! So war ich nicht verwirrt (so kam ich nicht in Verlegenheit). Ich griff in meine Tasche und benahm mich so überrascht, als der Paß nicht dort war; ich durchsuchte alle meine Taschen, aber es fand sich kein Paß. Natürlich konnte ich keinen finden, da ich ja nie einen gehabt hatte! So sagte ich: “Oh, ich ließ meinen Paß im Restaurant!” Er muß mir geglaubt haben, denn ich schien nicht verwirrt zu sein. Er nahm meine Fahrkarte und sagte: “Gehen Sie und holen Sie Ihren Paß und Sie erhalten Ihre Fahrkarte zurück!” Das war der glücklichste Moment meines Lebens. Ich war zwar ungefähr 3 Dollar losgeworden, aber was war das im Vergleich dazu, zurückgeschickt zu werden! Statt dessen lief ich, so schnell ich konnte, aus der Stadt hinaus zur Station. Dort konnte ich eine Fahrkarte nach “Magteburg” (=“Magdeburg”) kaufen, aber ich bemerkte, daß niemand in den Zug gelangen konnte, bevor sie nicht die Fahrkarten eingesammelt hatten, und daß sie sogar in die Abteile gingen und alle Papiere der Reisenden abnahmen. Ich bemerkte alles und setzte meine Denkmaschine in Gang. Ich hatte meine Fahrkarte, so fragte ich nach der genauen Zeit, wann der Zug abfahren würde, blieb sodann weg und ging auf dem Bahnsteig auf und ab und schenkte dem Zug keinerlei Aufmerksamkeit oder benahm mich in keiner Weise so, als ob ich mit dem Zug fahren würde. Ich hatte keinerlei Gepäck, so war es einfacher, und ich wartete, bis der Zug anfuhr. Ich ging ans andere Ende und als der Zug ganz schön in Gang war, erhaschte ich den Griff und schwang mich auf den Zug bevor mich die Polizei bemerken konnte, denn es waren viele Leute dort. Ich schlüpfte durch, ohne bemerkt zu werden, so daß ich nun sicher war, die Gefahr, zurückgeschickt zu werden, sei vorüber. Von da an fuhr ich ohne irgendwelche Schwierigkeiten oder Unterbrechungen und erreichte Hamburg. So kam es, daß ich mein “kloins Moiderl” weggeleitet hatte, noch 2 Tage zu Hause geblieben war und trotzdem am Zug wartete, als es dort ankam, und dabei war ich bereits 3 Tage dort gewesen, um es zu erwarten. Aber ich hatte eine vornehme Fahrt und es kostete mich viel (eine Menge), aber ich war so glücklich! Geld bedeutete mir nichts, solange ich sicher war, mit meinem Schatz zusammen sein zu können.

Mein Moiderl aber hatte viel zu klagen über die Beschwerlichkeiten (Mühen), welche es auf seiner Reise gehabt hatte. Mit ihm waren ein Mann aus unserem Dorf, namens “Georg Michael Gretsif” (“Georg Michael Grötsch”?), zwei ledige (unverheiratete) Mädchen und ein Mann aus “Harmon” (=“Heumaden”), wo meines Moiderls Heim war. Er war der Dorfhufschmied. Seine Frau meinte, sie könne ihn viel mehr lieben, (er wäre ihr viel lieber), wenn er weit von ihr entfernt wäre. Sie hatten Söhne, die das Geschäft weiterführen konnten, so gab sie ihm genug Geld, um nach Amerika gehen zu können, und versprach, daß sie nachkommen würde, falls es ihm dort gefiele. Aber sie dachte, wenn er nur einmal jenseits des Ozeans wäre, so würde sie frei sein, und hatte nicht im Sinn, ihm zu folgen. Gut! Dieser Mann nun sollte sich auf der Reise um die Mädchen kümmern und ihnen helfen, wenn es notwendig sein würde. Man dachte, er habe Übung und Erfahrung im Reisen. Alles ging gut, bis sie nach “Hoff” (=“Hof”) kamen. Dort wurde ihnen gesagt, daß sie ihr Geld gewechselt bekommen müßten. So nahmen ihn die drei Mädchen mit, da sie dachten, er wisse mehr über das Wechseln von Geld und offensichtlich tat er es auch, da er einiges in seine Tasche wechselte. Er war ein Dieb. Beim Zählen des Geldes schob er einiges in seinen Ärmel, ohne daß es jemand bemerkte. Er nahm von einem der Mädchen 50 Dollars. Es hätte nicht mehr genug gehabt, um die Reise zu machen, und hätte nach Hause zurückkehren müssen. Es konnte nichts als weinen, aber mein Moiderl wurde mißtrauisch und zählte sein Geld und stellte fest, daß ihm 25 Dollars fehlten. Aber mit nur Weinen gab sich mein Moiderl nicht zufrieden, sondern sie und die anderen Mädchen gingen und meldeten es. Niemand anderer als dieser Mann hatte mit dem Geld zu tun gehabt, so daß man den Mann rief und ihn anklagte, das Geld der Mädchen genommen zu haben. Falls er es nicht aushändigen würde, würde er ins Gefängnis geworfen werden. Erst leugnete er, aber der Landrichter gab ihm nicht viel Zeit, sich zu entscheiden, und so gab er das Geld heraus. Das regelte die Angelegenheit mit diesem Mann. Mein “kloins Moiderl” mußte sich von da um sein und um mein Gepäck kümmern, aber es war es gewöhnt, für sich selbst zu sorgen. Es war nicht schwer für mein Moiderl und waren wir denn nicht aneinander interessiert und wollten unsere Schwierigkeiten zusammen tragen?

Wir waren nun in Hamburg und unsere Heimat, das Vaterland, lag hinter uns. Wir wurden nun als “Fremdlinge” (fremde Landsleute) angesehen (gezählt, geführt). Wir wußten nur wenig von dem, was die Zukunft für uns bereithalten würde und welchen Preis wir für unsere Erfahrungen bezahlen würden! Nun waren wir also in Hamburg und mußten 11 Tage warten, bis unser Schiff segeln würde. Diese Zeit schien uns nicht lang und wir hatten ja unseren Wunsch erfüllt, zusammen sein zu können.

Die Stadt Hamburg ist groß und hatte viele Attraktionen (Reize, Anziehungspunkte), immer etwas Neues zu sehen und einen Ort, an dem man noch gehen konnte. Wir waren noch nicht verheiratet, würden aber heiraten, sobald wir in Amerika ankommen würden. So reisten wir als Bruder und Schwester. Die 11 Tage vergingen bevor wir uns dessen bewußt wurden und erschienen uns nicht länger als 11 Stunden.

Schließlich kam der Tag, an dem wir segeln sollten. Das war ungefähr Ende März. Wir gingen abends an Bord des Schiffes und glaubten, wir würden die ganze Nacht segeln. Aber was für eine Überraschung bedeutete es für uns am nächsten Morgen, als wir an Deck kamen und wir uns auf einer grünen Wiese befanden. Das war etwas für uns vollkommen Neues, wir hatten so etwas noch nie gesehen oder von so etwas auch noch nie gehört. Als das geschah, war gerade die Zeit der Ebbe.

Endlich konnten wir starten und segelten 8 Wochen mit 600 Passagieren auf dem Schiff. Mit dem ersten strengen Wind wurde außer mir fast jedermann seekrank. Ich war einige Tage schwindelig, aber mein Moiderl wurde sehr krank. Wir segelten ungefähr 6 Wochen und dann kamen sowohl traurige wie auch freudige Tage. Wir segelten zwischen Eisbergen und, oh, wir sahen Land. Ich weiß heute noch nicht, was für ein Land es war. Darnach segelten wir noch weitere 2 Wochen und uns schien, wir würden New York nie mehr erreichen. Zuerst erschien uns die Seereise sehr beschwerlich. Wir waren die Kost nicht gewöhnt. Alles war so salzig, daß wir es kaum essen konnten. Wir erhielten nicht genug Trinkwasser und oft stank das Wasser und war schleimig.

Da war auch ein Schuhmacher an Bord und der beschwerte sich darüber, daß das Wasser unrein sei. Die Schiffsmannschaft wollte ihn in der Gefängniszelle in Haft setzen, aber als wir sahen, was sie zu tun beabsichtigten, schlossen sich alle Passagiere zusammen und drohten, jeden einzelnen der Schiffsmannschaft über Deck zu werfen. Da besannen sie sich (änderten ihre Ansicht) und die Kost wurde besser und wir bekamen daraufhin auch genug gutes Wasser.

Wir kamen gegen Ende Mai (im letzten Teil des Mai) in New York an, um genau zu sein, wir landeten in Pittsburgh. Wir kannten jedoch niemanden oder hatten keine Verwandten, zu denen wir hätten gehen können. Mein Moiderl hatte zwar eine Tante, die vermutlich in Pittsburgh lebte, aber wir hatten ihre Anschrift nicht, so verließen wir New York und fuhren direkt nach Philadelphia.

Wir blieben über Nacht in einer Pension und es schickte sich, daß zur gleichen Zeit ein Doktor dort war. Er bemerkte mein Moiderl und fragte, ob es meine Schwester sei (wie wir uns ja eingetragen hatten). Ich sagte “ja”. Er schien glücklich zu sein, als er das hörte, denn er war ein unverheirateter Mann und wollte eine Frau. Er meinte, es sei gerade jener Typ eines Mädchens, den er wollte. Es war Liebe auf den ersten Blick bei ihm. Er hatte einen netten Platz (nette Stelle, Wohnung, Wohnsitz?) und hielt ein Pferd und einen leichten, vierrädrigen Einspänner, und ich, ihr Bruder, könnte bei ihnen bleiben und mich um das Pferd kümmern. Das wäre die einzige Arbeit, die ich zu verrichten hätte; außerdem solle ich nur das Feuerholz machen. Das war ein gutes Angebot, so sagte ich “ist gut!” (“einverstanden!”). Ich dachte, wir könnten früh am nächsten Morgen fortgehen und das wäre dann das Ende mit Herrn Doktor, aber – sieh’ und schau’! – bevor wir gestartet waren, kam der Doktor mit seinem Pferd und Einspänner um uns zu holen. Außerdem brachte er einen Rollwagen (niedrigen Karren) mit, um unser Gepäck zu befördern.

Mein Moiderl oder, wofür sie gehalten wurde, meine Schwester, mußte sich entschuldigen, indem sie sagte, sie hätte eine Tante in Pittsburgh und ihr Bruder bestehe darauf, zu ihr zu gehen und sie könne sich nicht von ihrem Bruder trennen.

Wir gingen zum Bahnhof und fuhren weg und hinter uns zurückgelassen blieb der Doktor. Dies war unsere erste Erfahrung in Amerika.

In den ersten Junitagen des Jahres 1854 kamen wir in Pittsburgh an. Eine Familie, die wir auf dem Boot getroffen hatten, hatte Verwandte dort und sie nahmen uns mit zu ihnen. Es waren sehr nette Leute, aber wir konnten die Tante meines Moiderls nicht ausfindig machen.

Die folgende Woche gingen wir zur katholischen Kirche, denn wir dachten, wir könnten dort vielleicht jemanden treffen, den wir kannten. Und tatsächlich war es so! Wir trafen einen Mann aus meinem Nachbardorf. Sein Name war “Stephan Wendel”; er pflegte in unser Haus zu kommen als ich ungefähr 15 Jahre alt war. Niemand kann ermessen, wie froh wir waren, jemanden zu treffen, den wir kannten. Er bestand darauf, daß wir mit ihm gingen. Er brauchte uns nicht zu überreden (nötigen), und da gerade ein Zimmer zum Vermieten frei war, blieben wir im gleichen Haus, in dem er wohnte. Er war bekannt mit den Bräuchen und wußte, was zu tun war. Er arbeitete für eine Kohlengesellschaft und nahm mich mit und stellte mich vor und ich erhielt Arbeit um 75 Cent am Tag. Das war ohne Kost und Wohnung. Das wurde zu jener Zeit als guter Lohn betrachtet.

Das erste, was wir unternahmen, als wir dort ankamen, war, zur katholischen Kirche zu gehen und zu heiraten. Es war die Kirche St. Philomen. Unser Glück war vollkommen. Nun war es nicht mehr mein “kloins Moiderl” sondern “meine Frau”. Niemand konnte uns mehr trennen. Zu jener Zeit begann unser Geld weniger zu werden (uns das Geld auszugehen). Die Fahrt im alten Land, das Reisen wie ein Aristokrat, der sich (in Pension begeben) zurückgezogen hat und eine Vergnügungs- und Besichtigungsfahrt unternimmt, kostete mich mehr, als ich geplant hatte. So kam es, daß wir einiges vom Geld meiner Frau hernehmen (mit verwenden) mußten, und zu jener Zeit, zu der wir nach Pittsburgh kamen, hatten wir gerade noch 2 Dollar. Die bezahlten wir für unsere Trauung (um heiraten zu können) und so waren wir verheiratet und gleichzeitig bankrott (mittellos). Der letzte Cent der Ernte aus dem alten Land war fort und nun mußten wir vom neuen Land ernten. Wir merkten bald, daß das nicht so leicht war. Wie ich schon zuvor sagte, hatte ich Arbeit, und wir waren so glücklich wie nie zuvor in unserem Leben solange die Arbeit dauerte, aber das war leider nur wenige Wochen der Fall.

Ich konnte nicht anders als glücklich sein, obwohl ich irgendwie entmutigt war. Gegen Abend, wenn sie wußte, daß ich von der Arbeit heimkommen würde, saß sie beim Fenster und paßte auf und sobald sie mich kommen sah, lief sie hinunter um mich zu treffen und sprang vor Freude.

Unsere Glückseligkeit sollte nicht lange dauern; nach ein paar Wochen brach in der Stadt die Cholera aus und alles wurde geschlossen. Alle Arbeit wurde eingestellt – alle reichen Leute zogen aus der Stadt weg und schon nach höchstens 2 oder 3 Tagen sahen wir nichts mehr als Leichenwagen, einen nach dem anderen, die an dem Mietshaus, in dem wir wohnten, vorbeizogen.

Eine Person in unserem Hause starb, ein Amerikaner. Wir wohnten im oberen Stockwerk und konnten die Stadt übersehen; es war entsetzlich (zum Entsetzen)! Jeder, der nicht gezwungen war, auszugehen und Vorräte einzuholen, blieb zu Hause und jeder, der genug Geld hatte, aus der Stadt herauszugehen, verließ sie so schnell er konnte, um sich selbst zu retten.

Diese Epidemie dauerte bis spät in den Winter und dann hörte sie allmählich auf und weniger Leute starben. Die Menschen fingen an, wieder zurückzuziehen, aber auf dem Arbeitssektor war nicht viel zu tun. Durch diese schrecklichen Aussichten und das Elend in der Stadt wurde meine Frau sehr traurig und daß die Arbeitsaussichten so schlecht waren, quälte sie, so daß sie niedergeschlagen wurde und an unser Heim im alten Land zurückdachte. Oftmals wurde sie so traurig, daß sie weinte und wenn Nadeln mein Herz durchstochen hätten, so würde mich das nicht mehr geschmerzt haben. Nun, sie erholte sich rasch und wurde tapferer und beherzter (mutiger und kuraschierter). So gingen wir beide zusammen zu einem Kleidergeschäft und erbaten vom Chef Material, so daß wir für ihn nähen könnten. Ich hatte zu Hause nähen gelernt und nun kam es gerade gelegen. Ich glaube, er bedauerte uns, so gab er uns Material und wir nähten und verdienten in diesem Winter genug, so daß wir essen konnten (soviel, als wir für Essen benötigten). Aber es dauerte nicht lange. Die Zeiten waren schrecklich schwer und niemand hatte Geld, Kleider zu kaufen. So waren die Läden mit allem überfüllt.

Wir gingen zu verschiedenen Läden und erhielten Wollgarn, so daß wir Strümpfe stricken konnten. Bald lernte ich so gut stricken wie meine Frau. Wir verdienten nicht viel, aber es reichte gerade, um durchkommen zu können. Wir konnten uns mit wenig einrichten, so schafften wir es, durch den Winter zu kommen.

Am 14. März 1855 wurde uns eine Tochter geboren und wir nannten sie “Philomena” nach der Kirche, in der wir getraut worden waren. Nun war meine geliebte Frau eine junge Mutter und sehr glücklich, obwohl die Zeiten schwerer und schwerer wurden, aber so war es besser für sie, denn sie hatte nun nicht mehr soviel Zeit, über ihr Unglück (Mißgeschick) nachzudenken. Zu jener Zeit erinnerte sie mich daran, daß ich immer noch Geld von zu Hause zu bekommen hätte, und ich solle besser meinen Eltern schreiben und mir etwas Geld schicken lassen, da wir es brauchten. Ich konnte mich selbst schwer zum Schreiben bringen, da ich inzwischen keinerlei Übung (Praxis) im Schreiben mehr hatte (denn ich war im Schreiben aus der Übung gekommen). Neben uns wohnte damals ein junger Mann, der ein guter Schreiber war. So fragte ihn meine Frau, ob er so freundlich sein wolle, einen Brief für uns zu schreiben. Er sagte, er würde es sehr gerne tun, und er hielt Wort (und er tat es auch). Er schrieb, daß wir uns in sehr schlechten Verhältnissen (Umständen) befinden würden und daß alles sehr hoch im Preis (teuer) und keine Arbeit zu bekommen sei und, falls ich noch etwas Geld zu bekommen hätte, wir es sehr dringend benötigen würden.

Nach kurze Zeit kam ein Brief von meinen Eltern, die fragten, wie es gekommen sei, daß ich meinen Brief nicht selbst geschrieben hätte, da der Brief, den sie von mir erhalten hätten, nicht in meiner Handschrift geschrieben gewesen sei. Sie dachten, ich wäre gestorben und irgend jemand sonst versuche, Geld zu kassieren und bevor ich nicht selbst geschrieben haben würde und ihnen alle Umstände geschildert hätte, würden sie kein Geld schicken. Sie hätten so schwer für das gearbeitet, was sie heute hatten, und könnten keinerlei Risiko (Chance) auf sich nehmen (eingehen), daß irgend jemand Fremder nun davon profitieren würde (etwas davon erwischen würde).

Diesmal verlor ich keine Zeit und schrieb einen Brief und erzählte ihnen der Wahrheit gemäß, wie notwendig wir Geld brauchten. Ich schrieb einen netten Brief und erzählte ihnen alles über unsere Erfahrungen und Schwierigkeiten bevor wir unser Vaterland verlassen konnten und so wartete ich, wieder von ihnen zu hören.

In der Zwischenzeit wurden die Dinge von schlecht noch viel schlechter (miserabel) und der alte Mann Armut und Hunger versuchte sich bei uns häuslich niederzulassen (einzunisten). Es war keinerlei Arbeit zu bekommen. Die junge Mutter fing an, sich zu beklagen. Sie sagte, wenn die Situation nicht bald besser würde, würden wir demnächst verhungern. Sie meinte, die Stadt sei kein Platz für uns (sei nicht der richtige Ort) und sie sei es leid, in der Stadt zu wohnen (sie sei das Stadtleben leid). Es gäbe keinerlei Hoffnung, wir müßten aus der Stadt heraus und aufs Land gehen. Es wäre besser gewesen, zu versuchen, auf dem Lande Arbeit zu finden.

Sie setzte mir eine Idee in den Kopf. Ich überlegte mir die Angelegenheit (dachte die Angelegenheit durch) und kam zu dem Entschluß (entschied mich dahin), daß sie recht habe. Ich sagte eines Abends: “Weißt Du, was ich morgen früh tun werde?” Sie sagte: “Woher soll ich das wissen?” Und ich antwortete: “Ich gehe aufs Land und gehe solange fort, bis ich Arbeit bekomme und wenn es dauert bis zum jüngsten Tag.” Sie fing an zu weinen und sagte: “Mein Lieber, es tut weh, Dich fortgehen zu lassen und ich zittere, wenn ich daran denke, daß Du das Baby und mich verlassen mußt, aber es gibt keinen anderen Weg, denn der Hunger schmerzt auch.”

Ich machte mich für die Reise fertig, was nicht lange dauerte; als ich schon im Weggehen war, fragte ich meine Frau, wieviel wir noch Geld hätten und sie sagte, ein wenig über einen Dollar sei alles, aber: “Nimm es nur, ich werde schon irgendwie fertigbringen, durchzukommen bis du zurückkommst!” Denken Sie nur, was Liebe nicht alles vermag (fertigbringt!)! Sie wollte, daß ich den letzten Cent nehmen solle. Sie würde alles für mich opfern, aber ich sagte: “Nein, ich will das Geld nicht nehmen, wenn ich hungrig werde, werde ich bei den Bauernhäusern halten, um Essen bitten und dafür arbeiten.” Später fand ich heraus, daß das gar nicht so einfach war. Ich hatte nie zuvor in meinem Leben um einen Bissen Nahrung gebeten, aber ich ging los ohne einen Cent Geld und mit einem schweren Herzen.

Ich folgte dem Allegheny-Fluß, fragte in jedem Bauernhaus um Arbeit, aber niemand bedurfte einer Hilfe. Es kam soweit, daß ich mich schämte, jemanden um etwas zum Essen zu bitten. Ich ging an diesem Tag 50 Meilen ohne einen Bissen zu essen und traute mich nicht (war zu schüchtern), um Nachtquartier zu bitten. Ich kam zu einem Schuppen, der etwas abseits vom Wege war, und ich krabbelte hinein und brachte meinen hungrigen Magen durch einen kleinen Schlaf zur Ruhe. Am nächsten Morgen machte ich mich wieder auf den Weg und ich dachte, es müßte doch irgendwo irgendwelche Arbeit sein. Ich war 50 Meilen gegangen, immer im Zickzack von einem Ort zum anderen, und so kam ich nach “Latrop”. Das ist einige wenige Meilen von St. Vincent, wo das Benediktiner-Kloster liegt. Doch an diesem Tag hatte ich mehr Glück! Ich fand eine Familie, die deutsch sprechen konnte. Sie begannen, mich auszufragen, und wie es so geht, sie kamen aus dem gleichen Dorf, aus welchem auch meine Frau kam (stammt). Natürlich kannte weder ich sie, noch sie mich. Sie waren bereits einige Zeit in Amerika und lebten in guten Verhältnissen. Sie nahmen mich in ihr Heim auf. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich kaum mehr laufen. Sie gaben mir zu essen. Ich war nahezu verhungert. Wäre es nicht für meine Frau und mein Baby gewesen, ich glaube, ich würde aus bloßer Verzweiflung gestorben sein, aber ich durfte nicht aufgeben. Ich mußte an sie denken und für sie leben.

Nachdem ich meinen Magen beruhigt hatte, fühlte ich mich wieder besser und fragte meine Landsleute, ob dort irgendwo Arbeit zu finden sei. Er sagte, die Zeiten seien schwer und viele Männer seien vorübergehend entlassen worden, aber er riet mir, von ihm aus 17 Meilen nach Südosten zu gehen (von seiner Wohnstätte 17 Meilen südostwärts zu gehen), dort befänden sich eine Eisengießerei und ein Eisenbergwerk. Dort würde man Eisenerz graben und zu Eisen schmelzen und es würden immer Leute benötigt, wenn die Gießerei in Betrieb sei. So machte ich mich wieder auf den Weg und das Glück war mit mir. Die Frau des Chefs war eine Deutsche und konnte mit mir reden. Der Chef sagte, wenn ich ein verheirateter Mann sei, so wolle er mir Arbeit geben. Ich hielt mich nicht damit auf, nach den Löhnen zu fragen, da ich nur froh war, Arbeit zu bekommen. Ich ging noch am gleichen Tag die 17 Meilen zurück, um meinem Landsmann Bescheid zu sagen und erzählte ihm alles. Er telegraphierte sofort nach meiner Frau und meinem Kind und sie kamen am nächsten Tag. Das Fahrgeld war arrangiert worden.

Wir errichteten ein neues Heim; Wohnung und Platz für einen Garten wurden von der Gesellschaft gestellt. Der Lohn betrug 1 Dollar je Tag. Das hätte gereicht (wäre zufriedenstellend gewesen), aber ich bekam kein Geld, es war alles Naturallohn (Ladenzahlung: vermutlich konnten die Arbeiter in Höhe ihres Lohnes in einem bestimmten Laden einkaufen). Wir waren jedoch zufrieden. Wir waren so glücklich, wie die Vögel in der Luft. Aber die Arbeit in der Eisengießerei dauerte leider nur wenige Monate, dann wurde die Eisengießerei geschlossen.

Zehn Meilen von dieser entfernt gab es eine weitere Eisengießerei. Ich ging sofort hin und bewarb mich um Arbeit. Da mich mein Chef gern gehabt hatte, gab er mir gute Empfehlungen mit und ich erhielt Arbeit. Dort war es sogar noch besser als am vorhergehenden Arbeitsplatz, da wir mit allen, mit denen wir bekannt wurden, gut Freund wurden und sie schienen uns gern zu haben.

Zwei deutsche Jungen kamen und wohnten bei uns und es dauerte nicht lange, da wollten sie, daß wir die Pension übernehmen sollten. Das würde aber für die kleine Mutter zur Betreuung ihres Babys dazu zuviel geworden sein, so lehnten wir ab.

Wir waren wieder glücklich, die schweren Zeiten gehörten der Vergangenheit an. Aber ein menschliches Wesen ist nie zufrieden. Nahezu ein Jahr war vergangen und wir hatten viele Freunde und, soviel wir wußten, keine Feinde. Es waren zwar ein paar junge Männer da, die die junge Mutter mehr liebten als mich, aber das schadete mir nichts (machte mir nichts aus), da unsere Liebe zueinander nie aufhörte. So kam es, daß ich im Februar 1856 meinen Landsmann besuchen ging. Er sagte, er wäre im Begriff, nach Illinois zu gehen, um Land zu kaufen. Als ich heimkam und meiner Frau davon erzählte, sagte sie: “Georg, hör’ zu, wir werden auch gehen. Ich habe schon seit einiger Zeit darüber nachgedacht, wie (wenn) wir nur ein eigenes Heim bekommen könnten!” Ich hatte von zu Hause aus meiner Mitgift 200 Mark bekommen, das waren in US-Währung ungefähr 80 Dollar, und – wie üblich – gab ich ihrem Wunsche nach und wir trafen Vorbereitungen für die Reise.

Wir gingen nach Pittsburgh und rüsteten uns für die Reise aus. Die Tante, die angeblich in Pittsburgh leben sollte, haben wir nie ausfindig machen können. Die glaubwürdigste Nachricht, die wir je über sie bekamen, war, daß sie gestorben sei (tot sei). Ende März ließen wir Pennsylvanien mir der Erkenntnis hinter uns, daß es bei weitem nicht der schlechteste Ort sei, nur war das Land dort so teuer, daß wir mit dem Geld, das wir hatten, nie genug Land hätten kaufen können, so daß wir hätten davon leben können.

Wir nahmen einen Dampfer und ließen Pittsburgh hinter uns. Wir reisten per Boot nach Willing und Cincinnati, dann nach Louisville und nach Caro, von dort nach St. Louis und dann den Mississippi weiter nach St. Paul. Wir wollten jedoch nach Illinois. Nachdem wir aber auf dem Boot waren, fanden wir heraus, daß sich auch einige Benediktinermönche auf dem Boot befanden. Sie kamen vom Kloster Vincinta und waren auf dem Wege nach Minnesota, um dort ein Kloster zu errichten. Da entschlossen wir uns, mit ihnen zu gehen. In jenen Tagen gab es nur wenige Züge, so reisten wir mit einem Dampfboot zu Wasser von Pittsburgh, Pennsylvanien, nach St. Paul, Minnesota. Das dauerte 2 Monate, aber die Reise war anders als die Reise über den Ozean. Wir wurden nicht seekrank und hatten genug (viel) gutes Wasser und gute Kost (Verpflegung).

Die Reise war nicht aufregend, nur hatten sie einen Mann für einen anderen dabei, und beim Gepäckeinladen stieß er ihn über Bord ins Wasser und er ertrank (der beim Gepäckeinladen über Bord ins Wasser gestoßen worden und ertrunken war?). Ein anderer wollte dem Kapitän 5000 Dollar in Gold geben. Natürlich nahm sie der Kapitän nicht, so sprang er ins Wasser und ertrank und mit ihm das Gold und alles.

In unserer Reisegesellschaft, die sich dort niederlassen und ein Heim gründen wollte, wo immer die Benediktiner sich niederlassen würden, waren außer uns Johann Zimmermann, Johann Danzel und Georg Berger. Johann Zimmermann hatte eine ganz schöne Summe Geldes, aber Danzel und wir waren arm. Bergers waren jung verheiratet, beide waren Bayern. Es waren ziemlich viele junge Männer an Bord und dieser Mann Berger war sehr eifersüchtig wegen seiner jungen Frau. Er fürchtete, jemand könnte sie ihm wegstehlen, so schalt er oft und erhielt verschiedene Male gute Prügel von diesen jungen Männern. Dann passierte es, daß einer dieser jungen Burschen versuchte, meiner Frau den Hof zu machen (meiner Frau schön zu tun, meine Frau zu lieben). Ich sagte nichts. Zu ihr sagte ich, sie solle mich verlassen und mit ihm gehen. Sie würde es bei ihm schöner haben (mit ihm eine bessere Zeit haben). Er belästigte sie verschiedene Male und ich sah den aufkommenden Sturm. So, als er versuchte, seinen Arm um sie zu legen – es ging schnell wie ein Blitzschlag, niemand wußte, was geschah, bis das Blut aus seinem Gesicht spritzte – gab sie ihm einen Stoß auf die Nase, der diesen Kerl erledigte. Und was für ein Händeklatschen und Beifallrufen! Er konnte sich sein ganzes übriges Leben daran erinnern. Der Rest der Reise verlief ruhig, wir waren glücklich, unser kleines Mädchen fing nun an zu gehen und vor sich hinzusummen und die kleine Mutter und ich lebten ganz der Gegenwart. Wir wußten wenig von dem, was die Zukunft für und bereithalten würde.

Wir erreichten St. Paul in der ersten Junihälfte des Jahres 1856. St. Paul war damals eine kleine Stadt. Die Häuser konnte man leicht zählen. Sie waren ganz verstreut. Der Grund, auf dem heute der Bahnhof steht und die großen Geschäftshäuser sich erstrecken, war ein Sumpf, auf dem kein Mensch gehen konnte. Bauplätze (Parzellen) konnten um 25 Dollar gekauft werden, Plätze für Geschäftshäuser (?), aber wir hatten kein Geld übrig. Außerdem wollten wir dorthin gehen, wohin die Benediktiner gingen. Diese 4 Mönche, Pater Demetrius war der Prior, Pater Bruno und Pater Cornelius und ein Frater (Bruder) Wolfgang, entschieden sich, nach St. Cloud, Stearns County, Minnesota zu gehen. So kaufte ich einen Barrel Mehl und eine Fahrkarte für das Dampfboot nach St. Cloud für meine Frau, dann war unser Geld alle (zu Ende). Ich ging von St. Paul nach St. Cloud zu Fuß, aber diesmal kam ich nicht als erster an um meine Frau zu treffen, sondern sie kam vor mir an. Das Boot fuhr rascher, als ich gehen konnte, aber ich hatte keinerlei Schwierigkeiten, meine Familie zu finden, als ich ankam, denn es gab dort nur 5 Häuser und meine Familie hielt sich bei einer Familie namens Joe Eich auf. Sie hatten ein Blockhaus. Die Geistlichen ließen sich 2 Meilen unterhalb von St. Cloud nieder. Zwei ledige Männer namens Roth und Kopf vermachten ihre Farm den Geistlichen und lebten mit ihnen zusammen. Später zogen die Priester noch weiter und gründeten ihre Niederlassung nahe einem See und begründeten damit das, was heute die St. John’s Universität ist, jetzt eine Stadt für sich.

Aber was nun? Wir hätten ein Stück Land in St. Cloud kaufen können, wenn wir nur das Geld gehabt hätten, ein Blockhaus darauf zu kaufen. So blieb uns nichts anderes übrig, als dem “Ruf der Wildnis” zu folgen, welcher zu wispern schien: “Dort wirst du wenigstens Holz haben, um Dich warm zu halten!”

Es brauchte mehr, als nur sich warm zu halten. Wir waren abgebrannt, so gingen wir westwärts bis nach St. Joseph, 8 Meilen von St. Cloud. Dort waren 2 Häuser, Linnamann’s und Fiedler’s. Wir planten, uns dort niederzulassen, aber wir fanden bald heraus, daß es ohne Geld nicht ging. Wir hatten keins, so war auch kein Land für uns verfügbar. Wenn jemand 100 Dollar hatte, dann konnte er gutes Land nahe bei St. Joseph erhalten und es gab hier viel offenes Prairie-Land, guten Boden – aber keinen für uns. Wir wurden in die Wildnis verwiesen, ungefähr 3 Meilen westlich von St. Joseph, hinaus in die dunklen Wälder, wo die wilden Tiere umherzogen. Dort war der Platz für uns arme Schlucker. Sie würden uns nicht einmal erlaubt haben, uns irgendwo in der Nähe der Prairie anzusiedeln außer draußen in diesem dichten Forst, wohin sich niemand wagte (niemand zu gehen wagte). Da waren Fiedler und Lozo, Kepper und andere, denen die ganze Prairie gehörte und außerdem Teile des mit Bauholz (Nutzholz) bewaldeten Landes, so daß wir genau dahin gehen mußten, wohin sie uns schickten. Es kam so, daß wir 3 Meilen nordwestlich von St. Joseph in – wie wir ihn nannten – den Indianer-Wald ziehen mußten, um uns dort niederzulassen (um dort unser Haus zu bauen).

Am Eingang zu jenem Wald lebte ein Mann namens James Philipe. Er hatte einen ganz hübschen Platz, aber mußte auch teuer dafür bezahlen; d.h. er arbeitete Tag und Nacht um es nett zu bekommen. Wir blieben einige Tage bei ihnen (seiner Fam.). Sie kamen aus Ohio. Sie hatten etwas Geld als sie landeten. Sie waren sehr nett zu uns und taten uns viel Gutes (viele nette Dinge für uns). Er hatte ein Gespann, so fuhr er nach St. Cloud und holte unser Gepäck und fuhr uns weiter hinein in die Wälder, wo wir uns ansiedeln sollten. Tatsächlich taten die Leute mehr für uns als sie geben konnten, besonders als sie herausfanden, daß wir nichts hatten außer unserem Gepäck. Wir kamen nie bei ihnen vorbei, ohne daß sie uns einluden, hereinzukommen, und ohne daß sie uns zu essen gaben.

Mr. Philipe nahm uns weiter in den Wald hinein und zeigte uns Land, das damals frei war. Wir konnten uns irgendeinen Ort wählen, an dem wir bauen wollten. Wir wählten einen Platz, Platz für 3 Familien (einen 3-Familien-Platz), ungefähr je 1 Meile von einander entfernt, so daß wir einander helfen könnten, falls uns die wilden Tiere angreifen würden. Wir konnten nicht mehr weiter, so daß uns kein anderer Ausweg blieb. Wir mußten bleiben, so wählten wir einen Platz, auf dem wir unsere Blockhütte bauen wollten, so daß wir, wenn die Feldmesser kommen würden, unsere Hütte bauen könnten und jeder seinen Platz haben würde, um darauf zu leben. – Dann gingen wir zurück zu Philipes Haus und blieben über Nacht dort und brachen heiter und früh am nächsten Morgen auf, um mit dem Bau unseres neuen Heims in den Wäldern zu beginnen. Wir waren drei Familien, Johann Danzel, Johann Zimmermann und wir. Aber am nächsten Morgen bekamen die beiden anderen kalte Füße und keiner von ihnen wollte der erste sein, der von den wilden Tieren aufgefressen werden würde. So war es an uns, als erste aufgefressen zu werden oder zu verhungern. Das bedeutete keinen großen Unterschied, so nahmen wir die erste Chance wahr. Mr. Philipe lieh mir eine Axt und riet mir, um sicher zu gehen, auf meinem Weg die Bäume zu markieren, so daß ich meinen Weg zurückfinden würde.

So zogen wir aus. Ich schlug einen großen Baum und machte den Stumpf so eben, wie es mir möglich war. Das sollte unser Tisch werden. Darüber baute ich die Hütte, ungefähr 8 Fuß hoch. Dann ließen wir schmälere Querhölzer (Riegel) zwischen 2 Wände gleiten (von einer Seite der Wand zu anderen gleiten, vermutlich zwischen 2 Wände geklemmt), das sollte unsere Bettstelle sein. Dabei wurde es spät und wir mußten zu Philipes Haus zurückkehren, da wir noch kein Dach auf unserem Haus hatten – so wir es ein Haus nennen konnten! Am nächsten Morgen baten wir Herrn Philipe, uns zu helfen, unser Gepäck zu befördern, was er sehr gerne tat.

Nun waren wir im dichten Wald, wo es außer Bäumen und Eichhörnchen nichts um uns gab. Vögel waren noch keine da. Wir schlugen einige Querhölzer (Riegel) und spannten sie über unser Haus und dann trennten wir die Rinde von einigen Bäumen und hingen sie über den Teil, unter dem unser Bett sein sollte. So wagten wir die erste Nacht mit den wilden Tieren und vertrauten uns selbst dem Herrn. Wir gingen schlafen und schliefen gut bis uns ungefähr um Mitternacht ein polterndes Geräusch weckte. Es kam näher und näher und dann war in ganz kurzer Zeit ein Gewittersturm über uns. Krach auf Krach und der Widerhall und das Echo in den Wäldern ließen uns glauben (ließen es uns erscheinen), es sei der Tag des letzten Gerichts (der Jüngste Tag) über uns gekommen. Die Blitze blendeten uns und ein schrecklicher Wind kam auf und trug die Rinde von unserer Hütte fort. Der Regen kam nieder, als ob eine Wolke gerade über unseren Köpfen geborsten sei. Wir sorgten uns nicht um uns, aber um unser Baby. Es vor dem Ertrinken zu retten war unser einziger Gedanke. Da Wasser nicht sehr leicht durch Federn dringt, wickelte Mutter das Baby in ein Federkissen und rettete es so vor dem Ertrinken. Es wurde dann unter das Bett gelegt und ein Federbett legten wir auf das Bett, um so ein Schutzdach zu bereiten. Auf diese Weise durchlebten wir die Nacht und es blieb uns ja auch keine andere Wahl, wir mußten uns damit abfinden (gute Miene dazu machen). Um uns warm zu halten, klammerten wir uns so fest wir konnten aneinander. Da ja unsere Haut wasserdicht war, rann das Wasser daran ab und so erwarteten wir das Tageslicht. Wir mußten nicht lange warten, denn um diese Jahreszeit waren die Nächte sehr kurz, und bald kam der Tag, der Himmel klarte auf und die Sonne kam heraus, schön und warm. Wir fanden in unseren Koffern einige trockene Kleider, so zogen wir die nassen aus und hingen sie in die Sonne zum Trocknen.

Dieser ganze Zwischenfall wurde bald vergessen und die anderen 2 Familien begannen sich zu fragen (wurden neugierig), wie wir wohl zurechtkommen würden und ob wir noch am Leben seien, so kamen Herr und Frau Zimmermann bis ungefähr 100 Fuß vor unsere Hütte und Frau Zimmermann rief: “Lebt Ihr noch?” Sie wagten es nicht, näher zu kommen, da sie glaubten, wenn uns die wilden Tiere gefressen hätten, würden dieselben auch sie angreifen und sie ebenfalls auffressen und daß die wilden Tiere noch in der Hütte sein könnten. Deshalb die Vorsichtsmaßnahme, zuerst zu rufen. Wenn wir noch am Leben waren, so verhielten wir uns sicherlich sehr ruhig. Wir antworteten: “Ja, wir sind noch sehr lebendig und außerdem sehr sauber nach dem Sturm und der Dusche, die wir empfangen haben.” Daraufhin kamen sie näher und waren sehr froh, daß wir unverletzt waren und sie beschlossen ihr eigenes Leben zu riskieren und auch eine Hütte zu bauen. Sie errichteten einen Unterstand ähnlich einem Keller in unserem alten Land und sie bauten ihn folgendermaßen: Sie trieben 2 Pflöcke in den Boden, kreuzten sie an der Spitze und legten dann Querhölzer über die Spitze. Anschließend bauten sie Riegel gegen die Seiten, verengten sie an der Spitze und bedeckten das Ganze mit Schmutz. Sie hausten 2 Jahre in diesem Loch. Sie hatten auch Geld, aber sie wollten keines für diesen Zweck ausgeben.

Nun, wir gingen daran, unser Haus, welches wir in 2 Tagen gebaut hatten, zu reparieren, so daß uns nicht noch einmal eine solch schwere Dusche erwischen würde.

Wir hatten einen Barrel Mehl, aber man sagt, daß Menschen nicht nur von Brot alleine leben könnten. In unserem Falle jedoch mußte es lange so gehen, denn wir hatten kein Geld, etwas anderes zu kaufen. Ich borgte mir genug Geld, um mir eine Axt kaufen zu können, so daß ich Holz hauen und mir einen Platz für einen Garten roden konnte. Später zahlte ich den Betrag zurück, den ich von Zimmermann geborgt hatte, aber ich brauchte eine Rodehacke um Löcher zu graben, so daß wir Kartoffeln, Getreide und anderes Gemüse pflanzen könnten. Ich fragte Mr. Philipe, ob er mir eine Rodehacke leihen könnte, was er auch tat. So gruben wir Löcher und steckten Kartoffeln und säten Korn und bedeckten die Saat mit Erde und als die Pflanzen durch die Erde kamen, lockerten wir den Boden ringsherum auf und häufelten ihn an und alles wuchs sehr gut. Wir freuten uns auf all die feinen Gemüse, die wir im kommenden Winter zu essen haben würden, aber wir wurden enttäuscht, denn eines Tages schwärmten die Heuschrecken ohne jegliche Warnung auf uns nieder und nicht ein grünes Blatt oder einen grünen Stengel ließen sie übrig. Meine Frau meinte, sie könne einiges Gemüse retten und bedeckte Teile davon mit ein paar alten Kleidern; da fraßen sie zuerst die Kleider und dann das Gemüse auch noch. Sie kamen sogar in unsere Hütte und verspeisten meine Sonntagskleider. Von da an begann die richtig schwere Zeit (begannen die wirklichen Härten, die wirklichen Schicksalsschläge). Wir hatten immer noch etwas Mehl, das ich in St. Paul gekauft hatte, aber was würde werden, wenn es aufgebraucht sein würde? Solange wir Mehl hatten, konnten wir Brot backen und Suppe kochen, aber es würde nicht für immer reichen. Wir konnten nicht betteln und selbst das hätte uns nichts geholfen, denn niemand hatte etwas. Die Heuschrecken hatten alles aufgefressen. Diejenigen, die etwas Geld hatten, investierten es in Land, weil sie hofften, es würde ihnen etwas einbringen (Zinsen, Gewinn bringen), aber sie wurden ebenso enttäuscht wie auch der Rest von uns. Zu jener Zeit gab meine Frau jegliche Hoffnung auf, sie glaubte, daß wir nun sicherlich verhungern müßten und wünschte, wir würden im alten Land geblieben sein. Sie wurde sehr traurig und weinte viel, und das war für mich am schwersten zu ertragen: Tränen in den Augen meiner geliebten Frau zu sehen und nichts für sie tun zu können.

Meine Liebe zu Frau und Kind war über jede Beschreibung erhaben und es war zum Herzerbrechen, daß ich sie der zum Leben notwendigsten Dinge beraubt sehen sollte. Sie schalt mich oft und sagte: “Du sagst nie etwas über das alte Land und Du hattest es doch dort besser als ich jemals. Du konntest zuhause bleiben bleiben, während ich unter Fremden sein mußte!” Ich erwiderte: “Soll ich die Hoffnung und den Mut verlieren und in Verzweiflung sterben und meine Liebste und mein Kind in dieser finsteren Wildnis zum Verhungern zurücklassen? Ich habe alles, was mir nahesteht und was ich liebe, hier bei mir und an Deiner Seite ist meine Pflicht, komme was da wolle! Wir hatten viele freudvolle Tage zusammen und auf Freude folgt oft Leid, aber selbst im schlimmsten Falle – den ich nicht erhoffe – will der Liebe Gott nicht, daß seine Leute eines jämmerlichen Todes sterben, sondern er will, daß sie leben. So wollen wir unseren Kummer (unsere Beschwerden, unsere Sorgen) miteinander teilen (mitsammen tragen) und uns selbst dem Willen Gottes und seinem Schutz überlassen, wie er uns auch soweit beschützt hat.”

Dies war der Wendepunkt. Ich kann bis heute nicht verstehen, wie wir diese Zeit überstanden haben, aber es gelang uns. – Und so geschah es, daß im Spätherbst ein Mann namens Kochin anfing, am Wantab-Fluß, nahe bei St. Joseph, eine Mahlmühle zu bauen. Es erwies sich als notwendig, einen Damm zu errichten. Das brachte eine Menge Erdaushub (Ausgraben, Bewegen von Schmutz) mit sich und dort erhielt ich Arbeit. Ich bekam 35 Cent im Tag und mußte mich selbst verpflegen (unterhalten). Es war ein schmaler Lohn: Ein Barrel Mehl kostete 16 Dollar, Kartoffeln das Bushel 2,50 Dollar, Fleisch das Pfund 25 Cents und Schweineschmalz ebenfalls 25 Cent das Pfund, aber Talg konnten wir um 10 Cent das Pfund kaufen. Maismehl (Maisgrütze, grob gemahlen) war nicht teuer, so kauften wir Maismehl und Talg. Wir mußten mit den billigeren Artikeln zufrieden sein. Das Maismehl wurde dann mit Wasser gemischt. Die Pfanne wurde mit Talg eingefettet um das Ankleben des Maismehls an die Pfanne zu verhüten. Zuerst wurde eine Seite zubereitet, dann die andere, und dann wurde mit gutem Appetit gegessen. Einen Umstand muß ich allerdings erwähnen: meine Frau konnte es besser essen als ich, aber Hunger ist der beste Koch und wir hatten es zu mögen.

Ich arbeitete ungefähr 6 Wochen an dem Damm und dann war er fertig. Aber meine Frau war in der Zwischenzeit nicht müßig gewesen. Sie hatte von Axt und Rodehacke Gebrauch gemacht, hatte kleine Bäume und dicht gewachsenes Gestrüpp gefällt, hatte es aufgestapelt und verbrannt. Dann kultivierte sie das Land mit der Rodehacke, so daß sie im kommenden Frühjahr mehr Gemüse anpflanzen könne. Für den Rest des Jahres bestand keinerlei Aussicht auf Arbeit, so daß wir das Wenige, das wir von der Arbeit auf dem Damm hatten, so strecken mußten, daß es während des Winters vorhalten und uns vor dem Hungertode bewahren würde. Meine Frau konnte auch mit Wenigem (mit wenig) viel kochen und so überlebten wir den Winter in der Hoffnung, daß das kommende Jahr 1857 besser werden würde. Aber auch darin sollten wir wieder bitter enttäuscht werden, denn die Heuschrecken, die in diesem Jahr alles zerstört hatten, hatten Eier in den Boden gelegt, so daß im nächsten Frühjahr, als der Boden warm wurde, die Eier ausgebrütet wurden und alles zerstört wurde, sogar die Blätter an den Bäumen und das Gras auf den Wiesen. Sie verdunkelten die Sonne, und als sie uns verließen, verschwanden sie so plötzlich, wie sie gekommen waren.

Die ersten Tage des Jahres 1857 lernten mir wieder Schreiben. So schrieb ich einen langen Brief an meine Eltern und erzählte ihnen alles, wie es bei uns war und wogegen wir zu kämpfen hatten und bat sie, falls zu irgendeiner Zeit noch Geld auf mich treffen würde (mir irgendwann einmal noch Geld zugedacht sein sollte, zustehen würde), so wäre jetzt der Zeitpunkt, an dem wir es benötigen würden.

Ich muß noch einmal auf die Zeit zurückverweisen, zu der uns in jenem Herbst der Winter entgegenstarrte. Was sollten wir anfangen ohne einen Ofen! Aber meine Frau wußte – wie üblich – einen Ausweg und hatte einen Plan, wie wir ohne Ofen auskommen könnten. Ich war willens, alles zu tun, was immer sie mir zu tun befehlen würde. Sie sagte: “Wir wollen Felsbrocken sammeln und Du baust einen großen offenen Kamin; wir haben genug Holz und können brennen, soviel wir wollen. Dann werden wir nicht frieren.” Während des warmen Wetters kochten wir über einigen Felsbrocken außerhalb und buken Brot in dem Backofen, den ich im Freien aus Lehm gebaut hatte, einem Backofen, wie wir sie im alten Land zu bauen gewohnt waren.

Nun, ich tat, wie mir gesagt worden war, und bald hatten wir genügend Felsbrocken beisammen. So fing ich an, einen großen Kamin zu bauen, band die Felsbrocken mit Lehm aneinander, baute einen Rauchfang aus Holz und Lehm. Nun hatten wir Hitze (Wärme) und Licht. Wir sparten das trockene Holz für den Abend, daß es aufflammte, und so hatten wir Licht im Haus und kochten auf der Feuerstelle. – Wir hatten genügend Wasser, da wir im Herbst einen Brunnen gebohrt hatten, 35 Fuß tief. Ich grub und meine Frau zog die Erde in einem Eimer herauf. Ungefähr auf halber Tiefe sah ich, daß ich mich in großer Gefahr befand, ich geriet in ungefähr 4 Fuß tiefen Sand, so daß ich das Loch zuerst mit Wänden aus Riegeln (Querhölzern) abstützen mußte, bevor ich irgend tiefer gehen konnte.

An Weihnachten ging ich nach St. Joseph in die Kirche. Wir hatten einen Holzbau errichtet, 20x24, und ein Missionar, Pater Pierz, missionierte, denn die Benediktiner, die gleichzeitig mit uns eingetroffen waren, waren immer noch unterhalb von St. Cloud. Als ich mittags heimkam, fand ich meine Frau in großer Aufregung. Sie konnte kaum sprechen und als sie sich endlich soweit beruhigt hatte, daß sie imstande war, mir zu erzählen, was für einen Schrecken sie erlebt hatte, konnte ich ihr ihre Aufregung nicht verargen. Sie erzählte, sie sei hinausgegangen, um Holz hereinzuholen und bevor sie Zeit hatte, zu denken, standen 3 wilde Männer, Indianer, vor ihr (dort); sie hatte nie zuvor einen wilden Mann gesehen und ich ebenso wenig, aber wir hatten von ihnen gehört und wie sie die weißen Leute gemordet hatten. Meine Frau war durch den Schreck eingeschüchtert (terrorisiert, vor Schrecken gelähmt), sie wollte schreien, aber sie konnte nicht, sie war zu erschrocken. Sie konnte nicht zur Hütte laufen, um die Tür vor ihnen zu schließen. Sie waren zuerst an der Türe und gingen einfach hinein. Sie konnte nicht fortlaufen, denn ihr Baby war ja in der Hütte. Sie mußte hineingehen und es herausholen. Als sie hineinkam, hatten sich die Indianer hingesetzt und ihre langen Messer hervorgenommen und schärften sie gerade. Sie glaubte: “Nun ist mein Ende gekommen. Nun gehen sie daran, uns beide, mein Baby und mich, zu töten.” Worte können nicht beschreiben, wie zu Tode erschrocken sie war und nur, wer durch denselben Schrecken gegangen ist, kann ermessen, wie furchterregend die Situation war, drei wilde Männer dasitzen zu sehen, die ihre Messer schärften. Wir hatten einige Rutagas (lt. Lexikon: rutabagas, = die Schwedische oder gelbe Rübe, rotabagge, Brassica Napobrassica), die uns jemand geschenkt hatte, dort liegen. Als die Indianer ihre Messer geschärft hatten, zeigten sie mit den Messern auf die Rutabagas und gaben zu verstehen, daß sie welche haben wollten. Froh gab meine Frau soviel sie haben wollten und spürte, daß sie zu weinen (zu tröpfeln) anfangen würde. Sie fühlte aber auch, daß die schlimmste Gefahr vorüber war. Sie aßen, soviel sie wollten, dann gaben sie meiner Frau ein Viertel Wild, was für uns einen großen Schmaus (Hochgenuß) bedeutete, da ich kein Gewehr hatte, um irgend etwas zu schießen, und dann gingen sie ruhig weg. So ging der Winter vorbei und es kam das Frühjahr 1857.

Im Frühjahr kam ein Brief von meinen Eltern und 300 Gulden oder 129 Dollar in amerikanischem Geld, mit dem ich nach Clearlake ging und eine Kuh um 75 Dollar kaufte. Ich erstand gleichzeitig zwei Kühe für Zimmermann, eine um 75 Dollar und eine um 40 Dollar. Er hatte Geld. Außerdem kaufte ich einen Ofen um 32 Dollar. So blieb nicht viel übrig von den 120 Dollars, aber nun hatten wir eine Kuh und einen Ofen, um darauf zu kochen. Die Kuh brachte uns bald ein Kalb, so hatten wir Milch und Butter. Wir konnten nun unser Maismehl dann und wann mit Milch mischen (anmachen) und unsere Pfanne mit Butter schmieren. Es blieben uns sodann noch 13 Dollar übrig, so kaufte ich 100 Pfund Mehl und noch etwas Maismehl. Als der Bericht die großen Städte erreichte, daß die meisten Emigranten arm seien und die Heuschrecken alles aufgefressen hätten, sandten sie Saatweizen bis nach St. Joseph. Die armen Leute erhielten 2 Bushels, die anderen mehr. Ich nahm meine 2 Bushels auf meine Schultern und trug sie 3 Meilen heim. Das war die Art und Weise, auf die ich alles nach Hause brachte: Ich trug es auf dem Rücken.

Wir säten (pflanzten) Weizen auf dem Grund, den wir das Jahr vorher mit der Rodehacke kultiviert hatten und gruben weiteres Land um für Getreide, Kartoffeln und Gemüse. Alles ging auf und wuchs. Es war ein Vergnügen, es zu sehen, aber es dauerte nicht lange, bis die Heuschrecken wiederum alles auffraßen als das warme Wetter im Boden die Eier ausbrütete und noch mehr Heuschrecken als im Vorjahr kamen. Nichts blieb übrig. Sie zerstörten alles.

So kam der 14. Juni und eine weitere Tochter wurde uns geboren. Wir nannten sie Barbara und ihr könnt sehen, gegen diese Frucht konnten die Heuschrecken nichts unternehmen. (bei dieser Frucht konnten sich die Heuschrecken nicht störend einmengen). So hatten wir nun eine kleine Familie und es schien von da an, als sei Gottes Segen mit dieser Frucht gekommen. Die Arbeit wurde reichlicher und ab und zu konnte ich auswärts Arbeit bekommen und war so in der Lage, alle die notwendigsten Nahrungsmittel zu kaufen. Obwohl die Heuschrecken alles zerstört hatten, bestand keine Gefahr, hungrig zu werden, aber wenn natürlich Mutter – wie ich sie von jetzt ab nennen will – nichts gespart hätte oder wenn sie nicht zu wirtschaften verstanden hätte, so würde es immer noch ein karges Leben gewesen sein. Ich hatte das Glück, in diesem Herbst soviel zu verdienen, daß ich ein Stierkalb kaufen konnte und wir hatten eines von unserer Kuh, so daß diese 2 Stierkälber in Zukunft unser Ochsengespann abgeben sollten. Natürlich hatten wir keinen Pflug oder Wagen, d.h. in der Tat gar nichts, aber wir lebten in der Hoffnung und verließen uns auf Gott und vertrauten ihm. Aber die Zeit war noch nicht gekommen, zu der wir unseres Erfolges zu sicher sein konnten. Meine Gesundheit fing an, nachzulassen. Ich bekam eine Art Fieber und wurde so schwach und kraftlos, daß mich meine Füße nicht mehr tragen wollten. Mutter begann mit mir ungeduldig zu werden und sprach barsch mit mir. Sie dachte, ich begänne faul zu werden. Später bedauerte sie es; sie sagte, sie hätte mir Unrecht getan und sie sah, daß ich wirklich krank war und unfähig, zu arbeiten. Aber ich war nie auf sie ärgerlich, denn meine Liebe zu ihr kannte keine Grenzen. Sie war sehr um mich besorgt, aber sie wurde von ihren 2 Babies sehr in Atem gehalten und machte sich Sorgen vor Angst, sie könnten Dinge vermissen (jener Dinge beraubt sein), die sie haben sollten. So arbeitete sie Tag und Nacht, so daß nichts während des Tages ungetan bliebe. Sie besorgte die Arbeiten außerhalb während des Tages und bei Nacht verrichtete sie die Hausarbeit wie Waschen, Nähen und Putzen. Sie arbeitete oft bis Mitternacht, aber sie war stark. Die Nachbarn mußten oft Nachbarn zu Hilfe rufen um Klötze zusammenzurollen, damit sie sie verbrennen konnten, aber ich brauchte nie um Hilfe zu bitten, da Mutter stets half. Sie konnte ihr Ende genau so gut heben wie ich das meinige. Wir wälzten schwere Klötze, nichts war mir zu schwer solange meine Gesundheit und Mutter in der Nähe hatte, so daß ich sie sehen konnte. Ich vergaß allen Hunger und Durst. Zu dieser Zeit ging das Jahr 1857 zu Ende und wir traten ins Jahr 1858. Das Frühjahr dieses Jahres war freundlich und die Aussichten schienen besser. Mein älterer Bruder Georg Adam kam vom alten Land und brachte uns 40 Dollar in Geld. Nun konnten wir uns selbst einige Werkzeuge zum Arbeiten kaufen, eine Rodeaxt, eine Schaufel und einen Pflug. Wir hatten noch kein Gespann, aber unsere zukünftigen Ochsen waren nun 1 Jahr alt und wir konnten sie nun 2 weitere Jahre abrichten und an den Pflug anspannen und mit ihnen arbeiten. Mein Bruder half uns dieses Frühjahr bei der Arbeit und wir bauten ein besseres Haus. Wir spalteten große Eichen und machten einen Fußboden in das neue Haus und einen Boden oben und dann bedeckten wir das Dach mit Schindeln, aus Eichenklötzen gemacht, so daß wir nun ein Holzhaus hatten, tauglich um darin zu leben. Die Ernte war gut in diesem Jahr, aber wir hatten nur ein schmales Stück Land gerodet, so ging ich während der Ernte arbeiten und mein Bruder verdingte sich auf ein Jahr zu J. R. Linnemann; so kann man sehen, daß es langsam vorwärts ging. Nun fühlten wir uns vor dem Verhungern sicher. Die Gefahr war vorbei, aber viele an unserer Stelle hätten gesagt: “Wir haben doch nichts!”, aber wir fühlten uns nun als Farmer.

Noch etwas anderes half uns in diesem Jahr. Es gab wilde Brombeeren und wir konnten sie pflücken und in St. Cloud verkaufen. Diese Stadt war damals schon gewachsen. Mutter pflückte sie und trug sie nach St. Cloud und erhielt 1,25 Dollar für einen Eimer voll. Mutter pflückte, soviel sie Zeit zum Pflücken erübrigen konnte; wenn ich von der Ernte heimkam, pflückten wir beide und wir nahmen die Kinder mit in die Wälder. Einen Tag pflückten wir und den nächsten Tag trugen wir sie bis nach St. Joseph, 3 Meilen von uns, Mutter trug sie dann alleine nach St. Cloud. Sie trug immer 2 Eimer voll, einen mit einem Trageriemen auf dem Rücken, den anderen an einen Gürtel vorne gebunden und dann trug sie noch einen Galloneimer in einer Hand. Stellen Sie sich nur jemanden zu jener Zeit vor, der eine solche Last 7 oder 8 Meilen weit trug. Damals gab es noch keine Brücken und sie mußte Schuhe und Strümpfe ausziehen und durch das Wasser waten. Das Wasser reichte ihr bis über die Knie. Von St. Joseph kehrte ich nach Hause zurück, um noch mehr zu roden und so verging das Jahr 1858.

Das Jahr 1859 war ein gutes Jahr, wir bauten genug und ernteten unsere eigenen Früchte, so daß wir genügend zu essen hatten, aber unsere Kleider fingen an zu zerreißen (zu Lumpen zu werden) und Stoffe waren zu jener Zeit sehr teuer, so daß es immer noch viel gab, an das wir denken mußten (um das wir uns sorgen mußten). Wir durften (konnten) noch nicht zu übermütig und unabhängig sein (auf eigenen Füßen sein). Als meines Bruders Jahr bei Linnemann um war, verdingte er sich einem Manne namens Lowery in St. Cloud. Er hatte einen guten Platz, aber schwer zu arbeiten, wo immer er schaffte, aber er war schwere Arbeit gewöhnt und machte sich nichts daraus.

In diesem Herbst spannten wir unsere Stiere in einen Pflug und pflügten unser Land. Nun waren wir reich. Wir stellten wirklich Vergleiche an mit dem, was wir gewesen waren. So bekamen wir auch mehr und wir erhielten mehr Vieh; unsere Kuh brachte uns jedes Jahr ein Kalb und es bestand Aussicht, daß wir im kommenden Jahr eine junge Kuh haben würden, und alles erschien lichte. Aber im nächsten Frühjahr wurden die Dinge nicht so, wie wir erwartet hatten. Als die Zeit kam, die Ochsen in den Pflug einzuspannen, setzte es sich einer in den Kopf (bildete sich einer ein), nicht zu arbeiten, so legte er sich hin und starb. Was nun? Wir hatten kein Geld und keinen Kredit, da zu jener Zeit niemand Kredit hatte. Da war es wieder Mutter, die einen Ausweg wußte. Sie fand heraus, daß ein Mann namens Paul Obermiller an den Zwei Flüssen – heute Albany – wohnte, der einen jungen Stier hatte und ihn zu verkaufen wünschte. Ich sagte: “Aber Mutter, wir haben kein Geld!”, jedoch Mutter wußte Bescheid (wußte alles darüber) und sagte, dieser Mann brauche das Geld nicht sofort. So gab es nichts, mich davon abzuhalten, zu diesem Paul Obermiller zu gehen und tatsächlich kaufte ich den Stier ohne Geld. Der Preis betrug 50 Dollar. Aber er sagte, wenn ich ihn (den Stier) losließe, würde ich ihn nie wieder einfangen können. Er sei so wild (verwildert) wie Rotwild. Ich kaufte ihn und dann lachte ich und sagte, ich hätte ihn lieber so als faul. Aber er war wirklich verwildert und wenn wir ihn mit Gewalt fangen wollten, so sprang er über alles hinweg, was ihm in den Weg kam. Allein Mutter konnte ihn einfangen und so kam es auf das Konto des Stieres, daß sie ihre gleichzeitig ersten und letzten Prügel bekam. Man wird glauben, ich sei ein Heuchler (scheinheilig), weil ich so oft meine große Liebe zu ihr betone (anführe), aber dem ist nicht so. Hätte ich sie nicht so geliebt, wie es tatsächlich der Fall war, hätte sie wahrscheinlich jeden Tag ihre Prügel bekommen, denn sie hatte ein mürrischeres Wesen (hitzigeres Temperament) als ich und das ist, glaube ich, Erklärung genug. Und nun, wie es dazu kam: Ich war dabei, den Stier ins Joch zu spannen und um das tun zu können, mußte ich ihn ganz fest an einen Baum oder Zaun binden, und das gleiche galt, wenn ich ihn wieder ausspannen wollte. So band ich ihn so fest, daß er sich nicht mehr bewegen konnte. Und als ich ihn zum Teil ausgespannt hatte, sprang er auf mich und brachte mich unter sich. Das machte mich wild, ich nahm einen Stock und verabreichte ihm eine tüchtige Tracht Prügel. Mutter hörte das im Haus und sie kam gelaufen und schalt mich und sagte solch harte (unfreundliche) Dinge – und wütend wie ich war auf den Stier und Mutter, die mich zankte – nun, bevor ich wußte, was ich tat, schlug ich nach ihr und traf sie auf den Rücken. Aber laßt mich gleich hier (gerade in diesem Zusammenhang) jede Frau warnen, zu zanken, wenn der Mann sowieso aufgebracht und wütend ist. Ich hatte mich damit gebrüstet, die geduldigste Person zu sein (hatte mich stolz die geduldigste Person genannt), hatte mich sogar mit dem geduldigen Job verglichen (und dann das Temperament in solch einem Ausmaße mit mir durchgehen zu lassen), daß ich sogar nach meiner geliebten Frau schlug!

Meine Frau war nicht immer so, wie sie die Leute sahen (wie die Leute glaubten, daß sie sei), aber ich verstand sie und wir kamen immer gut miteinander aus (wir verstanden uns immer gut). Ich schlug sie nie mehr.

So ging das Jahr 1859 vorüber. Wir hatten ein gutes Jahr und einen guten Herbst für Himbeeren und Brombeeren. Ich ging nicht von zuhause fort. Ich ging lieber mit meiner Frau zum Beerenpflücken als sie allein zu lassen (sie zu verlassen) und weit weg zum Arbeiten zu gehen. Sie mußte sehr schwer arbeiten (war an sehr schwere Arbeit gebunden).

Als meines Bruder Dienstjahr um war, kam er und blieb bei uns und half uns eine Weile bis zum zum Jahr 1860. Dann brach der Bürgerkrieg aus. Wir wollten, er (mein Bruder) solle heiraten und sich seßhaft machen, aber er konnte sich nicht dazu entschließen. Er war im alten Land in der Liebe enttäuscht worden. So meldete er sich, als Freiwillige aufgerufen wurden, trotz allen Abratens (trotz allem was wir ihm sagen konnten). Schon bevor er uns verließ, bereute er es, aber es war zu spät. Der Krieg war im Gange und zu spät dachte er an die Indianer, die ihr Geld von der Regierung zu spät erhielten und nun auf dem Kriegspfad waren. Sie glaubten, nun sei ihre Zeit gekommen, da die jungen Männer im Süden und nur alte Männer und Frauen und Kinder zuhause seien, nun könnten sie bei ihnen zum Ziele kommen (sie überwältigen) und alle die weißen Leute töten. So wurde mein Bruder mit vielen anderen Soldaten nach dem westlichen Teil Minnesotas gesandt, um die Indianer zurückzutreiben. Dort hatten die Soldaten mehrere Monate zu tun. Viele wurden getötet, aber mein Bruder kam mit dem Leben davon. Und doch hielt die Zukunft einen schrecklichen Tod für ihn bereit (Trotzdem wartete ein schrecklicher Tod auf ihn). Nachdem die Schwierigkeiten mit den Indianern vorüber waren, wurden sie nach dem Süden gesandt, um ihr blutiges Werk fortzusetzen und nach einem schrecklichen Gemetzel und Abschlachten wurde er zum Gefangenen gemacht und es traf ihn das Los, Hungers zu sterben. Die Gefangenen wurden nach Andersonville, Georgia, gebracht und in Coralls gepfercht wie eine Herde Schweine und man ließ sie verhungern. Mein Bruder hatte nie in seinem Leben etwas anderes als Mühsal und Beschwerden und dann den schrecklichsten Tod zu sterben, den man sich vorstellen kann!

Einer seiner Kameraden, Michael Winter, der Bruder meiner Frau, entkam aus dem Gefängnis und mein Bruder gab ihm einen Brief an uns mit, sonst hätten wir nie herausgefunden, was aus ihm geworden ist. Er schrieb:

“Mein lieber Bruder und meine liebe Schwägerin! Zu spät habe ich herausgefunden, daß ich Eurem Rat hätte folgen sollen! Oh, meine Lieben, was für ein Wort – zu spät! – Denkt daran, wie wir einander liebten (Wie Geschwister sich lieben können)! Nur einen einzigen Streit haben wir gehabt!”

Mein Bruder war, wie Sie sich erinnern werden, der Älteste unserer Familie und wieviele Brüder können sagen, daß es nur einmal Streit gab (daß es nur einmal Streit zwischen ihnen gab). Und er fuhr fort:

“Schwägerin, nun bist Du mir mehr als das, Du warst mir eine liebende Schwester, warst so gut und freundlich zu mir. Gott segne Dich für das, was Du mir getan hast. Und ich kann nichts tun, um es Dir zu vergelten. Bitte, vergib mir, wenn ich Dich je beleidigte oder etwas falsches tat. Oh, wenn ich Euch nur alle noch einmal sehen könnte, ich würde glücklich sterben. Und Euere Kinder! Oh, wie ich sie liebte und sie mich liebten, denkt nur, wie schwer das ist! Es gibt keine Hoffnung für mich, jemals von hier wegzukommen, denn ich bin krank und wenn wir einen Fehler machen, so werden wir, ohne Rücksicht darauf, wie gering die Verfehlung gegen die Regeln ist, niedergeschossen. – Sie haben uns unsere Winterkleider weggenommen. Wenn sie uns nur wenigstens unsere Mäntel und Capes gelassen hätten, so könnten wir uns zudecken und vor der Kälte schützen, aber nein, keine Hülle oder Decke, nichts außer unseren Sommerkleidern. Wir können nichts anderes tun, als mit unseren Händen Löcher in die Erde graben und während der Nacht darinnen sitzen und am nächsten Morgen wird der Frost einen Inch dick über uns sein. – Meine Geliebten, ich kann nicht verlangen, daß Ihr es versteht, und man kann nicht beschreiben, in was für einer entsetzlichen Lage wir uns befinden. Unsere tägliche Ration an Nahrung ist Maismehl und nur soviel, als einer in einer Handfläche ausbreiten kann. Kein Salz, kein Schweineschmalz, nicht genug Wasser, um es naß zu machen. – Oh, meine Lieben, wenn dies in Eure Hände gelangt, nehmt es von meiner Hand als ein letztes Lebewohl von dieser Welt und betet für mich. Denn zu der Zeit, zu der Ihr diesen Brief erhalten werdet, werde ich nicht mehr sein.

von Eurem Bruder, Adam”

Nun muß ich auf das Jahr 1859 zurückkommen. Am 29. Juni wurde uns die 3. Tochter geboren. Wir gaben ihr den Namen Maria.

Zu jener Zeit vermaß die Regierung das Land und brachte es auf den Markt oder es mußte dafür bezahlt werden. So kam es, daß wir zu 3 Familien auf einem Grundstück von 40 acres (ca. 40 Morgen) lebten und unser ganzes Land und unsere ganze schwere Arbeit und unsere Gebäude Danzel zugeteilt wurden. Nun mußten wir wieder ganz von vorne anfangen, ein neues Haus und eine neue Scheune bauen und einen neuen Brunnen graben. Wir erhielten 80 acres in Sektion 33 und 80 acres in Sektion 32, Stadtbezirk 125, Kreis 29, in der Stadt St. Wendle zugeteilt. Das sollte nun unser Anteil sein, aber wir mußten dafür bezahlen und hatten kein Geld. Und woher sollten wir soviel Geld bekommen? Es waren je acre 1,25 Dollar, aber trotzdem summierte es sich auf 200 Dollar für 160 acres und wir waren jetzt schlechter daran als zuvor. Damals verloren wir nur unsere Arbeit, aber nun waren wir dabei, alles zu verlieren! Wir konnten kein Darlehen auf das Land bekommen und jene, die ein Darlehen gegeben haben würden, hätten 36% verlangt, so daß wir – wenn wir ein Darlehen von 200 Dollar geborgt hätten – nur 128 Dollar erhalten haben würden. 72 Dollar würden sofort für die Zinsen abgezogen worden sein. Bevor das Darlehen gegeben wurde, wurden bereits die Zinsen abgezogen, so daß für uns nichts übrig geblieben wäre. Aber laß’ die Zukunft für sich selbst sorgen!

Nach einiger Zeit sammelten wir, d.h. alle jene, die nicht bezahlen konnten, genug Geld und schickten Pater Clemens Staub, einen Benediktiner, nach Washington D.C., um für uns Fürsprache einzulegen und uns einen längere Frist zu erwirken, aber er konnte nichts für uns erreichen. Er erhielt jedoch zur gleichen Zeit in der Stadt “Collegeville” 16 Sektionen geschenkt (für nichts), um dort ein College zu erbauen. Aber für uns arme Schlucker konnte er nichts tun.

Nachdem das Land vermessen worden war, gab die Regierung (das Government) einzelne (überzählige, nicht eingerechnete, nicht berücksichtigte?) Sektionen an die Eisenbahnen, dort wo dieselben gebaut werden sollten. So kam es, daß wir eine Sektion hatten, die der Eisenbahn gehören sollte, Sektion 33, so daß wir der Regierung nur 100 Dollar für die 80 acres zu bezahlen hatten und da wir zuerst dort gewesen waren, hatte niemand das Recht, uns das Land wegzunehmen. Darin hatten wir Glück! Wir mußten keine so großen Zinsen bezahlen, und sobald wir genug Geld zusammen hatten, bezahlten wir für das Land und wir waren sicher.

Die Eisenbahngesellschaften und die Regierung (das Government) hatten einige Schwierigkeiten wegen des Landes. Sie sagte (die Regierung), diese Leute waren zuerst hier auf diesem Land und ihr habt kein Recht, sie wegzujagen. Die Eisenbahngesellschaften verlangten es, denn sie hatten Anspruch darauf, da es ihnen versprochen worden war. So verlieh ihnen die Regierung das Privileg, das Geld für das Land zu kassieren, aber sie durften nicht mehr dafür nehmen, als die Regierung vorgehabt hatte, zu verlangen. Durch diese Verzögerung, die durch die Diskussion über das Land entstanden war, brachten wir es fertig, genug Geld zu sparen, um das Land bezahlen zu können und wir kamen besser zurecht, als wir erwartet hatten.

Während dieser Zeit ereignete sich etwas Unvorhergesehenes. Ich ging immer noch auswärts arbeiten, so oft ich etwas zu tun bekam. Bei Tagesanbruch oder sobald der Tag graute, stand ich zeitig auf und schlug Bäume, um das Land zu roden und ebenso am Abend, solange ich sehen konnte. Und dann, eines Morgens, fällte ich 2 oder 3 Bäume und sie blieben in den anderen Bäumen hängen (verwirrten sich in die anderen Bäume). Da dachte ich, wenn ich einen der anderen schlagen würde, so würde das die anderen Bäume befreien und alle würden umfallen. Als ich diesen Baum zur Hälfte durchgeschlagen hatte, rief mich Mutter zum Frühstück und ich fuhr fort, zu fällen bis ich glaubte, es sei genug und der Baum würde nun von selbst fallen. So begab ich mich auf den Weg ins Haus. Ich war ein paar Schritte gegangen und schaute zurück, ob der Baum anfinge, umzufallen, und er fiel wirklich, aber nicht dahin, wohin ich erwartet hatte, er fiel auf mich. Das war alles, woran ich mich erinnern konnte. Es war eine große Eiche, ungefähr 18 Inches im Durchmesser, aber zum Glück – oder auch nicht zum Glück – lag da ein ein alter Holzklotz quer dazu, so daß der Baum nicht auf mich fiel, mich jedoch niederschlug. Ich war betäubt, so daß ich nicht schreien oder unter dem Baum herauskommen konnte. Mutter wartete und fing an, sich zu sorgen. Sie ging zur Türe und als sie mich nicht sah, lief sie auf den Platz zu, an dem ich geschlagen hatte und rief mich, erhielt aber keine Antwort. Sie war immer um mich besorgt, wenn ich in den Wäldern arbeitete. Sie suchte mich und rief mich; schließlich glaubte sie, sie hörte einen Laut, wie wenn jemand keuchen würde (in den letzten Zügen liegen würde), dann fand sie mich, Schaum vor dem Mund (schäumend) und ohne ein Zeichen von Leben, hinter einem Holzklotz liegend. Sie rief, so daß sie die Nachbarn hören konnten, und John Zimmermann hörte und kam und hob mich auf und trug mich ins Haus. Es dauerte 2 Stunden, bis ich wieder Leben zeigte (ein Lebenszeichen gab). Ich wußte nicht, was geschehen war. Ich fühlte mich, als ob ich den schönsten und friedvollsten Schlaf geschlafen hätte, den ich je auf dieser Welt gehabt hatte. Dann kam die Zeit, da ich wieder erwachen sollte. Wenn ich nur diesen Schlaf für immer hätte weiterschlafen können! Wie glücklich wäre ich gewesen, all’ den Beschwerden (Mühsalen) dieser Welt entfliehen zu können, aber der HERR dachte anders: Du hast noch viele und rauhe Straßen zu wandern (reisen). Zu dieser Zeit war der Traum vorbei und während ich mich anschickte, wieder zu mir zu kommen, hatte ich einen der schwersten Hustenanfälle, die ich je hatte. Was für ein schrecklicher Tod mußte doch der Erstickungstod sein; aber ich konnte (durfte) nicht ersticken, ich mußte leben und hatte doch nicht die Kraft, zu atmen! Es ist schwer zu begreifen, wie schwer das ist, und ich mußte doch weiterleben! Als ich soweit bei mir war, um zu begreifen, was vorging und ich Mutter hören und in Tränen sehen konnte, begann es mir im Herzen warm zu werden. Da wußte ich, daß es Gott besser verstand als ich und er mich wieder aufweckte. Da sah ich ein, daß ich für meine geliebte Frau und meine Kinder leben mußte.

So kam es, daß ich nur 4 Wochen im Bett bleiben mußte und mich dann wieder erholte, ohne zu wissen, wo mich der Baum getroffen hatte. Ich spuckte lediglich noch einige Jahre von Zeit zu Zeit Blut. Aber unsere Schwierigkeiten waren noch nicht vorbei! Wir hatten nun auch ein Gespann, mit dem wir arbeiten konnten, aber mit unserem übrigen Rindvieh hatten wir kein Glück. Als unsere Kuh Zwillingskälber bekam, starb sie und so verendeten (starben) jedes Jahr ein oder zwei Stück Rindvieh. Das ging 5 oder 6 Jahre so (dauerte 5 oder 6 Jahre lang an). Von da an hatten wir mehr Glück, die Zukunft sah freundlicher aus (es begann freundlicher auszusehen), aber wir arbeiteten, wie man so sagt, Tag und Nacht. Ich schlug Holz und zog es nach St. Cloud – d.h. im Winter – und Mutter tat die übrige Arbeit. Die Straßen bis St. Joseph waren schlecht, so fällte ich jeden Tag 1 Klafter Holz und brachte die Hälfte nach St. Joseph. Am nächsten Tag lud ich die andere Hälfte und fuhr nach St. Cloud. Das waren 11 Meilen und mit Ochsen sind 22 Meilen eine lange Fahrt für einen Tag. Und dann mußte man manchmal noch 3 oder 4 Stunden warten, bis ein Käufer kam. So kam es vor, daß ich oft um 5 Uhr früh zuhause fortging und um 10 Uhr abends war ich immer noch auf dem Heimweg. Aber am nächsten Tag mußte ich wieder arbeiten.

So kam die Zeit heran, in der der Bürgerkrieg ausbrach. Wie ich bereits vorher erwähnte, schrieb man das Jahr 1860 (war es im Jahre 1860) als der Krieg ausbrach und die Indianer glaubten, das wäre für sie eine günstige Zeit, da alle dienstfähigen (tauglichen) Männer im Süden wären. Und sie hatten recht (und das war die Wahrheit)! Als das geschah, war das Geld, das sie (die Indianer) von der Regierung bekommen sollten, knapp und sie brachen aus und begannen Krieg gegen die Weißen zu führen. Wohin sie kamen (soweit sie kamen), brandschatzten und mordeten sie; bis heute weiß niemand, wieviele Leute getötet wurden. Wenn sie zu einem Haus kamen, in dem Männer waren, töteten sie diese zuerst, dann spießten sie die Kinder mit ihren Speeren auf und stellten sie zur Schau auf. Mädchen und Frauen mißbrauchten sie, dann schlugen sie ihnen Teile ihrer Körper ab und nagelten sie an die Zäune oder eine Scheune. Schwangere Frauen mißbrauchten (mißhandelten) sie zuerst, dann nahmen sie ihre langen Messer und schlitzten sie auf, nahmen ihre ungeborenen Babies und banden sie über die Gesichter der Frauen. Wenn sie Leute in ihren Häusern fanden, töteten sie alle und legten Feuer an das Gebäude. Viele Leute starben vor Furcht (Schrecken) und einige versteckten sich damals im hohen Gras und krochen tagelang auf ihren Händen und Knien an einen sicheren Ort, um dort zu berichten. Es war unmöglich, die teuflischen, unmenschlichen Greueltaten zu beschreiben, die sie (die Indianer) an den Weißen verübten. So sah das Schicksal aus, das uns alle erwartete, wenn die Soldaten verfehlten, sie zurückzutreiben. Einmal wurde berichtet, daß sie bereits innerhalb von 20 Meilen Entfernung (in 20 Meilen Umkreis, in einer Entfernung von 20 Meilen) seien und daß wir sie nahezu jeden Tag erwarten könnten. Wir kamen alle zusammen und planten, daß sich alle im Lande an einem Platz versammeln und eine Art Fort bauen sollten. Wir entschieden, daß St. Joseph der günstigste Ort sei und die Leute aus 30 Meilen Umkreis kamen und jeder machte sich eifrig an die Arbeit (betätigte sich fleißig). Die Benediktiner hatten bereits eine große Scheune dort und Linnaman hatte einen Schuppen, so stopften (?) wir sie hinein, unsere Familien, soviele nur darin Platz fanden, – und sie waren wie Schafe hineingepfercht! Wenn nur soviel Platz war, daß sie aufrecht stehen konnten, so beklagte sich niemand und niemand war eifersüchtig oder dachte, der oder jener hätte mehr Platz. Jeder war friedlich (friedvoll). Dann gingen wir an die Arbeit. Wir bereiteten alles wie für einen wirklichen Krieg vor. Das war schrecklicher als der Krieg, es bedeutete Leben oder Tod. Man konnte mit den Indianern nicht spaßen (Kein Spaßen mit den Indianern!). Nun mußten wir Männer Bauholz besorgen, um das Fort bauen zu können und in der Zwischenzeit mußten wir trainiert werden. Die Frauen kümmerten sich um die Kinder und gossen Kugeln. In jenen Tagen kauften wir keine Granaten, die bereits angefertigt oder geladen waren. Wir luden die Gewehre und wir hatten auch Wachen überall in der Umgebung von St. Joseph (überall um St. Joseph herum). Jedermann arbeitete. Es gab kein sich um die Pflicht drücken und jedermann war sich bewußt, was es bedeutete, wenn die Indianer durchbrachen. Eines Nachts, als einer der Wache gerade einen anderen ablösen wollte, erschrak er so, daß er sein Gewehr abschoß, was als Zeichen galt, daß die Indianer im Kommen seien. Das startete die Aufregung! Die Sturmglocke wurde geläutet, und jeder, der ein Gewehr heben konnte, mußte heraus. Einige der Frauen und Kinder kreischten, aber die tapfereren trieben uns zur Eile an und sagten, daß sie lieber im Kampfe fallen, als in die Hände jener Unholde (Teufel) fallen und ermordet werden möchten. Als wir uns fertigmachten, um den Indianern einen Empfang zu bereiten, kam eine Wache gelaufen und sagte, daß alles ein Mißverständnis (Fehler) war, daß der Schuß nur ein Unfall gewesen sei. Ach, du lieber Gott (Oh, mei!), was für eine Erleichterung! Jedermann war so glücklich; aber wir fuhren fort mit unserer Arbeit. Wir bekamen Bauholz für unser Fort, behauten es auf 4 Seiten, ungefähr 10 Inches überquer. Wir bauten das Fort 15 Fuß (feet) hoch und 300 Fuß im Umkreis. Um den ganzen Wall herum (überall um den Wall) hatten wir Schilder (Schilderhäuschen, Unterstände?) für die Männer, die Frauen und die Kinder in der Mitte. Nachdem wir alles, so gut wir konnten, fertig hatten, zogen wir ein. Der Bericht kam, daß die Soldaten die Indianer zurückgetrieben hätten. Wie glücklich wir waren! Einige beteten, einige sangen und einige weinten vor Freude, einige liefen und riefen “hurra!” und schrieen, verloren jedoch keine Zeit; jedermann sammelte seine Familie und ging zurück zu seinem Heim. Das dauerte nicht lange, da niemand mehr als ein paar Kleider und Bettzeug (Betten) mitgenommen hatte. Alles andere hatte man zuhause gelassen. Sie dachten alle nur an ihr Leben. – Wenn ich an jene Zeit denke, so überkommt mich immer noch das Gruseln (läuft mir immer noch ein Schauer den Rücken hinab), denn das war bei weitem schlimmer als Krieg. Im Kriege wurden nur die Männer davon betroffen, aber hier, wenn ein Mann kämpfen sollte, und sah seine Frau und seine Kinder in Gefahr, so gibt es Grenze für seine Verzweiflung. Er wird es durchstehen (sich durchsetzen, sich durchbeißen) und kämpfen, um seine Familie zu beschützen. Als die Sturmglocke läutete, sah ich Frauen, die sich an ihre Männer anklammerten, so daß sich dieselben nicht losreißen (losmachen) konnten. Es war herzzerreißend. – Es war mehr als eine Woche vergangen, seit wir gegangen waren und alles für den Krieg vorbereitet hatten, aber wir fanden alles genau so, wie wir es zuhause verlassen hatten. Das Vieh fand sein eigenes Futter und niemand hatte die anderen Dinge berührt. In jenen Tagen gab es keinen Diebstahl (kein Stehlen) und so begannen wir wieder daheim zu arbeiten.

So ging es mehrere Jahre hindurch, nichts störte. Dann wurde uns am 16. September 1863 ein Sohn geboren und wir nannten ihn Johann Georg. Wir riefen ihn Johnny. Aber wir kamen nie über unsere Furcht vor Indianern hinweg (wir kamen nie darüber hinweg, uns vor den Indianern zu fürchten). Einige Jahre später kam ein Trupp Indianer an unserem Haus vorbei und sie hielten an und kamen ins Haus, soviele im vorderen Raum Platz finden konnten. Wir hatten ein nettes, kleines, fettes Schwein im Pferch. Sie dachten, ein nettes, kleines, fettes Schwein wäre absolut nicht schlecht und schickten sich an, es wegzunehmen. Aber ich war nicht gewillt, es ihnen zu lassen (es aufzugeben). Sie wurden so zornig, daß sie ihre Gewehre auf mich richteten, so daß ich einen dicken Stock (Prügel) aufnahm und ihnen zu verstehen gab, daß ich den ersten, der Hand an dieses Schwein legen würde, niederzuschlagen gedächte. In der Zwischenzeit hatte Mutter Ahornzucker gekocht und auch Brot gebacken. Als sie das sahen, nahmen sie sich selbst Brot und tunkten es in den heißen Syrup, solange welcher vorhanden war. Dann wurden sie mutiger und Mutter wurde böse und nahm das Zuckerwasser und tat, als wollte sie sie verbrühen. Daraufhin zog ein Indianer eine Peitsche (Rute) unter seinem Gewand oder seiner Decke hervor und trieb sie (die Indianer) hinaus. So verloren wir nichts als ein paar Laibe Brot.

Bald darauf hatten wir während der Nacht einen so schrecklichen Sturm, daß er das Dach von unserem Haus mitnahm. Er nahm 3 Lagen Blöcke von einer Seite und trug sie 100 Fuß weit weg. Zwei unserer ältesten Kinder schliefen unter diesem Dach. Er muß die Blöcke ganz nahe über ihren Köpfen weggehoben haben, d.h. der Wind muß das Dach und die Blöcke gehoben und sie dann weggetragen haben, andernfalls (sonst) hätte es die Kinder ebenfalls mitgenommen. Sie schliefen ganz nahe unter dem Dach. Ich rief – und ein Sprung – und ich war die Treppe oben, aber, Gott sei Dank, sie waren unverletzt. Darnach sagte Mutter: “Nun weiß ich, daß Du auch aufgeregt werden und schreien kannst. Wir verloren unseren besten Ochsen und Du sagtest nichts, obwohl Du ihn brauchtest und obwohl Du gerade dabei warst, ihn im Frühjahr einzuarbeiten (ihn zur Arbeit zu bringen), und dann verloren wir 6 Kälber, und kein Wort der Beschwerde! Und nun konntest Du so schreien als unsere Kinder in Gefahr waren!” Ich antwortete ihr: “Würdest Du eines unserer Kinder für all’ das Vieh hergeben, das wir verloren haben?” Sie meinte: “Oh, mein Lieber, du hast recht. Du bist glücklich, daß Du es auf diese Weise siehst (sehen kannst)!” – Darnach ging es besser (gingen die Dinge besser). Mutter bekam allmählich eine Hilfe in Minnie, die nun 8 Jahre alt war. Sie war eine gute Hilfe. Sie half sogar beim Waschen und bei allem war sie eine gute, kleine Arbeiterin (Helferin).

Wir begannen nun mehr Glück mit unserem Rindvieh zu haben, so daß wir genug aufziehen konnten, um jedes Jahr einen oder zwei Stiere und bald eine Kuh oder eine Färse verkaufen zu können. Natürlich konnten wir unsere Hände nicht in den Schoß legen und es uns bequem machen! Wir hatten nun für 18 – 20 Stück Rindvieh zu sorgen und das benötigt eine Menge Futter im Winter und ich mähte alles Gras, das wir für Heu brauchten, selbst. Mutter half wenden und Schober machen und wir erledigten die ganze Ernte. Ich mähte den ganzen Tag und dann in der Nacht arbeiteten wir bis 12 oder 1 Uhr und banden das Getreide in Garben und setzten es in Docken (Kornmandeln oder Haferweibeln) auf.

So kam das Jahr 1866, wir hatten wieder ein gutes Jahr. Der Herbst kam und wir hatten, wie üblich, die Ernte eingebracht. Alles war bereit (fertig) für den Winter. Dann kamen am 27. November 1866 zwei von Mutters Brüdern, Johann und Matthias. Am gleichen Tag gebar Mutter unseren 2. Sohn. Wir nannten ihn Matthias; Mutters Bruder war der Taufpate. Wir wohnten immer noch in einer kleinen Hütte (einem kleinen Blockhaus) und hatten unser kleines Gewehr auf ein paar Leisten über der Bettstatt liegen. Einer von Mutters Brüdern reichte hinauf und nahm es herunter, um es zu untersuchen, drehte es ein paarmal in seinen Händen herum und es ging los. Die Kugel schlug nahe Mutters Kopf in die Wand. Stellen Sie sich diesen Schock vor! Eine gesunde Person würde erschrocken sein (sich gefürchtet haben), und dann erst eine geschwächte (schwache, hinfällige) Person und gerade zu dieser Zeit! Es war entsetzlich (schrecklich)! Sie vergaß es nie mehr (hat es nie mehr vergessen). Ihre Gesundheit begann bald darauf nachzulassen (zu schwinden) und in den späteren Jahren bekam sie Schwindsucht (setzte Schwindsucht ein). Und das Kind Matthias wurde ebenfalls angesteckt. So, als es krank wurde (als es Krankheit befiel), hatte es nicht genug Widerstandskraft und es starb, noch nicht (weniger als) 16 Jahre alt.

Ich erwähnte, daß Mutters Brüder an dem gleichen Tag kamen. Ihre Schwester und deren Mann, Georg Rauch, waren bereits vorher gekommen, so daß Mutter nun alle ihre Geschwister (alle ihre Brüder und ihre Schwester) hier in Amerika hatte. Ich hatte zwei meiner Brüder hier: den ältesten, Adam, und dann später Johann Adam, darnach meine Eltern und meinen jüngsten Bruder Joseph, so daß uns beide unsere Familien in ein neues Land nachfolgten (so daß wir beide unsere Familien uns in ein neues Land nachfolgen hatten), nachdem wir ihnen den Weg in ein besseres Land gewiesen (markiert) hatten. Als wir sahen, daß man in Amerika zu Eigentum kommen konnte (eine Person in Amerika Eigentum bilden, sammeln konnte) – wenn man auch Tag und Nacht arbeiten mußte, um es zu erlangen, so war es wenigstens das eigene, und das war mehr, als jemand im alten Land erwarten konnte – schrieb ich meinen Eltern und erzählte ihnen genau, wie die Dinge hier so wären, aber ich schrieb nicht, sie sollten kommen. Sie wußten, daß ich in wichtigen Dingen nie log, so entschieden sie sich, zu kommen: zuerst Georg Rauch mit seiner Familie – das war, nachdem mein ältester Bruder gekommen war –, dann kam mein zweiter Bruder, dann kam meiner Frau Bruder Michael Winter, darnach kamen meiner Frau Brüder Johann und Matthias. Ihnen folgten meine Eltern und mein jüngster Bruder. So hatten wir unsere ganzen Familien und nächsten Verwandten in Amerika.

Sie alle ließen sich in “Meires Grove” (oder “Mieres Grove” oder “Miers Grove”), Stearns County, Minnesota, nieder. Alle meine Angehörigen mit Ausnahme eines einzigen Bruders, dem der alte Hof in Deutschland übergeben worden war, waren nun da. Meine Eltern gaben ihm den Hof und alles andere dazu und gingen wie Bettler von dort weg. Sie kamen im Herbst an und wohnten den Winter über bei uns. Nun dachten sie nicht mehr, meine Frau sei zu arm – wie sie im alten Land gesagt hatten – “um in unsere Familie einzuheiraten”, denn sie mußten nun an ihrem Tisch essen. Ich erhielt das wenigste von zuhause und hatte den schwersten Beginn (Anfang) von ihnen allen und wir mußten sie länger als ein halbes Jahr unterhalten (wir hatten länger als ein halbes Jahr für sie zu sorgen). Ich tat es gerne, solange es Mutter nichts ausmachte, und Mutter hatte nichts dagegen, sie war nicht geizig. Wir gaben ihnen sogar Fleisch und Mehl und vieles andere als sie uns verließen. Sie ließen sich ebenfalls in Meires Grove (?) nieder, wo sie ein “homestead” (freies Grundeigentum, “Heimstatt”, Wohnhaus mit seinem Land und seinen Gebäuden, vom Eigentümer als “Heim” in Besitz genommen und durch Gesetz ausgenommen von der Übereignung (?) und dem Verkauf infolge von Schulden, ähnlich wie unser deutsches “Erbhofgesetz”) erworben. Sie hatten noch des jüngsten Sohnes Erbe in Deutschland, so daß sie damit das Haus ausstatten, den Bauernhof (das “homestead”) mit allem Nötigen versehen und eine nette Farm erarbeiten konnten, so daß der jüngste Sohn, welcher blind war, ein Heim (eine Heimat) haben würde, wenn die Eltern einmal gestorben sein würden.

Mein Bruder reichte um ein “homestead” ein als er angeworben wurde (sich als Freiwilliger meldete) und wir wollten nicht, daß es in fremde Hände fallen würde; wir konnten es jedoch nicht kaufen, da es ein “homestead” war. So reichte ich um ein “homestead” ein, da ich noch ein Anrecht auf eines hatte, da wir unser Land besaßen bevor das “Homestead-Recht” erlassen wurde. Ich nahm es und das gab mir das Recht, einen Preis von 1,22 (1,28 ?) Dollar je acre dafür zu zahlen, denn ich konnte nicht dort wohnen. Zu jener Zeit hatten wir genug Geld gespart, um dafür bezahlen zu können, aber da war in der Nähe noch ein Stück von 80 acres, das sich gerade einfügte, und Mutter meinte, wir sollten es kaufen. Ich sagte: “Aber wie? Wir haben nicht soviel Geld!” Sie antwortete: “Es gibt sicherlich jemanden, der uns Geld leihen wird.” Ich sagte, ich wüßte niemanden. Am folgenden Sonntag, als sie aus der Kirche heimkam, sagte sie: “Georg, ich weiß, wo wir 100,– Dollar bekommen können, wann immer Du sie holen willst.” Ein lediger Mann wollte uns $100,– borgen und einen Schuldschein dafür annehmen und war froh, es für uns tun zu können, da unser Ruf zu jener Zeit gut war (da unser Kredit zu jener Zeit gut war).

Wir kauften die 80 acres und hatten nun 240 acres gutes Land und den Grund unseres Anwesens, 160 acres, das ergab zusammen 400 acres. In Deutschland würde das ein Grundbesitz für einen reichen Mann gewesen sein. Das soll zeigen, daß Mutter ein besserer Spekulant war als ich, denn ich hatte nie die Nerven, jemanden um ein Darlehen zu fragen aus lauter Furcht, ich könnte eine Ablehnung erfahren. Sie machte sich nichts daraus (kümmerte sich nicht darum), sie riskierte es einfach und das war der bessere Weg. Ich schreibe dies, um unserer kommenden Generation zu zeigen, wie wir unser kleines Vermögen zusammenbrachten (zusammenrafften), daß nicht alles von mir kam, obwohl ich mehr von zuhause erhielt als sie. Mein kleines Erbe gab uns den Start (ermöglichte uns den Beginn), aber sie war der Führer. Ohne sie konnte ich nichts tun. Ich war viel zu schüchtern und ruhig (langsam, unbesorgt, zufrieden) und konnte nie jemanden um etwas bitten, denn es verletzte mich, wenn ich eine Ablehnung erhielt (wenn meine Bitte abgelehnt wurde). Es gefiel mir genau so wie ihr, wenn ich sah, daß wir Fortschritte machten, aber ich hatte nicht den Mut, etwas zu unternehmen. Ich sparte auch, aber nicht so wie sie.

Nun lebten wir bereits 10 Jahre in Stearns County. Ich hatte nicht einmal gesehen, wie Bier oder Whisky ausschauten, außer wir kehrten in einem Saloon (= eine Art Trinkstube, Bar) ein und tranken ein Glas Bier und gingen dann zusammen nach Hause. Ich hatte es immer gerne, in ihrer Nähe zu sein (ihr nahe zu sein, ich war immer gerne in ihrer Nähe). Ich liebte sie und zwar nachdem wir 25 Jahre verheiratet waren noch genau so, wie im 1. Jahr nach unserer Heirat. Als wir nach ein paar Jahren den Saloon hatten und die Männer lungerten herum und gingen nicht nach Hause, sagte ich zu ihnen: “Ihr seht nicht aus, als ob Euch an Euren Frauen viel liegen würde (Ihr scheint Euch um Eure Frauen nicht viel zu kümmern), denn Ihr geht ja nicht heim!” Ich war auch in späteren Jahren noch genau so willig, zu arbeiten, wie sie (wie Mutter), und es gab keine Arbeit zu schwer, noch zu niedrig, noch zu gut (?), die ich nicht verrichtet hätte, solange ich nur gesund und fähig war, sie zu tun. Wir stellten nie eine Hilfe ein für das Haus. Ich machte alle Schreinerarbeiten. Ich tat alle diese Arbeit selbst. Ich machte sogar die meisten Grobschmiedarbeiten (Hufschmiedarbeiten), Stellmacherarbeiten, in der Tat, alle handwerklichen Arbeiten (Handarbeiten), die irgendwo auf der Farm anfielen. Ich tat alle diese Dinge selbst und bald ging es vorwärts und wir mußten nicht mehr knausern und lebten gut.

Wir wohnten an der Hauptstraße und viele Leute kamen bei uns vorbei und viele kamen herein und wenn es spät am Abend war, so blieben sie über Nacht. Mutter ließ nie jemanden hungrig weggehen. Es kam so, daß es sich die Leute zur Gewohnheit machten, hier anzuhalten (daß es die Leute zu ihrem Rastplatz, zu ihrer Stoppstelle machten). Wir hatten ein richtiges Speisehaus. Mutter gab sogar den armen Leuten etwas zu essen mit für unterwegs. Sie fragte mich immer, ob es mir recht wäre, wenn sie etwas weggäbe. Ich sagte ihr oft, daß sie mich nicht zu fragen brauche, sie habe ebensoviel Recht wie ich. Ich freute mich (es gefiel mir, ich war zufrieden), wenn sie den Armen etwas gab, ich mußte das oft wiederholen, denn niemand wußte besser als wir, was Armut bedeutet. Außerdem war sie der “Manager” (die Geschäftsführerin, die Wirtschafterin) und ich kümmerte mich in keiner Weise um die Wirtschaft (Verwaltung, Leitung). Sie wußte, was sie tat, und wußte, was wir uns leisten konnten, herzugeben. Ich überließ Mutter die ganze Verantwortung. Ich hätte ihr unrecht getan, wenn ich ihr Vorschriften gemacht hätte, da sie doch das Fundament (der Ursprung, die Grundlage) unseres künftigen Wohlstandes war. Ich mag übertreiben, wenn ich sage, unser künftiger Wohlstand (Reichtum), aber wenn wir unseren Anfang und die Zustände in diesem fremden Land in Betracht ziehen (berücksichtigen), können wir uns so ausdrücken (können wir es – ihn – so nennen). Für uns war es Wohlstand (Reichtum), denn wir lebten nun wie die wohlhabenden Leute in Deutschland. Wir hatten auch Pferde und mußten nicht mehr mit Ochsen nach St. Cloud fahren. Wir verloren nicht mehr soviel Zeit auf dem Weg (wir brauchten nicht mehr soviel Zeit für den Weg). Ich konnte um 8 Uhr morgens fortfahren und kam gegen 5 oder 6 Uhr abends zurück. Wir erhielten auch einen leichten vierrädrigen Einspänner (Buggy), so wenn Mutter Kleinigkeiten benötigte, spannte ich die Pferde ein und sie nahm Butter und Eier und Gemüse oder was immer sie zu verkaufen hatte, und sie fuhr nach der Stadt, fuhr gegen 9 Uhr morgens weg und kehrte gegen 3 oder 4 Uhr nachmittags mit 8 oder 10 $ zurück. Sonntags fuhren wir zur Kirche wie Aristokraten. Das entfachte Neid unter den Leuten und sie mißgönnten es uns trotz all’ unserer schweren Arbeit.

Dann wurde uns am 16. Februar 1869 unser dritter und letzter Sohn geboren. Wir nannten ihn Michael. Nun hatten wir eine Familie mit 6 Kindern, 3 Mädchen und einem Knaben, dem Jüngsten, und zwei älteren Knaben. Wären die Jungen die älteren (Ältesten) gewesen, so wäre es besser für mich gewesen. Trotzdem, ich sollte mich nicht beklagen! Die Mädchen arbeiteten gut und halfen, aber sie waren für Männerarbeit nicht so gut, wie es die Jungen gewesen wären. Die schwerste Arbeit traf auf mich (fiel mir zu). So kam es, daß ich oft über meine Kraft arbeiten mußte und anfing, es satt zu bekommen (daß mir alles über wurde, zuviel wurde). So sagte ich: “Wir haben Land in Miers Grove, das ist Prärie-Land und leichter zu kultivieren.” So ging ich dorthin. Wir hatten genug Gespanne um einiges Land umzubrechen und ich bekam einen Mann, der mir half. So pflügten wir von der Saatzeit bis zur Erntezeit 18 acres Land. Als wir damit fertig waren, begann ich zu überlegen, (fing ich an zu denken): “In den Wäldern, in denen wir leben, haben wir genug Land kultiviert, um leben zu können und ich kann es allein bewirtschaften, auch wenn es manchmal langweilig (ermüdend) wird, aber hier muß ich auch schwer arbeiten, außerdem habe ich hier kein Holz und keine Zäune, keine Gebäude, keine Bäume, in Wirklichkeit gar nichts.” So packte ich zusammen und fuhr zurück und die Wälder “Der Ruf der Wildnis” mit der Absicht, dort zu bleiben.

Ich möchte eine Begebenheit erwähnen, die sich während dieser Zeit zugtrug. Eines Herbstes hatten wir 4 fette Schweine und wir bewunderten sie. Sie waren so nett und fett. Sie kosteten uns wenig Futter, denn wir hatten viele Eichen in den Wäldern und es gab Eicheln im Überfluß und sie fielen jeden Herbst herab. Schweine lieben, ebenso wie Bären, Eicheln sehr. Eines Nachts, ungefähr gegen Mitternacht, hörten wir draußen einen Tumult. Die Schweine quiekten und liefen in der Nähe des Hauses herum, der Hund bellte und es war genug Lärm, um Tote aufzuwecken. Mutter rief: “Ein Bär!”, aber ich war schon aus dem Bett bevor sie zu Ende gesprochen hatte. Ich raffte das Gewehr und lief zur Tür. Mutter versperrte immer die Tür von innen, es schien, sie fürchtete, jemand könnte uns etwas bringen. Doch ganz gleich, ich in meiner großen Hast, die Tür zu öffnen, ließ den Schlüssel fallen und konnte ihn nicht mehr finden. In der Zwischenzeit war Mutter ebenfalls aus dem Bett und rief: “Zum Fenster, schnell!” Sie war immer fixer als ich (aufgeweckter als ich). Sie versuchte bereits, das Fenster zu öffnen, aber es ging nicht auf. Ich wurde ungeduldig und mit einem Schlag war es draußen und ich ebenfalls, aber der Hund verfolgte bereits den Bären (der Hund trieb den Bären bereits zurück), aber ich war durch die Verzögerung bereits aufgeregt und wollte nicht so leicht aufgeben. Der Bär hätte zurückkommen können, so lief ich ihm nach (setzte ich ihm nach). Der Hund fuhr fort, den Bären zu jagen, was wiederum mich reizte, denn ich konnte nicht schießen, ohne den Hund zu treffen, so lief ich dem Bären nach in die Wälder. Ich dachte erst, der Hund jage den Bären, aber als ich näher kam, sah ich, daß der Hund nahe am Bären war und ihn anbellte und daß der Bär stillstand und über den Hund hinweg auf mich schaute. Dann begann es mir bewußt zu werden, daß ich ein Hemd trug, keine Schuhe, keine Strümpfe (Socken), keinen Hut. Mein Hemd reichte nicht bis zu meinen Knien. Ich muß die Aufmerksamkeit des Bären auf mich gezogen haben (muß den Bären angezogen haben) und offensichtlich (augenscheinlich) mußte er von Geistern und Geistergeschichten gehört haben und daß ich einer davon war. Ich kam näher und hob mein Gewehr um zu schießen und da muß er sich gedacht haben, daß, wenn ein Geist anfinge zu schießen, er diese Art Musik nicht liebe und besser mache, daß er wegkäme (und er sie besser schlage?) und schnell wie der Blitz (wie ein Blitzstrahl) war er weg. So hatte ich aus der ganzen Aufregung nichts als zerschundene Beine und meine Füße voll von Dornen. Ich lief ihm ungefähr eine Viertelmeile nach in die Wälder und kurze Zeit darauf stahl er trotzdem eines unserer Schweine, aber es war während des Tages als wir draußen waren in den Wäldern. Einige Wochen später kam der gleiche Bär zu unserem Nachbarn, zu Zimmermanns, die gerade Kürbisse auf einen im Hofe stehenden Wagen luden. Er legte seine Vorderfüße auf den Wagen und schätzte die Kürbisse ab. Frau Zimmermann, die dachte, es wäre ein großer Hund, hob ein Stück Holz auf und warf es nach ihm. Die Frau war mit lauter Lumpen bekleidet (war lauter Lumpen, Fetzen) und da sie sehr dunkel war, schaute sie der Bär an und brummte und trottete weg. Die alte Frau war so nahe am Bären und hörte ihn brummen, als ob er sagen wollte: “Das ist eine gefährliche Nachbarschaft, Geister, die schießen, und der schwarze Mann selbst und sie bringen sogar das Holz mit, um meinen Pelz zu verbrennen!” Von dieser Zeit an sahen wir nichts mehr von jenem Bären.

Im Jahre 1870 ging alles so gut, wie wir es erwarten konnten. Unsere zuerst geborenen Kinder, die Mädchen, kamen nun in das Alter (das Stadium), in dem man Bewerber erwarten kann. Minnie war nun in ihrem 16. Jahr. Unser jüngstes Kind war kaum geboren, als das älteste heiraten wollte. Wenn die ersten 3 Buben gewesen wären, hätten wir es uns jetzt leichter machen können. Wir hatten nun 30 acres Ackerland (gerodetes Land) und genug Wiesenland, um 20 Stück Rindvieh zu füttern; so, wenn wir zuerst Buben statt Mädchen gehabt hätten, wären sie uns 6 oder 7 Jahre länger erhalten geblieben als die Mädchen. Ich dachte, es wäre das beste, zuzustimmen und sie heiraten zu lassen sobald ein geeigneter Mann käme, denn sie stritten mit Mutter und ärgerten sie. Es dauerte nicht lange und zwei von Mutters Brüdern kamen und hatten einen jungen Mann von Meires Grove mit. Sein Name war Alexander Hisserich. Sie sagten, er habe nur seinen Vater bei ihm und sie hätten eine nette Farm und alles eingerichtet und ausgestattet, Pferde, Rindvieh. Sie sagten, Minnie, dem ältesten Mädchen, nicht zu zögern, sondern ihn so schnell als möglich zu heiraten, denn es gäbe nicht viele solch schmeichelhafte Angebote. Einer der Brüder meiner Frau sagte, wenn Minnie diesen Mann nicht heiraten würde, so sollte sie zu Tode geprügelt werden. Nun, was sollten wir sagen. Wir kannten diesen Mann nicht und indem wir das Wort der Brüder meiner Frau, die Nachbarn des jungen Mannes waren, als wahr hinnahmen, gaben wir unsere Zustimmung und dachten, es wäre so das beste. So wurden Vorbereitungen getroffen und unsere älteste Tochter wurde am 9. November 1871 getraut (heiratete am 9. November 1871). Dies war unser erster unglücklicher Tag mit unserer Erstgeborenen, denn er war eine rohe (grobe) und ungebildete (unhöfliche, unzivilisierte) Kreatur, die nicht wußte, wie eine Frau zu würdigen (schätzen) sei. Es gab keine Flitterwochen. Sie mußte die ganze Arbeit verrichten. Er war faul und außerdem behandelte er unser Mädchen niederträchtig. Er schien nicht zu wissen, was Liebe ist und wo keine Liebe ist, ist kein Glück (kein Glücklichsein, keine Freude). Schließlich verkaufte er das Land seinem Vater zurück, denn er konnte nicht dafür bezahlen. Er wußte überhaupt nichts und wollte auch überhaupt nichts lernen. Jeder junge Mann sollte, wenn er heiratet, wissen, daß er Verpflichtungen nachkommen müsse (Verantwortung tragen müsse), aber er schien nicht zu wissen, was das war. Er überließ alle Arbeit unserem Mädchen und was sie nicht tun konnte, blieb ungetan. Nachdem er das Land verkauft hatte, dachte ich, wenn wir sie mit zu uns nachhause nehmen würden, könnte ich ihn vielleicht lehren, wie man arbeiten und wirtschaften müsse, aber es war nutzlos. Er wurde sogar barsch und gemein zu mir und tat gerade, was ihm gefiel. Unsere Tochter sah, daß es so nicht lange weitergehen könne, wenn das bißchen Geld, das er aus dem Verkauf des Landes erhalten hatte, weg sein würde, so würden sie nichts haben. So ging sie nach St. John’s College – nun Universität – und bewarb sich um das Waschen. Sie bekam es und verdiente dort gut. Sie verdiente 20 bis 30 $ im Monat und sie hätte ihn unterhalten können, wenn er nur nicht so gemein zu ihr gewesen wäre. Wenn sie ihn bat, etwas Brennholz zu hacken, so schlug er sie, nahm sie beim Haar und riß ihr welches aus und manchmal schlug er sie mit Holzscheiten (Feuerholz) und wir mußten zuschauen und unser Kind so mißhandelt sehen. Das wurde mir allmählich zuviel, denn ich liebte meine Kinder. Ich wurde so wütend: unser ältestes Kind, welches unsere schwerste Zeiten mit uns geteilt hatte, und das sollte nun solch eine Pest für den Rest ihres Lebens auf dem Nacken haben. Das machte meinem Herzen Schmerzen, so daß ich die Geduld verlor (Mir tat das Herz weh und ich verlor die Geduld). Wir hatten uns ein neues und größeres Haus gebaut, so wohnten sie im alten Haus für sich allein. Zwei Familien im gleichen Haus zusammen wohnen, das geht selten gut, aber ich sah, was vorging. Ich hielt es aus, solange ich es aushalten konnte. Ich betete um Beistand. Es ist keine so einfache Angelegenheit ein Ehepaar (ein verheiratetes Ehepaar) zu trennen und sich dabei trotzdem im Recht zu fühlen (und sich dabei gerechtfertigt zu fühlen). Ich überdachte mir die Angelegenheit und erörterte sie mit mir selbst. Und so rief ich eines Tages Alexander und sagte ihm, daß ich gerade genug gesehen und gehört hätte, wie er unsere Tochter gepeinigt und sich deren Feindschaft zugezogen habe. Ich konnte keinen anderen Ausweg sehen. “Du mußt meine Tochter sobald als möglich verlassen.” Eines gab’s, das mir das Bewußtsein vermittelte, in allen diesen Dingen recht zu handeln, daß er kein Mann war. Und trotzdem würde meine Tochter mit ihm gelebt haben, wäre er nicht gefährlich geworden und hätte er nicht verschiedene Male gedroht, sie zu erschießen oder sie zu erstechen. Er verfolgte sie mit dem Metzgermesser (Schlachtmesser), so daß sie weglaufen mußte, um sich zu retten.

Nun muß ich Mutter erwähnen, darstellen (?), wie sie in der ganzen Angelegenheit fühlte. Ich sagte, mein Herz schmerzte, als ich unser Kind leiden sah. Niemand kann ermessen, wie es sie schmerzte, ihr Erstgeborenes mißhandelt zu sehen. Niemand weiß, was eine richtige Mutter für ihre Kinder fühlt, außer sie ist eine herzlose Mutter und das war sie nicht. Ein altes Sprichwort sagt: “Je mehr Du liebst, desto mehr schmerzt es auch.” Wenn wir einhalten, um daranzudenken, was eine Mutter leidet, bis ein Kind geboren ist, die langen Monate, die sie sich im Elend befindet! Natürlich können wir Männer niemals begreifen, was eine Frau alles aushalten muß (durchmachen muß). Deshalb sollten wir Männer sie mit Freundlichkeit (Güte) behandeln und mit ihnen mitfühlen (mit leiden), wenn sie klagen. Nehmt zum Beispiel eine Pflanze! Wie lange würde sie leben, wenn sie die Sonne nie bescheinen (anscheinen) würde? Sie würde bald sterben und so ist es auch mit uns. Wenn die Frau in anderen Umständen ist (schwanger ist) und leidet, so hat sie niemanden, um zu klagen, außer ihren Mann. Ist er grob (barsch), so muß sie in der Stille (schweigend) leiden und ihr Elend begraben. Begegnen wir ihr mit Güte (Freundlichkeit) und nicht mit übler Laune, wenn wir sehen, daß sie sich nicht wohl fühlt, dann wird ihr Leiden nicht so tiefe Wurzeln schlagen und bald verschwinden. Wenn dann die Zeit der Geburt eines Kindes kommt, so sagt Gott selbst zu Eva: “In Schmerzen sollen Deine Kinder geboren werden, glaubt es Ihr alle! (Jedermann glaube daran!)” Dies waren keine eitlen Worte und nachdem das Kind geboren ist, wieviele schlaflose Nächte! Nicht eine Stunde kann die Mutter ohne Sorgen (ohne sich zu sorgen) schlafen. Und wenn sich dann eine Frau nicht wohl fühlt, so ist es wieder das gleiche Elend (?), und immer noch fährt sie fort zu arbeiten, zu waschen, zu putzen. Oh, wie gut ich stets mit Mutter fühlte, wenn sie den ganzen Tag Seite an Seite mit mir auf den Feldern arbeitete oder half, das Land zu roden. Wenn der Abend kam und wir gingen heim, so hatte ich nichts zu tun als das Vieh zu füttern, dann konnte ich mich niedersetzen oder hinlegen, gerade wie es mir gefiel, aber Mutter mußte kochen und helfen, die Kühe zu melken. Sie mußte die Milch versorgen, dann nach dem Abendessen hatte sie zu nähen und oft auch zu waschen. Manchmal arbeitete sie bis Mitternacht. Ich sagte oft: “Mutter, laß’ das bis morgen!”, aber sie antwortete (pflegte zu antworten): “Wir haben genug Arbeit für morgen!” Und das ist mir ein Trost, daß sie nie durch meine Schuld leiden mußte. Ich sah, daß es sie freute, all’ das für die Kinder und mich zu tun und ich liebte sie über alles. Manche mögen denken, ich war ein Heuchler, aber ich kann beweisen, daß ich keiner war: Zuerst durch unsere Kinder, dann durch unsere Nachbarn und die Leute, die mit uns waren. Oh, wie ich wünsche, daß jeder Mann seine Frau so lieben könnte, wie ich es konnte, und auch jetzt noch sollte das eines jeden Mannes Ziel sein, denn was ist die Welt für uns, wenn wir nicht lieben: eine Welt des Elends. Wir könnten keine andere Vergeltung (keinen anderen Lohn für uns) erhalten, wenn der endgültige Ruf kommt, unserem Richter in einer anderen Welt gegenüberzutreten, als die Fortsetzung des Elends in der Hölle.

So stellen Sie sich nun vor, wie Mutter unter dieser unglücklichen Ehe ihrer Erstgeborenen zu leiden hatte. Wir kennen die Leiden einer Mutter solange die Kinder klein sind. Können wir diese mit dem späteren Leiden vergleichen? Nein, es gibt keine Vergleichsmöglichkeit; die ersteren sind nur, um unsere Geduld zu prüfen, die letzteren durchbohren das Herz und lassen das Gift in der Wunde und es gibt keine Medizin, um die Wunde zu heilen oder das Gift daraus zu entfernen, denn da sind immer vergiftete Pfeile, die herumfliegen, welche verwunden und die Wunden öffnen, vor allem giftige Zungen. Es wurde gesagt, die Eltern hätten die Schuld (hätten den Fehler gemacht), sie hätten die Kinder nie trennen sollen, sie hätten sie nicht nachhause kommen lassen sollen usw., was alles dazu beitrug, die Bürde schwerer zu machen. Wir handelten so, wie wir dachten, daß es das beste wäre für Leib und Seele und nun wurden wir verdammt und vor der Welt bloßgestellt. Ich kann Euch versichern, es schmerzte uns. Wir Männer können Dinge in einer anderen Art aufnehmen, wir werden wütend und fühlen uns im Augenblick verletzt, aber wir verwinden es bald. Aber Mutter spürte es sehr schmerzhaft (bitterlich) und es zeigte sich und erwies sich als brennendes, schleichendes Feuer, das das Leben aus Mutter fraß. Wie ich schon vorher sagte, begann sie von Jahr zu Jahr schwächer zu werden und nach und nach bekam sie die Schwindsucht (Auszehrung). Es gab keinen Doktor (Arzt) im Land, den sie nicht konsultierte (nicht zu Rate zog), aber es half nichts, denn die Welt mit ihrem verdammenden Urteil und ihrer Verleumdung richtete mehr Schaden an, als die Medizin gutmachen konnte. Die Welt kennt kein Erbarmen (Mitleid), keine Barmherzigkeit. Daraus kann man ersehen, daß es kein vollständiges Glück und keinen völligen Frieden auf dieser Welt gibt und auch nicht geben soll; es lehrt uns, daß wir nicht für diese Welt sind und daß wir hier nur vorübergehend für eine kurze Zeit sind, um Reichtümer zu sammeln für eine bessere Welt, und wir folgten Gottes Gebot: “Im Schweiße deines Angesichtes sollst Du Dein Brot essen, bis Du zur Erde zurückkehren wirst, von der du genommen bist!” Und so ließen wir die Welt urteilen und uns verdammen nach Herzenslust. Wir haben die Genugtuung, zu fühlen, daß wir zum besten handelten und ernteten Rechtschaffenheit (Redlichkeit) durch die schwere Arbeit, die wir hatten, und brauchten uns keine Gedanken darüber zu machen (und brauchten uns nicht deshalb unbehaglich zu fühlen, nicht deshalb besorgt zu fühlen), daß wir jemanden um Hilfe bitten müßten. Gott sei Dank brauchten wir uns nicht auf die Hilfe von irgend jemandem Fremden verlassen (brauchten wir nicht von der Hilfe Fremder abhängig zu sein).

So wollen wir uns nun umschauen und sehen, wie alles während dieser Zeit weiterging. Soweit es unsere finanziellen Angelegenheiten betraf, ging alles gut. Wie ich bereits vorher bemerkte, hatten wir all’ die Einrichtungen (Ausrüstung), die wir brauchten; wir waren nicht nur ohne Schulden, sondern hatten viel Land und etliche hundert Dollars und so ging es mir wie vielen anderen Leuten auch. Ein deutsches Sprichwort sagt: “Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis und bricht sich das Genick!”; so war es auch bei mir. Es konnte mir nicht gut genug gehen (ich konnte nicht gut genug leben, nicht nur gut leben – ? –)! Ich war wirklich nicht zu übermütig, aber ich wollte von der schweren Arbeit loskommen. Seit wir ein paar hundert Dollars hatten, dachte ich, das würde sich vermehren (multiplizieren) und so würde ich nicht mehr so schwer zu arbeiten brauchen. So fing ich an zu spekulieren und hielt Ausschau nach einem Ort, an dem es sich leichter leben ließe. Ich mußte nicht lange suchen, bis ich eine Gelegenheit fand.

Ich habe bisher nicht erwähnt, daß ich auch eine Schwester in diesem Lande hatte, so will jetzt mit einigen Worten von ihr berichten. Solange sie noch im alten Lande war, heiratete sie einen Mann namens Joseph Zeis, einen Zimmermann. Die Zeiten waren drüben nicht allzu gut und nachdem sie einige unserer Briefe gelesen hatten und daß wir auf dem Wege waren, reich zu werden, entschieden sie sich, nach Amerika zu kommen, wo Milch und Honig fließen und die gebratenen Vögel in der Luft fliegen würden. Ich wurde nie davon unterrichtet, ob sie es je so vorfanden, aber was ich weiß, ist, daß meine Schwester nie reich wurde, solange sie lebte. Sie waren bereits 10 oder 12 Jahre verheiratet und hatten, als sie in den Staaten ankamen, keine Kinder. Sie ließen sich in “Two Rivers” oder, wie es heute genannt wird, in “Albany” nieder. Sie nahmen ein “homestead” in Sektion 22, Township 125, Range 31 (Sektion 22, Stadtbezirk, Stadtgemeinde 125, Kreis, Bereich 31). Sie wohnten mehrere Jahre dort, dann wurde die Eisenbahn gebaut und es geschah, daß die Station nahe ihrem Grundstück erstand, so daß sie sofort in nächster Nähe bauten und ein Hotel anfingen. Sie hatten viel Betrieb (machten viel Geschäft), erzielten jedoch wenig Gewinn. Nun wurde meine Schwester schwanger, was sie sehr glücklich machte, aber es bedeutete gleichzeitig ihren Tod. Nachdem das Kind geboren worden war, lebte sie nur noch ein paar Tage und starb dann, aber sie nahm das Baby mit. Mein Schwager sah, daß er das Geschäft nicht würde weiterführen können, so bot er es zum Verkauf an und ich war der unglückliche Käufer. Nicht, daß wir finanziell unglücklich gewesen wären, aber in persönlichen Angelegenheiten.

Ich wollte das Leben für uns beide, für Mutter und mich, leichter machen, aber ich hielt nie inne, um mir zu überlegen, daß eine Pension eine Menge Arbeit für eine Frau bedeuten würde. Sie sagte zwar gleich, daß sie nicht gerne von der Farm weggehen würde, aber sie sagte nichts mit Bestimmtheit (nichts Definitives) und sie hatte damals alles zu sagen. Wenn sie gesagt hätte: “Nein, wir wollen hier nicht weggehen und dort nicht kaufen!”, so würde die Angelegenheit damit erledigt gewesen sein, aber sie sagte es nicht, denn es tat ihr weh, mich so schwer arbeiten zu sehen ohne irgendwelche Aussicht auf eine zu erlangende Hilfe, denn unsere Buben waren die Jüngsten und die Mädchen heirateten alle sobald sie alt genug waren, Arbeit zu verrichten. Das brachte mich soweit, daß ich den Mut verlor, auf der Farm zu beginnen. Wir mußten erst die Farm bearbeiten und das bedeutete viel (einiges), denn wir hatten lauter schweres Bauholz; wir hatten nun 45 acres klar (gerodet), 35 acres für Getreide und 10 acres für Wiesenland. Das verlangte eine Menge schwere Arbeit und ich hatte schwere Arbeit satt (genug von schwerer Arbeit). So erklärte ich es Mutter und erlangte somit ihre Einwilligung, nach Albany zu ziehen. Dies ereignete sich im Sommer 1874.

Einige Monate vorher, am 13. Mai, heiratete unsere 2. Tochter. Sie ehelichte einen jungen Mann namens Michael Ley, geboren in Preußen. Er war ein sehr fähiger Mann, ein guter Zimmermann und Kunsttischler, aber er hatte einen Partner bei sich, der ein schwerer Trinker war und so fing unser Schwiegersohn ebenfalls an zu trinken und wieder war das Unglück auf unserer Seite. Ich kaufte den Platz von meinem Schwager in Albany und bezahlte ihm mehr, als er wert war. Der Preis betrug $ 2 500,– für 129 acres. Ursprünglich waren es 160 acres, aber die Eisenbahn kaufte einiges und er vermachte 20 acres, den besten Teil des Landes, der Kath. Kirch. Es standen nur ein kleines Haus und ein Holzschuppen. Das Haus war nur zu Hälfte fertig. Es hatte keinen Brunnen (es gab keinen Brunnen) und alles sah roh (?) und unfertig aus. Wir hatten nun nur eine Tochter bei uns, Mary genannt. Sie war 15 Jahre alt und hatte für meine Schwester gearbeitet, bevor diese dort in jenem Ort Albany gestorben war. Nun war ich weg von der schweren Arbeit, von der Handarbeit, aber dafür hatte ich andere Sorgen. Wir hatten etwas Geld, jedoch das reichte nicht weit. Der Platz (Grund) kostete 2 500,– $, aber jetzt hatten wir keine Einrichtung. Ich konnte nicht weiterhausen wie mein Schwager (es gemacht hatte), wir mußten einen Brunnen haben. Das Haus mußte gepflastert werden, wir mußten Betten kaufen und alles kostete Geld, so daß ich nun nur noch 500,– $ bar bezahlen konnte; das ließ uns in Schulden in Höhe von 2000,– $ und 10% Zinsen, das waren nochmal 200,– $ pro Jahr (jährlich). Nun hatten wir 529 acres Land und die Steuern waren hoch, 95 $ pro Jahr. All' das verursachte mir Kopfschmerzen und ich mußte schwer rechnen (genau rechnen, kalkulieren), so daß wir nicht rückwärts gehen würden. Ich konnte das um alles in der Welt nicht zulassen (ich konnte das um alles in der Welt nicht passieren lassen, das durfte mir um alles in der Welt nicht passieren)! Wir hielten 2 Jahre lang gerade die Waage (gerade das Gleichgewicht, konnten 2 Jahre lang gerade so durchbalancieren, durchkommen), dann hatten wir eine Gelegenheit (Chance), das Land in Meirs Grove um 1 900,– $ zu verkaufen. Nun konnten wir uns von allen Schulden freimachen. Bald darauf (darnach) errichteten wir einen großen Anbau an unser Haus und eine große Scheune. Das Haus kostete uns 1 400,– $ und alles wurde bezahlt, denn als wir uns entschlossen (als wir es uns überlegten), mußte es soweit als nur möglich gehen (gestreckt werden) und unsere Finanzen reichten, denn Mutter führte einen guten Tisch und wußte, wie man aber auch alles verwenden konnte, sie hatte nie viel für den Abfall und doch immer viel auf dem Tisch, wie man so sagt. Sie fühlte sich furchtbar elend (schlecht, deprimiert), wenn irgendwas schief ging, sie weinte, wenn eine Pfanne Kaffee verbrannte, denn in jenen Tagen war der Kaffee nicht geröstet, wenn wir ihn kauften. Er mußte zuhause geröstet werden. So gelangte unser Hotel in den Ruf, das beste westlich von St. Cloud zu sein, und wir machten gute Geschäfte. Aber Mutter war nie ganz zufrieden. Sie sagte, sie würde viel lieber auf einer Farm sein, wo sie im Freien arbeiten könnte. Sie dachte, es würde für ihre Gesundheit besser sein, denn, wie ich bereits vorher erwähnte, begann ihre Gesundheit zu schwinden (abzunehmen). Sie meinte, es wäre hier noch schlechter, denn sie müsse die ganze Zeit am (über dem) heißen Küchenherd sein. Ich glaubte ihr voll und ganz. Ich sagte: “Laß’ die Tochter das Kochen und Backen verrichten!”, aber das konnte sie auch nicht, denn wenn es nicht geradeso, wie sie es haben wollte, getan wurde, so schob (stieß) sie die Tochter vom Herde weg und machte es selbst. Dadurch und durch viel Schimpfen machte sie die Kinder widerspenstig (aufsässig, setze sie in Widerspruch) und viele Streitereien waren die Folge. Sie war mir gegenüber mürrisch und grämlich, weil ich sie (die Kinder) nicht bestrafte, wenn sie aufsässig gegen sie (frech zu ihr) wurden. In der ersten Zeit (zuerst) brüllte ich sie nieder (schimpfte ich sie), aber es kam so oft vor, daß ich nichts anderes mehr zu tun gehabt hätte, als die Kinder durchzuhauen. Die Buben waren damals noch ziemlich jung und so gab ich es einfach auf und ließ es Mutter selbst durchfechten. Es gibt nichts, das ich mehr hasse, als Streitereien in der Familie, und in einem Hotel würde das vor allem nie gehen (würden sie vor allem nie möglich sein). So mußte ich diesem Getue (Lärm) oft Einhalt gebieten, so daß nie jemand herausfand, daß eine Mißstimmung in unserer Familie herrschen könnte, besonders nicht zwischen Mutter und mir. Sie hätte mich manchesmal tüchtig ausgescholten, selbst dann, (sogar) wenn Leute um uns waren (dabei waren), aber ich setzte mich lachend darüber hinweg oder ich ging fort, so daß sie aufhören mußte. Aber es wurde immer schlimmer mit ihr. Sie setzte mir so zu, daß ich gewaltige Selbstkontrolle aufbringen mußte, um meine Geduld nicht zu verlieren (um mein Temperament zu zügeln) und keine Antwort zu geben, denn ich durfte nicht mir ihr streiten, denn ich wußte, sie war krank und daß sie außerdem sowieso das letzte Wort haben würde. Ich ließ sie sich alles von der Seele reden (alles reden, was sie wollte,) und umso schneller würde sie damit fertig sein und es würde nicht soviel kostbare Zeit dabei verloren werden. Wann immer ich in eine Auseinandersetzung geriet, eine ergötzliche (amüsante, unterhaltsame), so sagte ich nicht viel, ein Wort oder zwei, und damit wußte sie alles übrige (all den Rest), dann, nachdem ich lange genug zugehört hatte, lachte ich und ging weg. Wenn ich weit genug gegangen war, so daß ich sie nicht mehr hören konnte, machte das Reden keinen Spaß mehr und sie würde es sein lassen (aufgeben). Das war aber nicht ihr Fehler, sie war krank. Ich zog das in Betracht, andernfalls hätte ich es nicht aushalten können. Dann trieb sie es soweit, daß ich nicht mehr wußte, wie ich mich benehmen sollte. Wann immer sie in die Gaststube kam und ich saß und tat nichts, wie es vorkommen kann, wenn keine Gäste da sind, so wurde sie so wütend, daß sie hätte das Haus einreißen können. Und so gab es Zeiten, zu denen sie mich peinigte (folterte), besonders im Hinblick auf ihre (unter Hinweis auf ihre, wegen ihrer) Krankheit. Sie setzte es sich in den Kopf, daß sie sterben müsse und daß ich wieder heiraten würde und daß ihre Kinder von all' den Dingen, die sie geschaffen habe (angehäuft habe), nichts bekommen würden. So, wenn ich nichts zu tun hatte und bei der Türe saß, kamen Frauen und sagten zu ihr: “Dort sitzt er bei der Türe, so daß er sich gleich eine aussuchen kann, wenn auf der anderen Seite die Frauen vorbeigehen!”. Würde Mutter gesund gewesen sein, so hätte sie es als einen Scherz betrachtet (aufgefaßt), aber krank, wie sie war, nahm sie es sich zu Herzen und glaubte, es wäre so. Gerade an dieser Stelle laßt mich Euch einen Rat geben: Neckt nie eine kranke Person! Es ist falsch und gemein! So, wie es war, verschlechterte es ihren Zustand.

Zu jener Zeit, am 29. Mai 1881, heiratete unsere jüngste Tochter namens Mary einen jungen Mann, Johann Diedrich. Er war ein sehr feiner Mann. Mary traf die beste Wahl von all’ unseren Töchtern. Sie kamen gut zusammen aus (vorwärts) und es war eine glückliche Ehe. Mutter war nun alleine in der Küche, aber sie konnte ein gutes Mädchen einstellen. Kurze Zeit darnach erkrankte jedoch unser 2. Sohn namens Matthias an Diphtherie und innerhalb einer Woche starb er. Das ereignete sich am 9. Juni 1881. Im Herbst des gleichen Jahres wäre er 16 Jahre als geworden. Und nun stellt Euch vor, was für ein Schicksalsschlag für Mutter! Er war ein Junge nach ihrem Herzen (ihrem Sinn, wie sie ihn liebte)! Er liebte das Vieh (Rindvieh) und war ein guter Händler und hatte ein sicheres (ein gutes) Urteil beim Handeln (beim Abschluß von Geschäften) und erschien stark und gesund. Ich selbst fühlte, als könnte ich nicht leben, ohne ihn um uns zu haben. Kein Wunder, daß es Mutter und ihrer Gesundheit von Tag zu Tag schlechter ging. Dann, um die Situation noch zu verschlimmern (noch schlechter zu machen), – und nachdem die Sorgen um unsere älteste Tochter immer noch an ihrem Herzen nagten – kamen nun Klagen von unserer 2. Tochter. Sie hatten ein Haus und ein gutes Geschäft in St. Joseph. Er arbeitete die ganze Zeit, aber er geriet immer tiefer und tiefer in Schulden. Seine Trunksucht wurde größer und größer, aber solange sie in St. Joseph lebten, kamen sie durch. Ich indossierte einen Schuldschein über 150,– $ für ihn, da sie dieselben benötigten und (ich) mußte sie auch bezahlen. Wir mußten sie und die Kinder unterhalten und auch kleiden. Sobald sie hinkamen (?), baute er ein kleines Haus, dann blieb ihnen noch ein wenig von dem Eigentum, das sie in St. Joseph hatten. Einige Jahre später brachte er ihr ein Papier heim, das sie unterzeichnen sollte. Sie wußte nicht was es war, aber sie unterschrieb es und später sagte ich ihr, es wäre eine Hypothek gewesen. Und es war wirklich eine! Nun hatten sie nichts mehr; er konnte nicht einmal mehr Feuerholz kaufen. Er verschwendete alles für Trinken. Unsere erste Tochter, Minnie, verheiratete sich gegen unseren Willen wieder und so traf Schlag auf Schlag Mutters bereits verwundetes Herz. Und das ihr, die es so gut mit ihren Kindern meinte, denn sie liebte ihre Kinder über alles. Das Ziel ihres ganzen Lebens, ihre Arbeit Tag und Nacht – solange sie klein waren – dachte sie nur an die Kinder! Sie wachte über sie, so daß ihnen nichts passieren konnte, und sie sah darauf, daß sie richtig behandelt wurden, damit ihre Glieder gerade blieben und im Hinblick auf eine christliche Erziehung. Sobald sie sprechen konnten, lehrte sie sie ihre Gebete. Sie weihte (opferte) sich ihrer Familie und das sollte nun ihre Belohnung sein! Wenn wir ihr nur wenigstens geholfen hätten, etwas von ihrem Kummer zu tragen, oder wenn wir ihren Zustand begriffen hätten, so würden wir sie auf Händen getragen haben, aber wir verstanden sie nicht. Sie sagte oft: “Oh, wenn ihr mir nur die Hälfte meiner Pein, an der ich leide, lindern könntet, nur soviel, daß ihr eine Vorstellung davon bekommen würdet!”, aber wir konnten nicht einmal das haben, was wir wünschten! Denn sie hatte sich nun 15 Jahre lang beklagt und es war immer dasselbe, so daß wir, wie man so sagt, ihre Klagen so gewohnt waren, daß wir ihr keine Aufmerksamkeit mehr schenkten. Denn wenn wir, z.B. den besten Sänger der Welt um uns hätten und er würde ständig (fortlaufend) Tag für Tag die nettesten (wunderbarsten) Lieder singen, so würden wir bald gleichgültig werden und überhaupt nicht mehr zuhören und so ging es uns (wurden wir) im Hinblick auf ihre Klagen. Dies machte die Sache noch schlechter und verletzte sie (kränkte sie) und (ließ) sie umso mehr leiden und zu meiner Schande muß ich gestehen, daß – wenn sie so mürrisch und verdrießlich (ärgerlich) zu mir war – mich das Gefühl überkam, daß meine Liebe zu ihr tot sei oder zumindest erkalte. Aber ich betete, rief die heilige Mutter Gottes und alle Heiligen an, mir zu Hilfe zu kommen, und so ging es vorüber. Einmal sagte sie: “Oh, ich bin so durstig, bereite mir einen guten Trunk!”. Ich richtete ihr ein Getränk her und als sie es probierte, begann sie zu schimpfen und sagte: “Oh, nun will er mich schon vergiften!”. Jeder, der anwesend war, probierte und sagte, es wäre ein gutes Getränk. Ein anderes Mal sagte sie: “Oh, ich wünschte, ich wäre in Deutschland geblieben und hätte als Dienstbote dort gearbeitet! Ich würde mein ganzes Leben lang gute Zeiten gehabt haben!”. Solchen Gesprächen mußte ich jede Stunde des Tages zuhören. Wie mich solche Reden verletzten, kann niemand begreifen, denn ich tat alles, was in meiner Macht stand, um sie zufriedenzustellen. Zu all’ ihren rauen Worten mußte ich stillhalten, andernfalls hätte es Streit gegeben und das war es, was ich zu vermeiden suchte, denn ich wußte, daß sie krank war. Ich wünschte alles für ihre Behaglichkeit (Bequemlichkeit), denn wir hatten unseren Weg gemeinsam erarbeitet. Und nun hatten wir Land, wir hatten ein Hotel, wir hatten einen “general store” (Gemischtwarengeschäft) und ich wünschte nichts mehr, als sie zufriedengestellt zu sehen. Denn wenn sie zufrieden war, so war das ganze Haus zufrieden, und wenn sie freundlich war, so war das ganze Haus freundlich. Aber das sollte nicht mehr lange dauern. Das Ende kam näher und bald sollte sie von ihrem Leiden erlöst werden. Oh, wie oft dachte ich bei mir: “Oh Mutter, wenn Du wüßtest, wie ich dich liebe! Ich könnte Dich in meine Arme nehmen und Dich an mein Herz drücken und Dich küssen wie ein Kind!”, aber ich getraute mich nicht, denn sie würde denken – und würde mir nicht glauben – und würde sagen, ich sei ein Heuchler. Aber ich habe die Befriedigung, zu wissen, daß sie, bevor sie uns verließ, die ganze Situation verstand. Sie stand unter dem Eindruck, daß sich keiner etwas aus ihr mache (daß sich keiner von uns um sie kümmere, um sie sorge). Sie konnte leicht sehen, daß ich sie liebte, aber ihre Krankheit ließ es ihr nicht zur Kenntnis nehmen. Wann immer sie irgend etwas haben wollte, so sagte ich ihr stets, sie solle es sich besorgen, was es auch immer war, oder: “Du weißt genau so gut wie ich, wo das Geld ist!”. Ich fragte nie nach den Kosten, wenn es für sie war, denn sie war der Grundstock all’ dessen, was wir hatten, und ich befahl den Kindern, alles zu besorgen, um was sie sie bat (zu besorgen bat) oder was sie glaubten, daß sie gerne hätte (sie wünschen könnte).

So kam das Jahr 1884 und am 22. Januar heiratete unser ältester Sohn Johann ein Mädchen namens Mary Obermiller. Sie war ein gutes Mädchen. Nachdem sie geheiratet hatten, wohnten sie 1 Jahr und 10 Monate bei uns (lebten sie mit uns). Mutter und sie kamen sehr gut zusammen aus. Mutter liebte sie, denn sie war willig und verrichtete die Arbeit so, wie Mutter sagte, daß sie sie machen sollte. Ich bemerkte oft, wie gut sie miteinander zurechtkamen, und es befriedigte mich. Hätte sie kein gutes Herz (einen armseligen Charakter) gehabt, würden sie nicht miteinander ausgekommen sein, denn Mutters Gesundheit fing nun an zu schwinden und sie begann immer mehr (mehr und mehr), mürrisch (verdrießlich) zu werden und ich hatte nichts zu sagen. Sie war ganz unter Mutters Aufsicht und Mutter kümmerte sich um alles, was in der Küche vorfiel (vorging, war). Sie nahm alle Verantwortung von meinen Schultern und was die Kinder anbelangt, so waren sie alle sehr fleißig und rechtschaffen (ehrlich). Sie achteten auch auf uns. Ich mußte sie nicht viel schimpfen. Wenn ich ihnen einen Auftrag gab (wenn ich ihnen etwas zu tun befahl), so sagte ich ihnen, wie ich es gemeint hatte, und dann nicht öfter als zweimal. Sie waren nie unhöflich (grob, schroff) zu mir.

Mutter sagte oft, sie wünschte, aus dem Hotel heraußen zu sein. Sie wünschte allein mit mir in einem kleinen Haus zu sein, so daß sie nicht all’ diese (nicht die viele) Arbeit vor Augen haben würde (sehen würde) ohne dabei fähig zu sein, sie zu erledigen und mitzuhelfen. Das betrübte (quälte) sie. Sie brauchte nicht zu arbeiten (mußte nicht mithelfen), da die Schwiegertochter da war und außerdem war nun die Tochter, die den Trunkenbold geheiratet hatte, mit ihren 2 Kindern zuhause, so daß sie alle Arbeit verrichteten. Aber das half gar nichts, denn sie wollte nicht zuschauen, wie andere arbeiteten, wenn sie nicht auch für sich einen Weg finden konnte, um zu helfen. So kam das Frühjahr 1885 und ich sagte: “Wir wollen anfangen und einen Laden auf der anderen Seite der Eisenbahnanlagen im Norden bauen”. Wir wohnten im Süden. Das Geschäftsviertel der Stadt befand sich im Norden. Die Hauptstraße lief auf die Eisenbahnanlagen zu (hatte die Eisenbahnanlagen im Gesicht, führte zu den Eisenbahnanlagen). Wir begannen ein Holzhaus zu bauen, geeignet für einen Warenladen und Wohnräume im rückwärtigen (hinteren) Teil des Hauses und Schlafräume über dem Laden.

Bevor ich nun weitererzählen will, möchte ich einen Streit (eine Streitfrage) erwähnen, welcher Mutter viel Leid (Kummer) brachte. Sie, die eine feinfühlige Natur hatte und in ihrem schwachen Zustand, konnte nicht anders, als die verleumderische Publizität, die ich in der Zeitung erlangte, heftig (schneidend, lebhaft) zu fühlen. Es kam dadurch, daß ich im Schulausschuß war. Die Benediktinerpatres wünschten, daß der Schulausschuß Schwestern als Lehrer für die öffentliche Schule Albanys anstellen sollten. Wie üblich, hatten wir 3 Direktoren, 2 davon waren für die Anstellung der Schwestern. Ich war einer der beiden, aber meine Zeit lief bald aus und der Priester nahm sich einen Mann namens Koch, der gegen mich kandidieren sollte und die Anstellung der Schwestern billigen (gutheißen) würde. Dann wurden die Leute dahingehend unterrichtet, daß sie Koch wählen sollten. Und wenn nicht, und ich würde im Schulausschuß bleiben, und die Schwestern würden nicht angestellt werden, um hier zu unterrichten, so würden keine Gottesdienste mehr in der Kirche gehalten werden. Die Leute hießen solche Methoden (Taktiken) nicht gut. Als die Wahl kam, wählten sie mich und Koch wurde geschlagen. Das machte 2 : 1 gegen die Anstellung von Schwestern an der öffentlichen Schule (anscheinend stimmte Kulzer aus Verärgerung nach der Wahl gegen die Anstellung der Schwestern). Nun, am nächsten Sonntag verkündete der Priester (gab der Priester bekannt), es würde nun so sein, wie er es vorhergesagt habe, und von nun an würde weder an Sonntagen noch an irgend einem anderen Tag Gottesdienst sein. Und so blieb es für einige Zeit. Ich möchte noch erwähnen (anführen), daß die Priester während dieser ganzen Zeit ohne Bezahlung an meinem Tisch aßen, da es im Pfarrhaus keine Haushälterin gab. Der Priester nahm seine Mahlzeiten in meinem Hotel. Da geschah es, daß in einer St. Paul’s Zeitung ein Artikel erschien, vermutlich von einem Lehrer verfaßt (geschrieben), da dieselben nicht wollten, daß die Schwestern ihre Posten (ihre Stellungen) bekamen, der die Gelegenheit ergriff unter Deckung (anonym, unerkannt) seine persönliche Meinung zu sagen. Er lobte die Leute von Albany wegen des Standpunktes, den sie in ihrer Schulfrage eingenommen hatten. Nun, mir gab man die Schuld daran (mir wurde die Schuld in die Schuhe geschoben) und die Antwort auf diesen Artikel wurde vom Benediktiner College direkt auf mich gezielt und in “schmeichelhaften” (“beglückwünschenden”, “höflichen”) Ausdrücken. Ich nahm es mir nicht zu Herzen, sondern lächelte nur darüber. Die Leute hatten mich gewählt (es waren die Leute, die mich gewählt hatten). Hätten sie die Schwestern vorgezogen, so hätten sie Koch gewählt. Man bezog sich auf mich (man verwies auf mich) als auf einen abgefallenen katholischen Gastwirt und einen Verstoßenen (Verbannten, Auswurf ?) des Menschengeschlechtes (der Menschlichkeit, der Menschenliebe) und man sollte mich nach Sibirien schicken und noch viel mehr und sie endete (die Antwort endete) mit der Angabe meines vollen (ganzen) Namen und der Anschrift. Nun, ich verteidigte mich, indem ich antwortete, und ließ dann die Angelegenheit fallen. Diese Publizität tötete Mutter beinahe. Sie nahm sie sich zu Herzen und das verschlimmerte die Situation (machte die Angelegenheit noch schlechter). Ich erhielt mehrere (verschiedene) Briefe von Leuten, die mir Informationen gaben mit der Erlaubnis, sie zu veröffentlichen, die weder für die Priester noch für die Schwestern schmeichelhaft (höflich, Komplimente) gewesen wären. Aber es lag mir fern (fern sei es von mir!), mich zu solchen Methoden (Taktiken) herabzulassen (mich zu solch krummen Methoden herabzulassen). Ich zerstörte derartige Briefe. Wir hatten einige Zeit keine Gottesdienste und dann ging ein Kommittee zum Präsidenten des Colleges (um beim Präsidenten des Colleges vorzusprechen) und sie verständigten sich dahingehend (und trafen die Abmachung, und sorgten dafür), daß wieder ein Priester kommen würde. Und so passierte es (kam es), daß der Priester lieber, als zu kommen und den Schlüssel zur Kirche zu holen und diesselbe durch die Türe zu betreten, dachte, es würde eine glückliche Überraschung geben (sein), wenn er die Glocken läuten würde. Und um hineinzukommen und die Glocken läuten zu können, mußte er durch das Fenster einsteigen. Und das wurde nun, statt, wie er glaubte (dachte), eine glückliche Überraschung, stärkstens kritisiert (stärkster Kritik unterworfen). Ich wurde auch hier für schuldig befunden (man gab mir auch hier die Schuld! Man schob mir auch das in die Schuhe!). Und so ging’s!

Wir begannen mit unserem Geschäftshaus und es nahm uns den größten Teil des Sommers in Anspruch, da wir einen Großteil der Arbeit (eine Menge Arbeit) selbst verrichteten. Mein Sohn Johann half und Michael führte das Geschäft zuhause so gut er konnte und er machte es sehr gut, wenn man in Betracht zieht, daß er erst ungefähr 16 Jahre alt war. Er war außerdem seiner Mutter Liebling und er verdiente es auch (er verdiente gut, es zu sein), er war ihr so ganz (herzlich) ergeben. Er ging nie an ihrer Türe vorbei, ohne schnell zu ihr hineinzugehen (ohne schnell zu ihr hineinzusehen) und sie zu fragen, wie sie sich fühle und ohne ihr einen kleinen Besuch abzustatten (ein wenig mit ihr zu plaudern – ? –). Ihre Abschiedsworte an ihn waren immer: “Michael, nimm Dich vor den Mädchen in acht!”. So ging der Sommer vorbei und unser Haus war nun fertig und bereit für den Einzug. Aber nun wurde Mutters Befinden so, daß sie nicht transportiert werden konnte und sie war bettlägerig, so daß wir die Waren umzogen und das Geschäft im neuen Laden führten, aber immer noch im Hotel wohnten. Unser Sohn Johann und seine Frau sollten das Hotel führen und unsere Tochter mit ihren zwei Kindern sollte mit Mutter und mir leben und uns den Haushalt führen, denn Mutter war nicht fähig, zu arbeiten, und wie die Lage (Situation) war, konnten wir nicht umziehen bevor sich nicht Mutters Gesundheit bessern würde und sie transportfähig wäre (transportiert werden könnte). Dieser Zeitpunkt kam jedoch nie mehr, da sie sich in der Zwischenzeit entschloß, bei Johann und seiner Frau zu bleiben. Aber wir konnten sehen, daß sie zusehends (schnell) schwächer wurde (ihre Kräfte schnell nachließen) und ihr Leiden fast unerträglich (tief, schwerst, intensiv) war. Sie siechte dahin bis zum 19. November 1885, an dem sie still hinüberging, erlöst von ihren Leiden und nun ihren wohlverdienten Lohn im Himmel erlangend.

Was für ein Schicksalsschlag, da mich meine Liebe, meine Frau verlassen hatte! Meine Gefühle können nicht beschrieben werden. Allem Anscheine nach nahm ich es als eine jener Angelegenheiten, aus denen man eben das Beste machen muß, aber ich konnte nichts mehr sehen, für das es sich zu leben lohnte (für das ich leben wollte). Wenn ich ihren abgezehrten (ausgemergelten) Körper im Sarg liegen sah, glaubte ich, mein Herz wolle brechen (fühlte ich mich, als ob mein Herz brechen wollte)! Was würde ich nicht für wenigstens ein Wort von ihr gegeben haben! Zu spät! Ich wünschte, ich wäre mitfühlender mit ihr gewesen und hätte versucht, ihr das Leben leichter zu machen, indem ich das Hotel hergegeben (über das Hotel verfügt, es verkauft –?–) hätte und in einem kleinen, bequemen Haus mit ihr gelebt hätte, wie sie es so oft gewünscht hatte. Das Hotel war nicht der Ort für eine Kranke! Es war kalt und zugig und ich vergegenwärtigte mir das früher nie (es kam mit nie zuvor zum Bewußtsein), bis es zu spät war. Mein Bruder schrieb in seinem Abschiedsbrief: “Was für ein schreckliches Wort: ‘zu spät –!’”.

Als ich sah, wie ihr Sarg in die Erde gesenkt wurde (ihren Sarg in die Erde versinken sah), dachte ich, ich könnte es nicht aushalten, in das Hotel zurückzugehen und sie dort nicht mehr vorzufinden (und sie würde nicht mehr dort sein). Ich dachte, ich könnte ihr schmerzliches Stöhnen (Stöhnen vor Schmerzen) hören, wo immer ich ging, und es verfolgte mich. Es war, als wenn ihr Geist neben mir wäre und ich dachte, ich könnte sie hören, wie sie mir zuflüstere. Aber es gab nichts, das ich tun konnte, denn es in Schweigen tragen und meine Trauer (mein Leid) für mich zu behalten.

Nachdem alles vorüber war und die Verwandten nachhause gegangen waren, dachten wir, das beste wäre für mich, aus dem Hotel herauszukommen und in das neue Haus zu ziehen. So zogen meine Tochter mit ihren zwei Kindern und mein Sohn Michael (mit mir) in das Geschäftshaus und fingen an zu arbeiten. Für einige Zeit ging alles gut. Die Leute meinten (sagten), ich habe es gut (nett): Die Tochter könne mir den Haushalt führen und gut zurechtkommen. “Ja, es hätte schön (fein) sein können, aber versuche es und stelle Dich gegen die Natur! Das kann man einfach nicht tun (das kann eben nicht getan werden)!” Meine Tochter war eine junge Frau von noch nicht 30 Jahren, voller Leben und rührig (aktiv) und recht gut aussehend, fähig und niedlich (zierlich). Konnte irgend jemand von einer Frau dieser Art erwarten, daß sie keine Männer anziehen (für sich einnehmen, fesseln) würde? So kam es, daß der Depot-Agent (vermutlich: Bahnhofsvorstand), ein netter, junger Mann, dachte, sie wäre genau die Art Frau, die er haben wollte, trotz ihrer beiden Kinder, einem Mädchen von 10 und einem Jungen von 8 Jahren. Und so war das erste, was ich erlebte (mir widerfuhr, ich wußte), daß mein Sohn Michael und ich ohne Haushälterin dastanden. Nun mußten wir unsere Mahlzeiten bei meinem Sohn Johann und seiner Frau einnehmen. Das ging soweit ganz gut, aber für einen Mann meines Alters und nicht daran gewöhnt, zum Essen außer Haus zu gehen, war es nicht das Richtige (hatte es keinen Reiz, keine Anziehungskraft). Und in das Hotel zu gehen, in dem meine geliebte Frau und Mutter die Leiterin gewesen war – und nun dorthin zu gehen und sie nicht mehr dort – und dreimal täglich an dem Raum vorbeizugehen, der ihr Zimmer gewesen war, – was ich tun mußte, um in den Speisesaal zu kommen – das war zuviel! Ich konnte das einfach nicht aushalten! Und dann in meine Wohnung zurückzugehen und mit dieser (mit soviel) Einsamkeit, diese tödliche Leere von allem! “Oh, ich war so einsam (allein). Ich betete vor ihrem Bild, daß sie kommen und mich holen möge. Ich betete, wenn sie irgendwelchen Einfluß hätte, für mich Fürsprache einzulegen, daß ich sterben möge, so es Gottes Wille sein. Ich betete, daß ich sterben möge, bevor ich je die Möglichkeit fände, wieder zu heiraten. Und daraufhin (darnach) erschien mir Mutter in zwei aufeinanderfolgenden Nächten im Traum. Sie streckte ihre Hand nach mir aus und lächelte und sagte, sie sei glücklich.” Ich hatte nie vorher von ihr geträumt. Ich wußte, wenn ich jemals wieder heiraten sollte, so würde ich doch nie mehr solch eine gute und treue Frau finden, wie sie gewesen war. Aber sie war gegangen und all mein Beten würde sie nicht mehr zurückbringen! Es ist zu verstehen (leicht verständlich, versteht sich von selbst), daß ich so nicht weitermachen konnte. Diese Einsamkeit machte mich unfähig für das Geschäft. Ich mußte davon loskommen (Ich mußte wegfahren)! Ich mußte meine Gedanken auf eine neue Umgebung ablenken, auf neue Leute. Deshalb: “Ich fahre weg, meine lieben Kinder, und ich weiß nicht, wie lange ich fortbleiben werde. Und sollte mir irgend etwas zustoßen und sollte ich nicht zurückkommen, so erinnert Euch daran, daß wir Euch Kindern immer gute Eltern waren und daß wir Euch alles zum besten meinten. Wir liebten Euch alle und jeder Schmerz, der einem von Euch Kindern zugefügt wurde, schmerzte immer auch mich (hat auch mir immer weh getan). Sollte ich nicht zurückkommen und mich Mutter zugesellen, so seid gut zueinander und friedlich und vor allem, seid ehrlich (rechtschaffen). Wie Ihr wißt, betrachtete ich selbst (machte ich selbst) dies immer als wichtigsten Punkt (Teil) in meinen Geschäftsverkehr (meiner Handlungsweise) und lehrte Euch, rechtschaffen (ehrlich) zu sein. Eine andere Bitte, meine lieben Kinder, ist: Wenn mich die Welt hart (unfreundlich, streng) und falsch (unwahr) beurteilt (richtet), verteidigt mich, wie ich Euch verteidigen würde.”

So begab ich mich auf eine Reise zurück nach New York, um einige meiner alten Freunde zu besuchen. Ich hatte eine nette Zeit (einen netten Besuch) und, wie üblich, sind Freunde immer bereit, eine Gefährtin zu empfehlen, entweder eine Witwe oder ein älteres Mädchen. Und so kam es, daß mir ein älteres Mädchen, eine liebe Freundin von ihnen, vorgestellt wurde und ich ihr. Sie war eine nett aussehende (erscheinende) Frau, sauber (zierlich) und angenehm. Ich wurde ganz gut bekannt mit ihr und entschied mich, daß sie sicher eine gute Gefährtin sein würde. Sie wurde mir als gute Hausfrau und als gute Köchin empfohlen, alles, was sich ein Mann wünschen konnte. Nun, ich entschied mich, nachhause zu fahren und die Sache (Angelegenheit) zu überdenken und ihr eine Möglichkeit zu geben, es sich ebenfalls zu überlegen. Ich wußte, meine Kinder würden Einspruch dagegen erheben, eine andere Frau an ihrer Mutter Platz zu wissen, wie es gewöhnlich der Fall ist, besonders wenn die Kinder erwachsen sind. Aber was konnte ich tun? Mein jüngster Sohn Michael war zu jung, um zu heiraten, und er brauchte ein Heim, irgend jemanden, der uns beiden ein Heim bereiten würde. Nun, als ich nach Hause kam, überfiel mich die gleiche Einsamkeit noch schlimmer als je zuvor. Wenn die Tagesarbeit getan war und ich betrat meine Wohnung, so grüßte mich kein Feuer und auch sonst niemand. Eine meiner Töchter machte meine Zimmer sauber (hielt meine Zimmer in Ordnung, wischte sie auf), aber das war kein Ersatz (erfüllte nicht) für Gesellschaft (Kameradschaft, eine Gefährtin), so sehr ich auch ihre Arbeit würdigte (anerkannte). Aber sie hatte eine Familie, für die sie sorgen mußte (um die sie sich kümmern mußte), und konnte das nicht für immer weitermachen (aufrechterhalten).

Im Mai schrieb ich an Minnie Jakow, die ich in Buffalo, New York, kennengelernt hatte. Ich fragte sie, ob sie sich entschieden hätte, ihre Zukunft meiner Sorge (meiner Obhut) anzuvertrauen und daß ich mich entschieden hätte, zu heiraten und daß ich wünschte, sie möge kommen, außer sie hätte ihre Meinung geändert (sie hätte es sich inzwischen anders überlegt). Ich erhielt Antwort, daß sie kommen würde und so kam sie eines Abends mit dem Nachtzug. Ich holte sie ab (traf sie) und brachte sie zu meiner Wohnung. Das hatte endlose Kritik zur Folge (verursachte Kritik ohne Ende), gerade so, als ob es ein Verbrechen sei, sein Zimmer seiner Braut zur Verfügung zu stellen und selbst ein anderes zu benützen. Der Empfang, den sie in den nächsten Tagen erhielt, reichte aus (genügte), um jedermann dazu zu bringen (um in jedermann das Gefühl zu erwecken), den nächsten Zug zurück nach New York zu nehmen. Einige Tage, nachdem sie angekommen war, gingen wir nach St. Cloud und ließen uns trauen. Das sollte eigentlich die guten und christlichen (die gut christlichen) Leute Albanys befriedigt (zufriedengestellt) haben, aber es schien, als ob sie einfach nicht zufriedenzustellen waren (einfach nicht zufriedengestellt werden konnten)! Mehrere Abende lang war solch ein Geheule (Heulen) und Getöse (Gewühle) ums Haus (rund um das Haus), Schmutz war auf unsere Türstufen geworfen und man versuchte, unter und durch unser Fenster (vermutlich durch und unter den Vorhängen hindurch) zu sehen und allerlei solche Vorstellungen, wie ich sie gar nicht alle aufzählen (erwähnen) möchte. Meine neue Frau begann sich zu wundern, mit was für einer Art junger Strolche (mit was für einer Art von Raufbolden) sie sich hier wohl abzufinden habe, aber ich freue mich, sagen zu können, daß sie zuviel Verstand hatte, um irgendeiner (irgendwelchen) dieser Beleidigungen auch nur irgendwelche Aufmerksamkeit zu schenken. Mein Sohn Michael behandelte sie respektvoll und mein Sohn Johann und seine Frau waren ebenfalls freundlich zu ihr. Meine Töchter verhielten sich zuerst etwas zurückhaltend, aber es dauerte nicht lange, bis meine Frau Ansehen bei allen (den Respekt aller), mit denen sie bekannt wurde, genoß. Sie kümmerte sich um ihre eigenen Angelegenheiten und hatte, soviel ich weiß, nie irgendwelche Feinde. Alle die Jahre, die sie in Albany lebte, war sie geachtet (genoß sie Ansehen). Aber ich selbst kam nicht so gut weg, einige der Kleinstadtklatschbasen beobachteten mich genau. Wenn ich mit meiner neuen Frau einen Spaziergang machte, sagten sie: “Mit seiner ersten Frau ging er nie spazieren!”; wenn sie sahen, daß ich (er) die Bratpfanne hielt, um sie gleichmäßig auf dem Herd zu erhalten, während sie heiße Semmeln (heiße Kuchen) buk (vermutlich: um gleichmäßiges, ununterbrochenes Backen zu gewährleisten), so sagten sie: “Nie habe ich gesehen, daß er das für seine erste Frau getan hätte!”; wenn ich sonntags mit meiner Frau ging, um ein paar Haselnüsse zu sammeln, welche sie zum Zeitvertreib (um sich die Zeit zu vertreiben) sammelte, so sagten sie: “Nie tat er das für seine erste Frau!”. Kein Mensch nahm sich die Zeit zu überlegen (zu denken) oder zu sagen: “Hat ihn denn seine erste Frau je gebeten, ihr in der Küche zu helfen?” Meine erste Frau und meine zweite Frau waren zwei sehr verschiedene Frauen. Meine erste Frau war der Führer und ich folgte ihr und hätte sie mich gebeten, dies oder das zu tun, so würde ich es getan haben, aber sie nahm die Hilfe eines Mannes um den Küchenherd übel. Meine zweite Frau erwartete von mir, daß ich der Führer sein möge, aber wenn ich gerade in der Küche war, so bat sie mich, ihr behilflich zu sein (ihr an die Hand zu gehen, mit Hand anzulegen), so es gerade etwas gab, von dem sie sich wünschte, daß ich es tun möge. Es gab keinen Grund, warum ich es nicht hätte tun sollen und warum ich ihr nicht hätte helfen sollen. Sie hielt Haus für meinen Sohn Michael und mich (führte für meinen Sohn Michael und mich den Haushalt). Er war nicht ihr Sohn, aber sie behandelte ihn so, als wäre er ihr eigener Sohn und sie war nett und freundlich zu allen meinen Kindern. Ich bekam sie sehr gern. Sie hatte Sinn für Humor und war sehr vernünftig (verständig) und eine solch gute Gefährtin, als sie ein Mann von einer Frau nur erwarten kann. Sie mischte sich nie in geschäftliche Angelegenheiten. So beruhigten sich die Dinge nach und nach und alles ging wie immer (wie üblich) weiter.

Mein Sohn und ich verrichteten die ganze Arbeit im Geschäft und im Herbst 1886 verkaufte ich das Hotel. Mein Sohn und seine Frau wagten es nicht, das Hotelgeschäft weiter zu betreiben und ich verkaufte an einen Mann namens Jeskey. Er verursachte mir endlose Scherereien (endlosen Ärger, Mühe) bevor ich mit ihm fertig war; er fand ständig etwas verkehrt an seinem Besitztum (Eigentum) und verlangte (wünschte) Nachlaß an dem, was er mir schuldete, und bis ich glücklich mit ihm fertig war (bis zu jener Zeit, da ich glücklich mit ihm fertig war), erhielt er praktisch das Hotel für Nichts. Nun hatte ich nur mehr den Laden und die Wohnung an dessen Rückseite als Ergebnis (Resultat) aus all’ meiner schweren Arbeit. Mein Sohn Michael wollte im Herbst zur Schule gehen, so traf ich Vorbereitungen (arrangierte ich alles), daß er gehen könne und nahm meinen Sohn John als Hilfe in das Geschäft. Er war sehr gut und ein fähiges, beliebtes (gutes) Verbindungsglied zur Kundschaft (er konnte gut mit den Leuten umgehen, wörtlich: “er war ein guter Mixer mit der Öffentlichkeit”). Wir kamen sehr gut zurecht, aber es dauerte nicht lange, da bekam mein Sohn Michael, der nie von zuhause weg gewesen war, in der Schule Heimweh, und kam, nachdem er einige Wochen fort gewesen war, für immer nachhause. Ich brachte es nicht übers Herz, ihn dazu zu zwingen, zur Schule zurückzukehren, so blieb er daheim und das beendete seine Ausbildung. Es war so genau so gut, da er genug Ausbildung hatte, um mir eine Hilfe zu sein, und es bedurfte in jenen Tagen keiner College-Bildung um einen Landhandel (ein Geschäft auf dem Lande) zu führen. Ich fühlte, ich hatte meine Pflicht getan. Ich gab ihm die Gelegenheit und das war mehr, als ich für meinen Sohn John getan hatte. Der wollte eine Ausbildung, aber ich konnte sie nicht leisten (hatte nicht die Mittel dazu). Nach seiner Ansicht (wie er es betrachtete), hatte ihn das für den Rest seines Lebens gehandikappt (benachteiligt, behindert).

Ich setzte den Warenhandel noch mehrere Jahre fort und erzielte ein ziemlich gutes Einkommen. Die Konkurrenz war scharf und ein gut Teil des Geschäftes war Tauschhandel, kein Bargeschäft. Die Kunden brachten Butter, den sie selbst gemacht hatten, der lediglich für eine Seifenfabrik gut genug war. Doch, wir hatten ihn anzunehmen oder wir würden die Kundschaft verloren haben. Eier mußten im Tausch genommen werden und es kam häufig vor (es war eine häufige Erscheinung), daß wir sie für den Gebrauch nicht geeignet fanden. Ich hatte nicht das Kapital, um mich mit meinen Konkurrenten zu messen (um mit meinen Konkurrenten in Wettbewerb treten zu können), und so begann ich zu studieren (mir Gedanken zu machen) und darüber nachzudenken, daß das Erreichen einen knappen Einkommens nicht genug sei, um für meinen Sohn Michael ein Heim zu gründen, auf das er später (in der Zukunft) ein Anrecht haben würde. Ich hatte seiner Mutter versprochen, ich würde dafür arbeiten und ich würde die beste Gelegenheit für sein Wohlergehen suchen, und die Zeit war nicht mehr weit entfernt, da er ein eigenes Heim würde haben wollen und es schien mir, als ob seine Mutter neben mir wäre und als ob ich sie wispern hörte: “Es gibt bessere Orte, bessere Gelegenheiten als hier und es ist deine Pflicht, sie zu finden.” Zu jener Zeit sprach man beträchtlich viel (führte man zu beachtende, ernst zu nehmende Gespräche) vom “wilden und wolligen Westen”. Ich dachte, dort könnte es vielleicht eine Chance (eine Gelegenheit) für eine bessere Eröffnung unseres Geschäftes in irgendeinem neuen Lande geben. So entschloß ich mich, zu gehen und im Lande Umschau zu halten. Im Jahr 1889 fuhr ich weg nach dem Westen. Ich hatte ein paar Freunde im Staat Washington in der Stadt Colton. Ich entschloß mich, meine Freunde dort zu besuchen und, falls die Bedingungen (die Lage) günstig wären, mich dort niederzulassen. Meine Freunde schienen Glück zu haben, hatten beträchtliches Land angesammelt und waren sehr zufrieden.

Ich kam in Colton an besuchte meinen Freund Mr. Schultheis. Er zeigte mir alles und ich beschloß, mich in der Stadt Colton niederzulassen und im Herbst mit den Waren und der Familie umzuziehen. Dann fuhr ich nach Albany zurück in der Erwartung, meine geschäftlichen Angelegenheiten abzuschließen und in der Zwischenzeit Vorkehrungen für den Umzug zu treffen. Dann erhielt ich einen Brief von meinem guten Freund John Mally, der sich ebenfalls im Staate Washington niedergelassen hatte, im nördlichen Teil, der “Colville Valley” genannt wird. Er schrieb mir, ich solle kommen und ihn besuchen bevor ich mich für einen Ort (eine Niederlassung) entscheiden würde, da eine Eisenbahn von Spokane nach British Columbia durchgebaut und eine Station namens Valley errichtet werden würde. Ich tat, worum mich mein Freund John Mally gebeten hatte und als ich in Valley ankam, besuchte ich ihn. Ich war von dem Land so beeindruckt, daß ich mich auf der Stelle (gleich dort und sofort) entschied, mich dort niederzulassen. Das war der Ort für mich und meine Familie! Es muß der Ruf der Wildnis gewesen sein, denn dort gab es Bauholz, Bäume und Holz zum Verfeuern (Feuerholz). Mir gefiel die Umgebung so gut, ich liebte sie viel mehr (um soviel mehr), als irgendeinen anderen Ort, den ich in jenem Teil des Landes gesehen hatte! Ich begann sofort mit der Arbeit und fing an, ein Blockhaus als Lager zu bauen und sandte nach meiner Familie.

Die Stadt Valley bestand aus einem Section-Haus und einem Farmhaus, das gleichzeitig Postamt war. Mr. Jarvis war der Postmeister. Ich sagte “Farm”, aber im Westen nannte man sie “Ranches”. Dort gab es sehr wenig gerodetes Land, da es sich hauptsächlich um Viehranches handelte (da es hauptsächlich Viehranches gab). Der Name “wild und wollig” war sehr passend, da die Berge dicht mit undurchdringlichem Dickicht (Gestrüpp) und kleinen Bäumen bedeckt waren (wörtlich: da die Berge dicht mit Gestrüpp/Dickicht und kleinen Bäumen bedeckt waren und niemand durchzudringen vermochte). Dies war das Colville-Tal. Man konnte einige (wenige) Ranches (Rancher) durch das Tal am Fuß der Gebirge verstreut finden, aber es gab keinen Laden. Der nächstliegende Handelsplatz war Chewelah. So wählte ich die dichte Wildnis für meinen Sohn Michael und für meine Zukunft und die meiner Frau.

Ich wußte, meine Frau würde keine Einwendungen dagegen erheben, hierher zu ziehen. Sie schien alles mir zu überlassen und vertraute auf mein gutes Urteil. Ich fing an, Vorbereitungen für den Umzug unserer Handelswaren und unserer Haushaltsgegenstände zu treffen. Ich baute ein Geschäftsgebäude (man hätte es eine Bretterbude nennen können) und an dessen Rückseite (im hinteren Teil) einen Platz für die Wohnräume und über dem Laden einen Raum für meinen Sohn zum Schlafen. Mein Sohn Michael bestellte einen Wagen und verlud unser Eigentum (unser Gut) und dann meine Frau. Sie verließen Albany am 28. November und kamen in Valley am 3. Dezember 1889 an. Ich weiß nicht, wie ihnen zumute war (wie sie sich fühlten), als sie aus dem Zug ausstiegen und diese Wildnis sahen, aber weder meine Frau noch mein Sohn konnten viel Zeit ans Denken verschwenden. Es war viel zu tun! Ich hatte noch kein Dach auf dem Gebäude und es war Winter und schneite. Mein Sohn mußte sich sputen (mußte sich an die Arbeit machen) und Schindeln anfertigen. Er ging an die Arbeit und fertigte sie mittels (mit, mit Hilfe von) einer kleinen Hacke (eines kleinen Beils) und von Schnitzmessern. In späteren Jahren sagte er, das damals seien wirklich glückliche Tage gewesen und ich glaube auch, daß es so war (sie waren es). Es schien ihm Spaß zu machen, auf dem Dach zu sitzen und die Schindeln anzunageln und zu singen und zu hämmern. Es war etwas vollkommen Neues für ihn. Seine Mahlzeiten schienen ihn zu erfreuen (schienen ihm Spaß zu machen, er schien sie zu lieben), obwohl sie von einem selbst gemachten Tisch kamen und obwohl wir anstatt auf Stühlen auf Holzblöcken saßen und mit Messern mit Stahlgriffen aßen. Auch meine Frau machte gute Miene (machte aus allem das Beste) und wir mußten mehrere Wochen warten, bin unser Wagen ankam. Und zu unserer Überraschung hatte der Agent in Albany – absichtlich oder nicht, ich weiß es nicht – statt unseren Wagen nach Valley zu adressieren (zu deklarieren), den Inhalt als Handels- und Haushaltsartikel bezeichnet und sie wurden deshalb in Spokane entladen und jeder Artikel in eine Liste aufgenommen und die Folge war, daß die Fracht fast ebensoviel betrug, wie die Sendung wert war. Nun waren wir wieder am unteren Ende (am Anfang) der Leiter und mußten wieder ganz von vorne anfangen. Ab jener Zeit begannen sich die Verhältnisse zu bessern (die Dinge zu erholen) und wir waren zu beschäftigt, um Dingen nachzutrauern, die wir nicht mehr ändern konnten. Wir genossen es, unseren Laden einzurichten, wenn wir auch zum zweiten Mal von unten (von vorne) anfangen mußten!

Wir machten richtiges “Pionieren” durch und es war ein wirklich hartes Leben (voller Entbehrungen, Beschwerden). Wir gingen an die Arbeit und rodeten, so daß wir uns einrichten und bewegen konnten. Michael tat, was er konnte (machte das Beste daraus). Unsere Auslagen (Kosten) waren gering und wir kamen mit einer Tür weniger aus, als wir gebraucht hätten, wenn wir ein moderneres Gebäude gehabt hätten. Dies war der Spucknapf: die Spalten (Risse) im Fußboden ersetzten ihn (sorgten dafür). Wir hatten ziemlich aufregende Zeiten, wie man sie ja in einem neuen Land erwarten kann. Die Indianer waren zahlreich, aber wir kamen gut mit ihnen aus. Sie waren gute Kunden und außerdem dauerte es nicht lange bis jedermann im Lande herausfand, daß sich der kleine Mann im Laden vor niemandem fürchtete. Es gab da eine Horde Männer, die es sich angewöhnt hatten (die es gewohnt waren), jedermann im Lande zu terrorisieren. Es fiel ihnen ein, sie könnten einigen Spaß mit Michael haben und sie kamen in den Laden und fingen Spektakel an und richteten ihre Gewehre auf Michael. Ich war im Hintergrund des Ladens. Dort hoben wir einige Sensen auf und ich nahm eine und ging auf sie zu und sagte ihnen: “Ich glaube, ich muß ein wenig mähen!”. Sie sahen, ich sprach im Ernst und nicht im Spaß und sie verloren keine Zeit um hinauszukommen, solange das Hinauskommen noch gut ging. Die Straßen in diesem Teil des Landes waren schlecht und zeitweise quer durch das Tal nahezu (fast) unpassierbar, da das Tal dann ein Sumpf war. So, wie die Zeit verging, kamen immer mehr Leute und ließen sich hier nieder und das bedeutete, daß wir bessere Straßen bauen mußten (zu bauen hatten). Ich schloß einen Vertrag, eine Straße quer durch das Tal zu bauen. Ich stellte Männer ein und baute eine gute Straße, da ich diese Art Arbeit verstehe. Eines Tages kam der County-Inspektor (Bezirksinspektor), Mr. Wayland, um meine Arbeit zu inspizieren. Er sprach ziemlich laut mit einem meiner Arbeiter. Ich, der ich etwas schwer hörte, glaubte (dachte), er fände etwas an meiner Arbeit auszusetzen (er fände Fehler an meiner Arbeit). So ging ich zu ihm hin und schlug ihn ins Gesicht. Der Mann war ungefähr 6 Fuß groß. Ich mußte mich hinaufstrecken, um es tun zu können, und so stellt Euch seine Überraschung vor! Ich, ein kleiner Mann! Aber als ich herausfand, daß er nichts an meiner Arbeit auszusetzen hatte, entschuldigte ich mich natürlich, aber er hat den Schluß meiner Entschuldigung (davon) nie mehr gehört. Wenn sich jemand schlecht benahm, so sagten die Leute: “Wir werden den kleinen Mann aus dem Laden holen, der wird dafür sorgen, daß Du Dich anständig benimmst!” Ich bin nur 5 Fuß 5 Inches groß!

So vergingen die Jahre und das Geschäft wuchs (nahm zu) und wir bauten bessere Wohnräume. Es kamen immer mehr Leute (ins Land) und wir hatten das Postamt im Laden und nach und nach wurden mehr Gebäude gebaut: Mr. Slocum baute ein Hotel, Mr. Jacobish hatte eine Hufschmiede (Grobschmiede), Mr. Discoll fing eine Sägemühle an, Mr. Collins baute ein “home” (Haus, Heim?), Isidore Obermiller fing ein Gasthaus (saloon) an, gab es aber bald wieder auf. Er konnte es nicht sehen (sah es nicht gerne, mochte es nicht), wenn die Frauen auf seiner Türstufe saßen, weinend und darauf wartend, daß ihre Männer heimkommen würden. Einige Zeit hatten wir sogar einen Arzt und die Stadt Valley wurde (war dabei … zu werden) eine wirklich lebhafte (nette, fröhliche, heitere) Stadt. Wir machten gute Geschäfte und keine Konkurrenz machte uns Sorgen. Wir behandelten die Leute ehrlich (redlich) und gerecht (angemessen, richtig). Wir übernahmen (überforderten) die Leute nicht. Meine Frau amüsierte sich damit, ein paar Hühner aufzuziehen und einen kleinen Garten zu pflanzen. Der Boden in Valley war gut und fast alles wuchs. Für eine Frau, die aus einer großen Stadt wie Buffalo kam, und die nun in einer Wildnis leben sollte, wie es Valley war zu jener Zeit, als wir hinkamen, und die sich nicht beschwerte, denke ich, war das wunderbar und es schien ihr zu gefallen und sie machte gute Miene dazu (machte das Beste aus den Dingen). Wir fuhren fort, unser Möglichstes zu tun, aber die Zeiten waren nicht zu gut und es war eine schwere Aufgabe, wenn die Leute hereinkamen und sagten: “Wir haben kein Geld und brauchen Mehl!”. Michael sagte oft: “Wir können es uns nicht leisten, ihnen Mehl ohne Bezahlung zu geben!”, aber ich antwortete: “Laß es sie haben!”. Ich hatte die Qual des Hungers nicht vergessen, aber die meisten von ihnen bezahlten später, wenn sie Geld bekamen und wir überlebten das alles (durchlebten das alles).

Nun kam die Zeit, da sich mein Sohn Michael dazu entschloß, einen eigenen Hausstand zu gründen. Er hatte mit einem sehr netten jungen Mädchen in Albany verkehrt (er war mit einem sehr netten jungen Mädchen in Albany gegangen). Ihr Name war Mathilda Christian. Sie stammte aus einer sehr netten Familie. Sie kam und sie heirateten in Spokane, Washington, im Gonzaga College am 19. September 1892. Sie wohnten dann in den Räumen hinter dem Laden (an der Rückseite des Ladens) und ich baute für meine Frau und mich ein Haus auf dem Hügel. Alles ging eine Weile gut, aber dann (jetzt) kamen andere Schwierigkeiten. Als meine Frau das kritische Alter im Leben einer Frau erreichte, griff das ihren Geist an. Sie bildete sich alle möglichen Dinge ein. Sie glaubte, sie würde vernachlässigt (geringschätzig behandelt) und wenn sie uns mitsammen (zusammen) sprechen sah, dachte (glaubte) sie, Michael, seine Frau und ich hätten Geheimnisse miteinander und sie würde abseits stehen (wäre ausgeschlossen, würde Außenseiter sein) und dabei war sie es doch, die mit uns hierhergekommen war und ein hartes Leben ertragen hatte (die sich Entbehrungen hatte gefallen lassen) und die alle Arten von Unbequemlichkeiten auf sich genommen (eingesteckt) hatte. Hätte sie jemanden gehabt, der mit ihr gesprochen und ihre Gedanken auf andere Dinge gerichtet hätte, so hätte sie das vielleicht gerettet, aber die einzige Gefährtin, die sie hatte, war eine Mischlingsfrau namens Mrs. Flet und ich glaube nicht, daß sie die Sache (Angelegenheit) irgendwie besser machte. Nun, ich fing an, mich irgendwie schuldig zu fühlen. Nie, bevor es zu spät war, habe ich mir vorgestellt (ist mir zu Bewußtsein gekommen, ist mir bewußt geworden), daß sie einsam gewesen sein könnte, und das war ja kein Wunder, denn sie hatte niemanden ihrer Angehörigen (niemand von ihren Leuten) hier. Ihr Bruder in New York und ich, sehr beschäftigt, schenkten ihr wenig Aufmerksamkeit, denn wir dachten, sie wäre zufrieden, da sie sich nie beklagte. Nun, sie wurde so, daß wir uns Sorge machten aus Angst, sie könnte sich selbst etwas antun, so brachten wir sie in ein Sanatorium. Sie war nur sehr kurze Zeit dort und ich brachte sie wieder nachhause zurück und dachte, eine Reise nach New York, um ihren Bruder zu besuchen, würde sie wieder ganz zurechtbringen, was ihr dann auch (was ihr dann zu seiner Zeit auch) einigermaßen gut tat (einiges Gute tat), aber sie verursachte mir endlose Sorgen auf der Reise.

In Chicago lief sie weg und war die ganze Nacht verschwunden (weg). Ich war bei meiner Tochter Barbara zu Gast geblieben und am nächsten Tag kam sie von selbst zurück, aber sie wußte nicht, wo sie gewesen war. Wir und die Polizei konnten sie nicht finden. Dann, als wir nach Albany zu meiner Tochter Mary kamen, tat meine Frau das gleiche wieder. Wir mußten die ganzen Wälder nach ihr durchsuchen (absuchen) und so fuhr sie einige Jahre fort, aber zu seiner Zeit überwand sie es. Sie erzählte der Frau meines Sohnes John, daß sie immer wußte, was sie tat, daß sie jedoch keine Kontrolle (keine Gewalt) über sich selbst gehabt habe. Sie wünschte einfach zu laufen und es spielte keine Rolle (es machte ihr gar nichts aus, es bedeutete ihr keinen Unterschied), wohin.

So fuhren wir im Geschäft fort, bis mein Sohn Michael und ich 1896 unsere Partnerschaft auflösten. Er übernahm das Geschäft (den Laden) und ich zog mich zurück. Ich übernahm etwas Land, das er von der Eisenbahngesellschaft gekauft hatte, und den Rest in Bargeld. Ab und zu arbeitete ich an der Rodung des Landes. Es war Wiesenland und konnte durch Verbrennen während des Sommers, wenn der Boden trocken war, gerodet werden. Das Gestrüpp verbrannte bis zu den Wurzeln. Nun, ich möchte auch angeben (zugeben, anführen), daß ich eine ziemlich große Schadensersatzrechnung an meinen Nachbarn bezahlen mußte, da mir das Feuer bis auf ihr Gestrüpp davonrannte (da sich das Feuer bis auf ihr Gestrüpp ausdehnte) und ihnen eine Menge schwerer Arbeit ersparte; aber das hielt sie nicht davon ab, Schadensersatz zu verlangen, den ich bezahlte und was ich nicht einmal bedauerte, denn es ersparte mir Jahre harter Arbeit. In der Zwischenzeit gab mein Sohn John seine Stellung als Postangestellter auf, die er 14 Jahre inne gehabt und gesichert (sichergestellt, zugesprochen erhalten ?) hatte durch Senator Keller von Sauk Center. Er, mein Sohn John, fing eine Sägemühle in der Nähe meines Grundes (Landes) an und half mir, das Land zu roden und bebaute es später und erntete (baute) Hafer und Heu. Er hatte viele Pferde zum Transport (Sammeln) des Nutzholzes und benötigte beides, Hafer und Heu. Er bezahlte mir meinen Anteil dessen, was er erntete, und so gingen die Jahre dahin und meine Frau verursachte mir keine Schwierigkeiten mehr. Sie beklagte sich dann und wann, daß sie glaube, sie hätte einen Bandwurm, und wenn der Bandwurm hungrig wurde, so mußte er gefüttert werden. So brachte gewöhnlich ein gut großes Steak beide, meine Frau und den Bandwurm, in bessere Stimmung. Ich stellte ein Mädchen für sie ein, das die Arbeit verrichtete, und so war alles, was sie zu tun hatte, ihre Pfeife zu rauchen, wobei sie sich das Rauchen durch den Umgang mit dieser Mischlingsfrau angewöhnte (wobei ihr das Rauchen im Umgang mit dieser Mischlingsfrau zur Gewohnheit wurde). Die Friedenspfeife rauchen! Ich verwendete nie Tabak in irgendeiner Gestalt oder Form.

Im Winter 1905 begann mich der Rheumatismus zu plagen. Das Wetter war kalt und feucht. Ich las soviel vom Land des Sonnenscheins und der Blumen, Californien. Ich begann zu überlegen (zu bedenken), daß ich genügend Winter in Washington verbracht habe. Warum sollte ich es nicht mit einem anderen Ort versuchen? So entschied ich mich 1906, nach Californien zu gehen und den Winter in Santa Monica zu verbringen. Wir beide verliebten uns in das californische Klima, aber wie die Gänse flogen wir im Frühjahr nach Norden. Wir gingen dorthin, wo unsere Interessen lagen, nach Valley, Washington. Im darauffolgenden (nächsten) Winter gingen wir nach San Diego, da man mir gesagt hatte, das Klima dort wäre noch besser. Aber zu meinem Bedauern fand ich, daß es mir nicht so gut bekam (nicht so gut zusagte), und ich wurde sehr krank. Meine Frau erschrak und dachte, ich würde sterben (ich wäre auf dem Wege zu sterben) und sandte Nachricht an meine Söhne nach Washington. Mein Sohn Michael kam daraufhin, aber in der Zwischenzeit hatte ich mich entschieden, nicht zu sterben, sondern besser noch einige Zeit herumzulungern (mich noch einige Zeit anzuklammern ?), da ich ja sowieso lange Zeit tot sein würde. So traf mein Sohn, als er ankam, Vorbereitungen, uns nach Santa Monica zurückzubringen. Dort erlangte ich meine Gesundheit wieder und blieb bis zum Frühling. Im Frühjahr gingen meine Frau und ich wieder nach dem Norden. Verschiedene Male hatte ich es mir überlegt, zurückzukehren und meinen ständigen Wohnsitz dort (in Santa Monica) zu nehmen, aber wenn das Frühjahr kam, bekam ich Sehnsucht darnach, zu meinen Kindern und meinem Heim zurückzukehren. Zu jener Zeit wurde das Reisen für uns alleine ziemlich beschwerlich, so nahmen wir unser Mädchen (Dienstmädchen), Dora Klier, mit uns. Sie blieb einige Zeit bei uns. Dann, gegen das Frühjahr zu, hatte ich einen leichten Schlaganfall. Es schien meine Stimme anzugreifen. Ich konnte nicht lauter sprechen als wispern (flüstern). Ich schrieb einen Brief an meine Söhne und Johns einziger Sohn und mein einziger Enkel zu jener Zeit, Albert, kam und brachte uns zurück nach Hause. Er traf für uns die Vorbereitungen für eine Rückkehr per Schiff. Wir hatten eine nette Reise nach Hause und bekamen unsere Mahlzeiten sogar in unserer Staatskabine serviert. Mein Enkel Albert sorgte dafür.

Als wir diesmal ankamen, zogen wir nicht in unser eigenes Haus. Mein Sohn John hatte einen kleinen Bungalow neben seinem Haus, in dem wir wohnten. Er meinte (dachte), es sei für uns besser, in seiner Nähe zu sein, so daß er und seine Familie sich um uns kümmern könnten (nach uns sehen könnten). Wir wohnten ein Jahr dort. Ich erhielt meine Stimme zurück, war aber in jenem Winter sehr krank, zu krank, um in das Land des Sonnenscheins und der Blumen, das ich so liebte, zu fahren. Meine drei Töchter, Barbara von Chicago, Mary von Minnesota und Minnie von North Dakota kamen, um mich zu besuchen und ich fühlte mich besser. Meine Tochter Mary blieb einige Zeit und half meiner Frau, mich zu pflegen. Meine Frau hatte nie etwas dagegen (hatte nie Einwendungen dagegen), daß irgendeines meiner Kinder in unser Haus kam. Sie behandelte sie stets, als wären es ihre eigenen. Meine Tochter Barbara verbrachte einen Teil eines Winters mit uns in Californien und brachte uns nach Valley zurück und fuhr dann in ihr eigenes Heim nach Chicago zurück. So ging die Zeit vorbei und, wie ich bereits erwähnte, wohnten wir ein Jahr in Johns Bungalow, dann zogen unsere Mieter aus unserem Haus aus und wir entschieden uns, es wieder selbst zu bewohnen (wieder selbst in dasselbe einzuziehen). Es war näher dem (am) Geschäft und, wie die meisten alten Leute, fühlten wir uns in unserem eigenen Heim mehr zuhause.

Wir hatten es aufgegeben, die Winter in Californien zu verbringen, denn es wurde uns zu beschwerlich, zu reisen, aber ich vermißte das Geräusch des Ozeans und die rollenden Wogen und das Beobachten derselben zu den Gezeiten, wie ich es von Santa Monica her gewöhnt war und wo ich mit meinem Feldstecher die großen Boote (Schiffe) vorbeifahren sehen konnte. Und so, als der Herbst kam und das Wetter unangenehm (nicht mehr zuträglich, widerwärtig) wurde, fing ich an, unruhig (rastlos, ruhelos) zu werden und wieder fühlte ich mich, als würde mich eine Stimme rufen (als wenn mich eine Stimme rufen würde), aber es war eine andere Stimme, nicht wie der (gleich dem) “Ruf der Wildnis”, es war ein Ruf (es war die Stimme) des Ozeans. Ich traf mit meiner Tochter Mary Vereinbarungen (ich kam mit meiner Tochter Mary überein), ihre Tochter Anna mit uns gehen zu lassen und sie begleitete uns zurück nach Santa Monica. Sie sah zu (sie trug Sorge), daß wir uns einrichteten (daß wir häuslich eingerichtet waren) und dann fuhr sie zurück nach Spokane, Washington. Dies sollte meine letzte Reise sein, da ich nicht die Absicht hatte, noch einmal nach dem Norden zurückzukehren (noch einmal nordwärts zu fahren)! Ich kann es gar nicht ausdrücken, wie glücklich ich bin, da ich hier auf meiner üblichen Bank (auf meiner gewohnten Bank) an den wunderbaren Palisaden der Stadt Santa Monica sitze, da meine Augen über den Ozean wandern und die jagenden, verfolgenden (einander jagenden) und einander nie erreichenden (und einander nie einholenden) Wellen beobachten, alle endend im gleichen wütenden Aufschlag. Der immer stärker gewordene Sturmwind (das immer heftiger gewordene Unwetter, Gewitter / das Unwetter, Gewitter, das sich stetig verschlimmerte) beruhigt sich nach und nach (läßt allmählich nach) und, als die Sonne zu sinken beginnt, beruhigen sich die ärgerlichen Wellen. Der Tag neigt sich seinem Ende zu und bald beginnt die Sonne zu sinken. Die Wellen überkegeln einander, peitschen (geißeln, überstürzen sich), wenn es nicht anders geht, Zungen schlagend (schlagen wütend) an das Ufer) und schließlich endet der Traum des Lebens wie die Wellen. Alle enden auf die gleiche Weise und verschwinden von der Welt, so wie auch ich (ebenso wie ich) hier sitze und den wunderbaren Widerschein des Sonnenuntergangs am herrlichen Himmel beobachte, wo es keinen Sturmwind (keine Störung der Ruhe), keine Schläge und kein gegenseitiges Brüllen (und kein einander Anschreien) gibt. Nur Frieden, Frieden und Glückseligkeit, wie auch ich, Georg Kulzer, allmählich hinübergleite in den Horizont (hinüberschwebe in den Himmel).


Die vorgehende Geschichte ist die wahre Geschichte des Georg Kulzer, von ihm selbst geschrieben und aus dem Manuskript (Konzept, der Handschrift) und der deutschen Sprache ins Englische übersetzt von Georg Kulzers Schwiegertochter, Mary Obermiller Kulzer, John’s Frau.


Mr. Kulzer wurde am 22. April 1831 geboren und starb am 14. Dezember 1912 in der Stadt Santa Monica, umgeben von Freunden und seinem Sohn John, der aus Valley, Washington, gekommen war und von 2 katholischen Priestern und wurde durch die (von der) Katholische Kirche in Santa Monica beerdigt. Er ruht nun, den Pazifischen Ozean überblickend, im wunderbaren Friedhof in Santa Monica, in dem Land, das er so liebte. Er lebte nur noch kurze Zeit, nachdem er zum letzten Male nach Californien gekommen war. Er erkältete sich (zog sich eine Erkältung zu) und sein infolge all der Beschwerden, durch die er während seines Lebens gegangen war, müde und verbraucht (abgespannt und überanstrengt) gewordener Körper hatte nicht mehr genug Widerstandskraft, die Erkältung zu überwinden.

So endete eines der nützlichsten (brauchbarsten) Leben und ein wundervoller Mann, ein Mann der wenigen Worte, aber ein tiefer Denker, der immer die sog. “Underdogs” verteidigte (die vom Leben Benachteiligten; “Underdog” = der Hund, der in einem Hundekampf am schlechtesten abschneidet; hier: eine Person, die im Kampf ums Dasein am schlechtesten abschneidet). Sein Freigebigkeit war während seines Lebens nie bekannt. Er sprach nie davon. Sein Wahlspruch (Motto) war: “Laß nie die Rechte wissen, was die Linke tut!”. Erst nachdem er gestorben war (nicht, bis er gestorben war), wurde bekannt, daß er stets (immer) den Armen gab. Mancher Sack Mehl (viele Säcke Mehl) und andere Dinge gingen an die Armen. Er war immer bereit, seinen Kindern zu helfen und zu raten (und sie zu beraten) auch wenn sie (selbst wenn sie) seinen Ratschlägen nicht folgten. Es gab Zeiten, in denen sie sie nicht befolgten. Das endete dann gewöhnlich damit, daß er Gelegenheit bekam (ein Chance hatte), zu sagen: “Ich habe es dir gesagt!”. So verstanden nur wenige Leute Mr. Kulzer oder seine Absichten. Er war nicht dafür (er hielt nichts davon), daß man die eigenen Kinder zur Schule wegschickt und dafür fremde Leute einstellt, um die Arbeit zu verrichten. Er konnte nichts mit gebildeten Leuten, d.h. mit Leuten mit College-Bildung anfangen (er hatte keine Verwendung für …, konnte keine … brauchen). Er sagte (meinte), seine Söhne hätten nur eine allgemeine Schuldbildung und beide seien sehr erfolgreiche Geschäftsleute. Das war richtig, sie waren erfolgreich in allem, was sie unternahmen, aber nur durch sehr schwere (harte) Arbeit.

Und so sammelte er genug (erntete er genug), um sich an seinem Lebensabend (in seinen alten Tagen, seinem vorgerückten Alter) ein Leben der Behaglichkeit (Bequemlichkeit) zu sichern und er hinterließ genug für seine Witwe, die nach seinem Tode mit seinem Sohn John nach dem Norden kam und für einige Zeit ihr Heim bei einer einer Töchter, Mary Diedrich, aufschlug. Schließlich ging sie zu ihrem Bruder nach Buffalo, New York, zurück. Sie überlebte ihren Mann trotz ihres gehätschelten (üblen) Bandwurms um 12 Jahre. Ihre meiste Zeit verbrachte sie mit Fischen und sie war sehr exakt (genau) im Hinblick auf das Datum des Monats, an dem sie einen Fisch fing. Aber, allen Spaß in Bezug auf das Fischen beiseite lassend, sie war eine sehr gute Stiefmutter und es ist der Wunsch ihrer Stiefkinder, daß sie in Frieden ruhen möge (und, möge sie ruhen in Frieden, wie es der Wunsch ihrer Stiefkinder ist).